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Projektversicherung: Treiber für nachhaltige Bauprojekte
Bei manchen Investoren und Versicherern stößt der Baustoff Holz noch immer auf Vorbehalte. Der auf Holzbau spezialisierte Immobilienentwickler UBM und Industrieversicherungsmakler Aon wollen nachhaltigen Bauvorhaben mit der auf einer übergeordneten Risikobetrachtung und einheitlichen Schadensregulierung
basierenden integrierten Projektversicherung ordentlich Rückenwind verschaffen.

Ob Büroturm, Wohnquartier oder Kultureinrichtung: Große Bauprojekte sind vielfach Leuchttürme urbaner Architektur. An ihrem Entstehen sind viele Akteure und Gewerke beteiligt. Falls während oder nach der Bauphase Fehler oder Schäden sichtbar werden, ist es daher oft schwierig – und meist langwierig –, den exakten Verursacher festzustellen: »Auch wenn jeder einzelne Beteiligte gegen Schadensfälle versichert ist, hat doch keiner von ihnen ein Interesse daran, die eigene Jahrespolizze zu belasten«, weiß Klaus Raming, Deputy Chief Broking Officer und Mitglied der Geschäftsleitung Aon Austria. Seine Erfahrung: Im Schadensfall gibt es in den seltensten Fällen nur einen potenziellen Verursacher – das wissen auch die Projektbeteiligten – daher ist es nachvollziehbar, dass sie die Gesamtverantwortung für einen Schadensfall vorerst ablehnen. »Ein Schadensfall belastet natürlich die Bonität ihrer Jahresverträge und kann für steigende Versicherungsprämien sorgen. Ebenso sorgen sich einige Auftragnehmer um ihre Reputation.« Was dann folgt, ist wiederum keinesfalls im Interesse
von Bauherrn und Investoren: Die Suche nach dem »Schuldigen« zieht sich hin, die Fertigstellung des Projekts verzögert sich, zusätzliche Kosten entstehen. Auch Günter Schnötzinger musste solche Erfahrungen schon machen: Er ist Head of Insurance bei dem auf nachhaltiges Bauen spezialisierten Immobilienentwickler UBM. »In einzelnen Schadensfällen führten Fehler an den Schnittstellen zwischen den verschiedenen Versicherungen dazu, dass die Zuordnung der Schadenverursacher problematisch war. Dies hat uns deutlich gemacht, dass eine umfassende Lösung erforderlich ist.«
Einzelversicherungen reichen oft nicht aus
Experten wie Klaus Raming von Aon konzipieren solche Lösungen maßgeschneidert – und sicherten mit einer integrierten Projektversicherung bereits die reibungslose Abwicklung namhafter Bauprojekte im Bereich der Pharma-, Halbleiter- und Stahlbauindustrie ab sowie große und komplexe Holzhybrid-Bauvorhaben der UBM, wie etwa das Leopoldquartier in Wien. Die integrierte Projektversicherung basiert auf einer übergeordneten Risikobetrachtung und einer einheitlichen Schadensregulierung. Sie beinhaltet beispielsweise eine Planungshaftpflicht-, eine Betriebs- und Bauherrenhaftpflicht- sowie eine Umweltschadenversicherung.
Für Bauträger wie UBM mit mehreren Asset-Klassen in verschiedenen europäischen Ländern können auch andere Haftungsfragen, Cyberbedrohungen und politische Unsicherheiten in dem Land, in dem gebaut wird, integriert werden. Das Entscheidende: Alle Projektbeteiligten sind automatisch mitversichert – und brauchen im Schadensfall daher ihre eigene Haftpflicht- bzw. Bauwesenversicherung nicht in Anspruch zu nehmen. Das sorgt für hohe Transparenz und fördert die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten, wie Raming aus eigener Erfahrung berichten kann: »Wenn es nicht mehr um die Abwehr womöglich unberechtigter Ansprüche von Dritten geht, sondern der Schaden an sich im Zentrum der Betrachtung steht, wirken die Akteure viel kooperativer an der Lösung mit – und langwierige Streitigkeiten werden vermieden.« Am Ende steht eine Regulierung, wie Bauherren sie sich wünschen: Schnell, reibungslos, ohne Verzögerungen.
