Sonntag, April 28, 2024
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KMU in der Cloud: Umgang mit der Datenflut

Wie KMU in einer datengesteuerten Welt fundierte Entscheidungen treffen, ihre Effizienz verbessern und wettbewerbsfähig bleiben können

Von Ben Schreiner, Head of Business Innovation bei Amazon Web Services (AWS)

Die effektive Nutzung von Daten ist eine der vielen Herausforderungen, denen sich Führungskräfte kleiner Unternehmen in der heutigen, sich wandelnden Wirtschaft stellen müssen. Daten können Unternehmen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, über den Tellerrand zu schauen, sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen sowie neue Möglichkeiten zu erschließen. Laut einer Umfrage von NewVantage Partners aus dem Jahr 2022 wollen 85 % der Unternehmen datengesteuert arbeiten, aber nur 37 % sind dabei auch erfolgreich.

Während große Unternehmen über spezielle Teams für die Strukturierung und Analyse von Daten verfügen, benötigen kleine und mittlere Unternehmen eher Hilfe bei der Suche nach dem Mehrwert der Daten. Ohne eine angemessene Verwaltung können Daten unübersichtlich und überwältigend werden. Hier sind fünf Schritte, die Unternehmen jeder Größe helfen können ihre Daten besser zu nutzen.

1. Startschuss für die Datenverwaltung
In vielen Unternehmen befinden sich die Daten in verschiedenen isolierten Bereichen des Unternehmens und in unterschiedlichen Formaten. Unternehmen können alle ihre Daten von isolierten Altsystemen auf vollständig verwaltete automatisierte Datenbanken in der Cloud verlagern. Neben der Senkung der Kosten, die durch alte Infrastruktur insbesondere bei Anpassungen und Skalierungen entstehen, bieten diese Datenbanken allen Mitarbeitenden des Unternehmens Zugang zu denselben Daten und ermöglichen eine intelligentere, einheitlichere Entscheidungsfindung.

Viele Unternehmen können schon aus dieser Datenverlagerung mehr herausholen, als sie für möglich hielten. Ein Unternehmen aus der Transportbranche wollte Cloud-Lösungen nutzen, um die Infrastrukturkosten zu senken. Die Verantwortlichen hatten keine Ahnung, dass ein vertrauenswürdiger Cloud-Anbieter eine Verlagerung nicht einfach nur überwacht, sondern zu einem Partner für die Zusammenarbeit wird. Mit fachkundiger Anleitung und einem besseren Verständnis für die Möglichkeiten der Cloud konnte das Unternehmen seine Infrastruktureffizienz verbessern und auch neue Wege finden, um seinen Kunden einen Mehrwert zu bieten.

2. Eine klare Vision definieren
Sobald die Daten vereinheitlicht und gestrafft sind, ist es an der Zeit, genau zu entscheiden, was mit den Daten erreicht werden soll. Will ein Unternehmen erreichen, dass weniger Kunden ihren Einkaufswagen verwerfen? Soll die Lieferkette modernisiert werden? Hat das Unternehmen Probleme mit der Entwicklung einer benutzerfreundlichen App? Unabhängig vom Ziel sollte eine Leitvision entworfen werden, die alle Berührungspunkte des Unternehmens mit dem Kunden vereint. Das ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf den Kunden und hilft, aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen.

Genau das tat Birra Menabrea, die älteste Brauerei Italiens, nach ihrer Cloud-Umstellung. Die Vision des Unternehmens: Die Kosten durch Datennutzung senken, um den Traditionsbetrieb auch im Datenzeitalter konkurrenzfähig zu halten. Das Unternehmen implementierte Cloud-Lösungen, die mit Hilfe von Sensoren und maschinellem Lernen die Anlagen kontinuierlich überwachten, und erhielt so leicht verständliche Echtzeitdaten, die darüber informierten, wann eine Maschine gewartet werden musste oder ob abnormale Bedingungen vorlagen, die behoben werden mussten. Anhand der Messdaten konnte das Team die Ausfallzeiten der Anlagen reduzieren und die Lieferkette optimieren, wodurch die Kosten um beeindruckende 42 % gesenkt werden konnten.

