Tuesday, May 13, 2025

Mehrwert für Manager

Ticker

Ohne Standortsicherung keine Zukunft

Die Industrieemissionsrichtlinie (IED) treibt einigen Unternehmen der Stein- und keramischen Industrie Sorgenfalten auf die Stirn. Die bisher gültigen Grenzwert-Bandbreiten sind Geschichte, es zählt nur noch der niedrigste Schwellenwert. Das schadet dem Standort und der Wettbewerbsfähigkeit. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik

Die Industrieemissionsrichtlinie ist das wichtigste Instrument, das EU-weit zur Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung durch industrielle Tätigkeiten eingesetzt werden kann. Sie sieht Vorschriften zur Reduktion von Emissionen in Luft, Wasser und Boden und zur Abfallvermeidung vor, indem auf Basis der besten verfügbaren Techniken Grenzwerte für freigesetzte Schadstoffe vorgeschrieben werden, die im ordentlichen Betrieb der Anlage eingehalten werden müssen. So weit so gut. Diese Grenz­werte gelten in der gesamten Europäischen Union, werden aber national sehr unterschiedlich umgesetzt und die Bestimmungen mehr oder weniger streng vollzogen. Zusätzlich werden sie in regelmäßigen Abständen überarbeitet und an die technologischen Entwicklungen angepasst. Meist wird verschärft, wie die aktuelle bereits im Sommer 2024 in Kraft getretene IED zeigt. Das zwingt die Unternehmen dazu, ihre Anlagen anzupassen, aufzurüsten, umzubauen, teuer zu investieren oder im schlimmsten Fall zu schließen oder abzuwandern.

Keine Bandbreite mehr
Nun zum konkreten Knackpunkt der neuen IED: Die bisherige Richtlinie legte Grenzwert-Bandbreiten für verschiedene Emissionen fest. Die Unternehmen mussten sich im Genehmigungsverfahren innerhalb dieser Bandbreite bewegen. Mit Umsetzung der neuen IED muss nun aber der niedrigste Schwellenwert als Ausgangspunkt herangezogen werden. Durch Beweisführung seitens der Unternehmer, kann ausgehend von diesem niedrigsten Wert auch ein höherer Grenzwert genehmigt werden. Die Beweislast liegt jedoch beim Unternehmer. Das Prozedere ist wohl verständlich, berücksichtigt allerdings weder die Verfügbarkeit der Technologien, die jene niedrigen Grenzwerte einhalten können, noch die wirtschaftlichen Möglichkeiten innerhalb der Branche oder Unternehmerschaft. Mit anderen Worten: Die Bandbreite ist futsch, der niedrigste Schwellenwert die Ultima Ratio.

Mehrfach wurde seitens des Fachverbands bei den Diskussionen zur Umsetzung auf nationaler Ebene darauf hingewiesen, dass vor allem die klein- und mittelständischen Unternehmer Probleme haben werden, die Investitionen zur Erreichung der niedrigsten Grenzwerte zu bewerkstelligen. Doppelt bitter für jene, die sich innerhalb der möglichen Bandbreite oder gar nur knapp über dem niedrigsten Grenzwert befinden.

Kein blinder Gehorsam

Keine Frage: die Umsetzung einer europäischen Richtlinie ist verpflichtend. Beim »wie« ist allerdings jener legale Spielraum auszuschöpfen, der den Möglichkeiten der heimischen Wirtschaft gerecht wird. In blindem Gehorsam und um jeden Preis europäisches Regelwerk umzusetzen, damit den Erfordernissen genüge getan wurde, schadet auf Sicht gesehen dem Standort und der Wettbewerbsfähigkeit. Es braucht daher viel mehr Mut manche Vorgaben kritisch zu hinterfragen und im Lichte der Möglichkeiten der heimischen Wirtschaft auszulegen. Andernfalls tragen wir gemeinsam weiter dazu bei, dass sich die Abwanderung von Unternehmen in Nicht-EU-Länder verstärkt. Wer dies für eine Floskel eines Lamentos hält, dem sei ein Blick in den Draghi-Report empfohlen: ohne Standortsicherung, keine Zukunft!

Bild: iStock

×
Stay Informed

When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.

Innovative Bauwirtschaft: Wie neue Materialien die...
Sozialpartnerschaft zeigt ihre Stärke in schwierig...
 

Comments

No comments made yet. Be the first to submit a comment
Already Registered? Login Here
Tuesday, 13 May 2025

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://www.report.at/

Firmen | News

Firmen | News
13 May 2025
Firmen | News
Ökologische Weitsicht ist in vielen Branchen bereits zum zentralen Entscheidungskriterium avanciert. Besonders in der Veranstaltungsplanung kann eine nachhaltige Ausrichtung tiefgreifende Auswirkungen haben, da sorgfältig organisierte Events mit betr...
Firmen | News
08 May 2025
Firmen | News
Zürich zählt zu den lebenswertesten Städten Europas – aber auch zu den teuersten. Wohnraum ist knapp, Quadratmeterpreise steigen, und der Platz in den eigenen vier Wänden wird zunehmend zum Luxusgut. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen und Unt...
Nicole Mayer
08 May 2025
Firmen | News
Der qualityaustria Excellence Day 2025 stellt den Menschen als Motor für Veränderung in den Mittelpunkt. Unter dem Motto „Veränderung braucht Beteiligung und Mut" zeigt die Veranstaltung, wie Unternehmen in unsicheren Zeiten durch gelebte Excellence ...

Neue Blog Beiträge

06 May 2025
Europa
Mensch und Gesellschaft
Die EU-Kommission hat im April 2025 mehrere Richtlinien zum Thema Nachhaltigkeit mit der sogenannten „Omnibus"-Verordnung massiv verändert. Was kommt nun auf Unternehmen zu, was bleibt gleich und was wird noch wichtiger? Ein Überblick. In den letzten...
06 May 2025
Qualität und Effizienz
Mensch und Gesellschaft
Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz dürfen nicht nur am Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, der am 28. April begangen wurde, Thema sein. Dafür sprechen drei klare Gründe: Erstens sind Unternehmen gesetzlich zum Schutz ihrer M...
06 May 2025
Europa
Politik
Falsche Chefs, fatale Folgen! Europas Führungskrise ist ein Selbstläufer ins Desaster. An der Spitze: Ursula von der Leyen, einst als Deutschlands schwächste Verteidigungsministerin verspottet, nun Präsidentin der Europäischen Kommission. Ihr Track R...