Monday, December 15, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Der Datendienstleister Tendero hat exklusiv für den Report erhoben, welche Bauunternehmen laut Unternehmensserviceportal die meisten öffentlichen Ausschreibungen für sich entscheiden und woher die wichtigsten Aufträge kommen. Interessanter »Zufallsfund« der Analyse: Billigstbieter-Ausschreibungen erhalten signifikant weniger Angebote.

Bild: iStock

 

Von April 2021 bis Oktober 2025 haben öffentliche Auftraggeber laut Unternehmensserviceportal (USP) der Republik Österreich Bauaufträge mit einem Gesamtwert von 47,1 Milliarden Euro vergeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Datendienstleisters Tendero exklusiv für den Bau & Immobilien Report. Auch wenn das USP in der jetzigen Form keine »exakte Wissenschaft« ist, lassen sich doch klare Tendenzen ablesen.

Die Ergebnisse im Detail
Betrachtet man die im USP korrekt hinterlegten Aufträge, dann stützen sich die öffentlichen Stellen vor allem auf zwei Vergabeverfahren. Mehr als ein Drittel der Aufträge und knapp die Hälfte des gesamten Auftragswertes werden über offene Verfahren vergeben. Nur rund 12 % der öffentlichen Vergaben, aber stolze 38 % des Gesamtvolumens, werden über ein Verhandlungsverfahren mit vorheriger Bekanntmachung abgewickelt. »Dieses wird vor allem für komplexe, hochpreisige Projekte genutzt«, erklärt Ivan Stanisavljevic, einer der Gründer und Geschäftsführer von Tendero. Jeder fünfte Auftrag wird direkt vergeben, der Anteil am gesamten öffentlichen Auftragswert liegt aber nur bei bescheidenen 1,65 %. Innovationspartnerschaften und dynamische Beschaffungssysteme spielen de facto keine Rolle.

ÖBB und Asfinag dominieren die öffentliche Vergabe mit einem gemeinsamen Anteil von fast 35 % am gesamten Bauvolumen. Dahinter folgen die BIG sowie Länderabteilungen, Energie- und Netzbetreiber. Insgesamt verantworten die 20 größten Auftraggeber mehr als 65 % der öffentlichen Bauinvestitionen.

14_15_tendero_-_Kopie.jpg

Grafik: ÖBB und Asfinag dominieren laut Unternehmensserviceportal den Ausschreibungsmarkt mit einem gemeinsamen Marktanteil von fast 35 %.

Bei den Auftragnehmern liegt die Porr mit einem Marktanteil von 6,69 % vor der Strabag mit 4,63 % und Swietelsky mit 3,38 %. Dabei verfolgen die drei Marktführer laut Analyse von Tendero sehr unterschiedliche Strategien. »Porr scheint sich eher auf große Projekte zu fokussieren während etwa Swietelsky mit ihrer Spezialisierung im Eisenbahn- und Tunnelbau punktet«, so Stanisavljevic. Eine interessante Beobachtung hat Stanisavljevic bei der Analyse des europaweiten Ausschreibungsmarkts gemacht. »Auftraggeber, die weiterhin auf das Billigstbieterprinzip setzen, erhalten signifikant weniger Angebote als Auftraggeber, die nach dem Bestbieterprinzip ausschreiben«, erklärt Stanisavljevic.

14_15_tendero.jpg

Grafik: Die meisten öffentlichen Aufträge sichert sich laut Unternehmensserviceportal die Porr, gefolgt von der Strabag.

Für die vorliegende Analyse hat Tendero mithilfe von KI-Tools das offizielle Unternehmensserviceportal der Republik Österreich (www.ausschreibungen.usp.gv.at) nach öffentlichen Bauaufträgen im Zeitraum April 2021 bis Oktober 2025 gescannt. Das Ergebnis bildet die Realität nicht exakt ab, sondern stellt eine Annäherung dar. Denn die Qualität der Daten hat noch Luft nach oben. »Die Auftraggeber sind österreichweit leider sehr unzuverlässig bei den Dateneintragungen«, kritisiert Ivan Stanisavljevic, einer der Gründer und Geschäftsführer von Tendero. Teilweise beträgt der Auftragswert 1 Euro, teilweise fehlt er gänzlich. Auch wenn die vorliegenden Zahlen dadurch nicht zu 100 % valide sind, zeigt sich doch eine Tendenz, die laut Tendero »die Realität bestmöglich widerspiegelt«. Weil bei Arbeitsgemeinschaften die Aufteilung nicht im Detail ausgewiesen wird, wurde der Auftragswert gleichmäßig auf die ARGE-Partner aufgeteilt.


Über Tendero

Tendero wurde 2023 von Victor-Catalin Bodiu und Ivan Stanisavljevic mit dem Ziel gegründet, öffentliche Ausschreibungen transparenter zu machen. Dafür entwickelt Tendero Tools, die Bürokratie durchbrechen, von smarten Compliance-Checks bis hin zu KI-gestützten Evaluationen, die Entscheidungen schneller und fairer machen sollen. Langfristig will Tendero das Vergabewesen in seinen drei Säulen – Auftraggeber, Bieter und Stakeholder – neu denken. Die Vision: Ausschreibungen nicht nur effizient, sondern zu einem echten Motor für Chancen und Innovation zu machen.
Weitere Infos unter: www.tendero.eu 

ThemaThema

Früh an Bord

Der Umbau des Ordensklinikum Linz ist eines der aktuell größten Krankenhausprojekte Österreichs. Umgesetzt wird das komplexe Projekt im Rahmen eines partnerschaftlichen Vergabemodells mit Early Contractor Involvement (ECI). Durch die frühzeitige Einbindung der ausführenden Unternehmen in die...

Produkte & ProjekteView all