Friday, June 13, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Die Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in das technische Facility Management markiert einen tiefgreifenden Wandel. Ein aktuelles White Paper von Lünendonk & Hossenfelder zeigt, wie KI-Technologien die Instandhaltung, Betriebsführung und strategische Steuerung von Immobilien transformieren können und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.

Bild: iStock


Künstliche Intelligenz ist mehr als nur Automatisierung und unterscheidet sich grundlegend von klassischer Software. Während letztere regelbasiert arbeitet, zeichnet sich KI durch Lernfähigkeit und die Fähigkeit zur Echtzeitanalyse aus. Diese Eigenschaften eröffnen neue Möglichkeiten im Gebäudemanagement – von der automatisierten Anlagensteuerung bis hin zu datenbasierten Wartungsstrategien. Insbesondere durch Predictive Maintenance lassen sich Betriebsausfälle deutlich reduzieren. Sensoren erfassen kontinuierlich den Zustand technischer Anlagen, KI-Algorithmen analysieren diese Daten und leiten Wartungsbedarfe ab – bevor ein Defekt überhaupt eintritt. So erhöht sich die Verfügbarkeit um bis zu 20 %, gleichzeitig sinken die Instandhaltungskosten spürbar. Vor allem für Unternehmen, bei denen Anlagenausfälle und Störungen der Betriebsabläufe mit hohen Risiken und Kosten verbunden sind, ist Predictive Maintenance eine attraktive Option. Auch wenn die »Vision der instandhaltungsfreien Fabrik« (Fraunhofer Austria Research) noch ein Zukunftsmodell ist, so bietet die stetige Weiterentwicklung der KI-Tools Unternehmen große Mehrwerte gegenüber bisherigen Wartungs- und Instandhaltungsmodellen.

Verschiedene Ebenen der KI-Nutzung im FM
Das White Paper unterscheidet zwischen Basistechnologien wie ChatGPT oder Microsoft Power BI ohne direkten Bezug zum FM und Fachlösungen, die speziell für das FM entwickelt wurden. Standardlösungen bieten erhöhte Datensicherheit und schützen Geschäftsgeheimnisse, indem sie innerhalb der unternehmenseigenen Infrastruktur betrieben werden. Zu den wichtigen Merkmalen dieser Standardlösungen gehören eine nahtlose Integration in bestehende Unternehmenssysteme, hohe Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit an wechselnde Geschäftsanforderungen. Spezialisierte KI-Tools ermöglichen ein integriertes und datengetriebenes FM, das sowohl die betriebliche Effizienz steigert als auch die Kosten senkt und die Nutzerzufriedenheit erhöht. Wesentliche Anwendungsfelder sind die prädiktive Wartung, Raum­optimierung und integrierte Kommunikationssysteme, um die Effizienz und Sicherheit von Gebäuden zu verbessern. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit von KI sind die Qualität und Verfügbarkeit von Daten: Ohne historische Werte und eine leistungsfähige Datenplattform lassen sich keine verlässlichen KI-Modelle trainieren. Ebenso essenziell sind robuste Sensorik, stabile Netzwerkinfrastrukturen und klare Datenschutzregelungen.

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Vorteile im Praxisbetrieb
Praxisbeispiele zeigen, dass KI nicht nur die Technik effizienter macht, sondern auch die Nutzenden in den Mittelpunkt stellt. Temperatur- und Luftqualitätssensoren verbessern das Raumklima, was sich direkt auf die Produktivität auswirkt. Instandhaltungszyklen lassen sich bedarfsgerecht steuern – etwa bei Lüftungsanlagen, wo die Differenzdruckentwicklung Hinweise auf den optimalen Zeitpunkt für den Filterwechsel gibt. Zudem kann KI bei der Energieeffizienz unterstützen: Systeme wie ein »Energy Efficiency GPT« analysieren Verbrauchsdaten, erkennen CO₂-intensive Anlagen und schlagen konkrete Maßnahmen zur Optimierung vor. Damit ist KI ein wichtiger Hebel für die ESG-Strategie von Immobilienunternehmen – etwa durch den gezielten Austausch ineffizienter Komponenten (Scope-4-Reduktion).

Neue Anforderungen an Prozesse und Verträge
Mit dem technischen Fortschritt verändern sich auch die betrieblichen Abläufe. Klassische Leistungsverzeichnisse stoßen an Grenzen, wenn Wartung nicht mehr intervall­basiert, sondern bedarfsorientiert erfolgt. Künftig könnten Modelle wie »Maintenance as a Service« dominieren, bei denen Dienstleister auf Basis von Sensordaten proaktiv agieren. Auch die Vertragsgestaltung muss sich anpassen. Die Frage, wem die erhobenen Daten gehören, wie sie verwendet werden dürfen und wie Haftungsfragen geregelt werden, gewinnt an Bedeutung. 30 % der FM-Dienstleister rechnen mit einem wachsenden Einfluss von KI auf Vertragsmodelle. Auch die Anforderungen an das Personal ändern sich. Datenanalyse, technisches Verständnis und IT-Kenntnisse gewinnen an Gewicht. Gleichzeitig entlastet KI das vorhandene Fachpersonal, indem sie Routineaufgaben übernimmt.

Fazit
KI eröffnet im technischen Facility Management ein neues Kapitel – mit messbaren Vorteilen für Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Doch der Weg zur breiten Umsetzung ist komplex und erfordert mehr als nur Technologie: Investitionen in Datenqualität, Infrastruktur und Weiterbildung sind ebenso nötig wie eine neue Denkweise in Vertragswesen und Zusammenarbeit.


Tipp
Kostenloser Download des White Papers unter www.luenendonk.de 

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