Friday, December 12, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Im März 2023 startete die Asfinag ihr Allianzvertrag-Pilotprojekt »Neubau Talübergänge Sieggraben«. Die Fertigstellung erfolgt 2026. Andreas Fromm, Geschäftsführer Asfinag Baumanagement, gewährte dem Bau & Immobilien Report einen Einblick in die Beweggründe für das Allianzmodell sowie die bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse.

»Unsere standardisierten Vertragsbestimmungen nach ÖNORM B 2110/2118 sind grundsätzlich das richtige Werkzeug für unsere Bauprojekte. Bei großen, risikobehafteten Bauvorhaben hat sich jedoch gezeigt, dass sich Claim- und Anticlaimmanagement zunehmend verstärkt haben«, erklärt Andreas Fromm. Mit dem Allianzmodell wollte der Geschäftsführer der Asfinag Bau Management Gmbh diesen Mechanismen entgegenwirken und die technische Lösungsfindung wieder in den Vordergrund rücken.

»Wir wollten das Augenmerk wieder auf die eigentliche Ingenieurleistung lenken, weg vom ›Ausschlachten‹ von Leistungsabweichungen«, so Fromm. Beim Allianzvertrag liege der Fokus nicht auf der im klassischen Vertrag oftmals zeit- und energieraubenden Suche nach dem Schuldigen, sondern in der bestmöglichen Lösungs- und Entscheidungsfindung für das aufgetretene Problem. Dafür war die Asfinag auch bereit, einen erhöhten Arbeitsaufwand vor und während des Vergabeprozesses in Kauf zu nehmen.

Da das Modell bei öffentlichen Auftraggebern bislang nicht angewendet wurde, mussten die Vertragsbedingungen vollständig neu entwickelt werden. Alle Elemente eines Bauvertrags mussten neu definiert werden. »Angefangen bei der Baustellenstruktur, dem Organigramm bis hin zur Abrechnung nach ›Open Book‹. Vieles davon musste erst erprobt werden«, so Fromm.

Das bisherige Fazit fällt eindeutig positiv aus. Das gesamte Baustellenteam – Auftragnehmer, Bauaufsicht und Auftraggeber – wurde laut Fromm »überraschend schnell« zu einer funktionierenden Einheit. »Die Kommunikation funktionierte so gut, weil alle von Anfang an darauf eingeschworen wurden, eine Allianz zu bilden.« Die kurzen Entscheidungswege und das Nutzen des Know-hows aller Beteiligten ermöglichten zahlreiche Optimierungen, die im Zuge der Projektausführung umgesetzt werden konnten und einen enormen Mehrwert für das Projekt im Hinblick auf Qualität, Reduzierung des Erhaltungsaufwandes und Kostenersparnis gebracht haben.

Zudem zeigte sich, dass man sich bei diesem Projekt vollkommen auf die technische und organisatorische Abwicklung konzentrieren konnte und die oft aufreibenden »taktischen Spielchen« und mühsamen Vertragsverhandlungen zu Mehr- und Minderkosten entfielen. »Gerade jene Besprechungen verhärten oft die Fronten und erschweren ein konstruktives Miteinander«, so Fromm.

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