Nachhaltiges Bauen braucht Fürsprecher
Damit dies möglich wird, müssen Expert*innen viele Gespräche mit Versicherern führen. »Es braucht im Regelfall einen führenden Versicherer und weitere Beteiligte, die sich das jeweilige Projektrisiko teilen.« Und hier war über viele Jahre hinweg enorme Überzeugungsarbeit gefragt. Denn nachhaltige Projekte mit dem Baustoff Holz stießen bei den Versicherern auf viele Vorbehalte: »Die Kalkulation von Risiken fußt in der Regel auf Vergleichsdaten aus der Vergangenheit. Für moderne Baukonzepte wie den Holz-Hybrid-Bau liegen aber noch kaum statistische Daten vor«, erklärt Raming.
Dazu kommen unbegründete Bedenken, etwa hinsichtlich Brandrisiken und Witterungsbeständigkeit. »Wir mussten am Anfang viel Aufklärungsarbeit leisten, anschaulich erklären, was hier genau versichert werden soll, aufzeigen, dass das technische Risiko beherrschbar ist.« Diese Kernarbeit hat dem nachhaltigen Bauen inzwischen viele Türen geöffnet.
Das Team im Geschäftsbereich Engineering und Construction bei Aon ist in den letzten Jahren entsprechend auf über 60 Fachleute angewachsen: Ingenieur*innen, Jurist*innen und Versicherungsexpert*innen sorgen gemeinsam dafür, dass alle Perspektiven auf ein nachhaltiges Bauprojekt erfasst, verstanden und in ausführlichen Briefings für die Versicherer transparent dargelegt werden können. Das schafft Vertrauen auf allen Seiten.
Kosten teilen, Nutzen maximieren
Wer aber zahlt am Ende für dieses bauherrenfreundliche und effiziente Risikomanagement? »Die Prämienverteilung wird zwischen den Beteiligten projektbezogen aufgeschlüsselt und transparent gemacht«, erläutert Raming weiter. Gleichzeitig haben die einzelnen Akteure die Möglichkeit, das Projektrisiko aus ihren eigenen Jahresverträgen herauszunehmen und dadurch Versicherungsprämien zu sparen – diese Ersparnis können sie mit ihrem Kostenanteil verrechnen.
Dass es sich rechnet, steht beispielsweise für UBM fest: »Diese Lösung ist besonders für große Bauvorhaben ein echter Gewinn. Auch wenn messbare Ergebnisse meist erst nach Projektabschluss vorliegen, sehen wir bereits jetzt eine verbesserte Kommunikation, klarere Verantwortlichkeiten und eine höhere Akzeptanz der Versicherungsprämienverteilung«, bilanziert Schnötzinger. Sein Haus arbeitet bereits seit vielen Jahren mit dem Geschäftsbereich Construction von Aon zusammen. »Aon hat uns dabei geholfen, Vorbehalte abzubauen und den Fokus auf die Nachhaltigkeit der Gebäude zu lenken.« Projektentwicklern wie UBM erleichtert die neue Herangehensweise, mehr Projekte in umweltfreundlicher Holz-Hybrid-Bauweise umzusetzen. Das Unternehmen plant bereits, die integrierte Projektversicherung mit Aon über Österreich und Deutschland in anderen Ländern Europas einzusetzen.
Warum integrierte Projektversicherungen?
Strukturelle Vorteile
- Auftraggeber steuert das Risikomanagement
- Übergreifendes und einheitliches Deckungskonzept für alle am Bauprojekt beteiligten Unternehmen: Bauherr, Planer, GU/ARGE sowie alle Subunternehmer
- Angemessene Versicherungssummen eigens und ausschließlich für das Projekt verfügbar
- Durchgeschriebene Versicherungsbedingungen – Vermeidung von Schnittstellen und Deckungslücken
- Größtmögliche Rechtssicherheit
- Regressverzicht des Projektversicherers
- Keine Schadenfallkündigung durch Projektversicherer
- Vorrangigkeit der Bauleistungsversicherung
Was gegen Einzelversicherungen der Auftragnehmer spricht
- Es gibt Risiken, die nur den Auftraggeber angehen: Ertragsausfall, Bauherrenhaftung, höhere Gewalt etc.
- Keine Mitversicherung des Verzugsschadens über Auftragnehmer möglich
- Gefährdeter Versicherungsschutz bei Insolvenz von Auftragnehmern
- Insbesondere für Planer sind angemessene Versicherungssummen nicht abbildbar
- Komplizierte und langwierige Schadenbetreuung durch zahlreiche Schnittstellen
- Projektverzögerungen bei Großschäden
Bild: Klaus Raming, Aon: »Die kombinierte Versicherungslösung sorgt für Transparenz und Vertrauen bei allen Beteiligten.« Günter Schnötzinger, UBM: »Die integrierte Projektversicherung ist besonders für große Bauvorhaben ein echter Gewinn.«
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