Thursday, May 01, 2025

Mehrwert für Manager

Ticker

Ohne Standortsicherung keine Zukunft

Die Industrieemissionsrichtlinie (IED) treibt einigen Unternehmen der Stein- und keramischen Industrie Sorgenfalten auf die Stirn. Die bisher gültigen Grenzwert-Bandbreiten sind Geschichte, es zählt nur noch der niedrigste Schwellenwert. Das schadet dem Standort und der Wettbewerbsfähigkeit. Ein Kommentar von Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer Fachverband Steine-Keramik

Die Industrieemissionsrichtlinie ist das wichtigste Instrument, das EU-weit zur Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung durch industrielle Tätigkeiten eingesetzt werden kann. Sie sieht Vorschriften zur Reduktion von Emissionen in Luft, Wasser und Boden und zur Abfallvermeidung vor, indem auf Basis der besten verfügbaren Techniken Grenzwerte für freigesetzte Schadstoffe vorgeschrieben werden, die im ordentlichen Betrieb der Anlage eingehalten werden müssen. So weit so gut. Diese Grenz­werte gelten in der gesamten Europäischen Union, werden aber national sehr unterschiedlich umgesetzt und die Bestimmungen mehr oder weniger streng vollzogen. Zusätzlich werden sie in regelmäßigen Abständen überarbeitet und an die technologischen Entwicklungen angepasst. Meist wird verschärft, wie die aktuelle bereits im Sommer 2024 in Kraft getretene IED zeigt. Das zwingt die Unternehmen dazu, ihre Anlagen anzupassen, aufzurüsten, umzubauen, teuer zu investieren oder im schlimmsten Fall zu schließen oder abzuwandern.

Keine Bandbreite mehr
Nun zum konkreten Knackpunkt der neuen IED: Die bisherige Richtlinie legte Grenzwert-Bandbreiten für verschiedene Emissionen fest. Die Unternehmen mussten sich im Genehmigungsverfahren innerhalb dieser Bandbreite bewegen. Mit Umsetzung der neuen IED muss nun aber der niedrigste Schwellenwert als Ausgangspunkt herangezogen werden. Durch Beweisführung seitens der Unternehmer, kann ausgehend von diesem niedrigsten Wert auch ein höherer Grenzwert genehmigt werden. Die Beweislast liegt jedoch beim Unternehmer. Das Prozedere ist wohl verständlich, berücksichtigt allerdings weder die Verfügbarkeit der Technologien, die jene niedrigen Grenzwerte einhalten können, noch die wirtschaftlichen Möglichkeiten innerhalb der Branche oder Unternehmerschaft. Mit anderen Worten: Die Bandbreite ist futsch, der niedrigste Schwellenwert die Ultima Ratio.

Mehrfach wurde seitens des Fachverbands bei den Diskussionen zur Umsetzung auf nationaler Ebene darauf hingewiesen, dass vor allem die klein- und mittelständischen Unternehmer Probleme haben werden, die Investitionen zur Erreichung der niedrigsten Grenzwerte zu bewerkstelligen. Doppelt bitter für jene, die sich innerhalb der möglichen Bandbreite oder gar nur knapp über dem niedrigsten Grenzwert befinden.

Kein blinder Gehorsam

Keine Frage: die Umsetzung einer europäischen Richtlinie ist verpflichtend. Beim »wie« ist allerdings jener legale Spielraum auszuschöpfen, der den Möglichkeiten der heimischen Wirtschaft gerecht wird. In blindem Gehorsam und um jeden Preis europäisches Regelwerk umzusetzen, damit den Erfordernissen genüge getan wurde, schadet auf Sicht gesehen dem Standort und der Wettbewerbsfähigkeit. Es braucht daher viel mehr Mut manche Vorgaben kritisch zu hinterfragen und im Lichte der Möglichkeiten der heimischen Wirtschaft auszulegen. Andernfalls tragen wir gemeinsam weiter dazu bei, dass sich die Abwanderung von Unternehmen in Nicht-EU-Länder verstärkt. Wer dies für eine Floskel eines Lamentos hält, dem sei ein Blick in den Draghi-Report empfohlen: ohne Standortsicherung, keine Zukunft!

Bild: iStock

×
Stay Informed

When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.

Innovative Bauwirtschaft: Wie neue Materialien die...
Sozialpartnerschaft zeigt ihre Stärke in schwierig...
 

Comments

No comments made yet. Be the first to submit a comment
Already Registered? Login Here
Thursday, 01 May 2025

By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://www.report.at/

Firmen | News

Firmen | News
xFarm Technologies will die Landwirtschaft mit einer KI-fähigen App digitalisieren und so landwirtschaftliche Betriebe dabei unterstützen, Herausforderungen wie unvorhersehbares Wetter und steigende Kosten zu bewältigen. Das AWS Pioneers Project stel...
KONE
28 April 2025
Firmen | News
Ein schlecht geplanter Aufzug kann ein ganzes Gebäude ineffizient machen – lange Wartezeiten, überfüllte Kabinen und frustrierte Nutzer sind die Folge. Deshalb ist eine durchdachte Planung entscheidend. Denn eine durchdachte Planung steigert nicht nu...
Firmen | News
25 April 2025
Firmen | News
Die Bau- und Immobilienwelt bezeichnet einen facettenreichen Sektor, der zahlreiche wirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Aspekte vereint. Unterschiedliche Perspektiven, Erfahrungen und Hintergründe führen zu einer fundierten Entschei...

Neue Blog Beiträge

14 April 2025
USA: Zwischenrufe aus Übersee
Die Welt steht Kopf. Washington feiert den "Liberation Day" und ein Wirtschaftskrieg droht. Ein neuer Handelskrieg droht die globale Wirtschaft zu erschüttern. Am 2. April 2025 erklärte Präsident Donald Trump im Rosengarten des Weißen Hauses den „Lib...
14 April 2025
Qualität und Effizienz
Europa
Umbruch bei der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung? Die EU-Kommission hat im Februar 2025 vorgeschlagen über die sogenannte Omnibus-Verordnung mehrere Nachhaltigkeitsrichtlinien gemeinsam zu verändern. Das EU-Parlament und der EU-Rat haben diesem Vo...
11 April 2025
Qualität und Effizienz
Wir geben einen kurzen Überblick über die neuesten Entwicklungen und Angebote rund um die IRIS-Zertifizierung, die besonders für Unternehmen im Bahnwesen von Bedeutung sind. IRIS Rev. 4: Neuerungen und Entwicklungen in der Bahnwesen-Zertifizierung Se...