3. Schutz der Unternehmensdaten
Zu viele KMU können ihren Kunden das Versprechen der Datensicherheit nicht geben – oder sicherstellen, dass sie gegen einen Cyberangriff gewappnet sind. In einer kürzlich durchgeführten Studie mit über 1.000 KMU aus verschiedenen Branchen gaben 75 % an, dass sie nach einem erfolgreichen „Ransomware-Angriff", bei dem ein Unternehmen durch eine Schadsoftware zur Zahlung von Lösegeld erpresst wird, nur drei bis sieben Tage überleben würden.

Wenn Unternehmen eine Partnerschaft mit einem zuverlässigen, vertrauenswürdigen Cloud-Anbieter eingehen, kann dieser das Thema Sicherheit größtenteils übernehmen. Expert:innen können mit den sich ständig weiterentwickelnden Bedrohungen der Cybersicherheit Schritt halten und die von der Branche vorgeschriebenen Compliance-Standards automatisieren. So können sich Manager:innen ganz auf die Weiterentwicklung des Unternehmens konzentrieren.

4. Das Ende des Datenchaos
Es gibt automatisierte Cloud-Lösungen wie Dokumentenverarbeitung, vorausschauende Wartung, Schutz vor Betrug und vieles mehr, die dabei helfen, den kostspieligen und zeitaufwändigen Prozess der Beseitigung von Datenchaos zu überwinden.

Das Team von Gray Hair Software, einem Anbieter für postalische Lösungen für Unternehmen, nutzte beispielsweise die Möglichkeiten der Cloud und kombinierte Datenbank- und Analysedienste, um Post-Daten abzufragen und zu kombinieren. So konnte das Unternehmen Einblicke gewinnen, die dabei halfen, die Nutzung der Computerleistung zu optimieren und kostspielige Ausfallzeiten zu vermeiden. Außerdem ermöglichten die Analysen dem Unternehmen eine automatische Preisstaffelung. So erhielten Kunden einen Kostenvoranschlag, der direkt mit den Kosten der Dienstleistung übereinstimmte, was das Vertrauen und die Bindung des wachsenden Kundenstamms stärkten. Dieser Schritt half dem Unternehmen, die Kosten um mehr als 50 % zu senken und Produkte in nur 10 % der Zeit herzustellen, die es früher benötigte.

5. Monetarisierung der Erkenntnisse
Viele Unternehmen generieren mehr Daten, als sie selbst zu nutzen wissen. Für diese Daten sollte überlegt werden, für wen sie noch von Nutzen sein könnten. Ein Verpackungsunternehmen unterstützt beispielsweise seine Kunden seit Jahrzehnten bei der Optimierung ihrer Produktionseffizienz. Dieser Service brachte den Kunden einen Mehrwert, aber das Verpackungsunternehmen hatte nicht daran gedacht, die dabei gesammelten Daten zu monetarisieren. Sie begannen mit einfachen Tools, die Daten nach Branchen zu aggregieren, erstellten Branchen-Benchmarks und verkauften diese Benchmarks, damit noch mehr Kunden verstanden, wie sie im Vergleich zu ihren Mitbewerbern abschnitten.

Ein Fintech-Unternehmen verfügt über Daten zu den Ausgabengewohnheiten von Verbrauchern, die ein Start-up-Unternehmen im Bereich Steuersoftware nutzen könnte. Ein Gesundheitsunternehmen hat Einblicke in Daten, die einem anderen Unternehmen bei der Entwicklung intelligenterer medizinischer Geräte helfen. Indem Unternehmen ihre Daten vermarkten, verdienen sie Geld, während sie anderen Unternehmen helfen, ihre Visionen zu verwirklichen.

Bild: iStock

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