Thursday, June 26, 2025

Mehrwert für Manager

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Christian Woschitz leitet als erster Manager, der nicht aus China stammt und auf diesem Level bei dem Telekommunikationsunternehmen tätig ist, bei ZTE die Region Central Eastern Europe & Scandinavia. Der gebürtige Kärntner verrät, warum der Mobilfunkmarkt trotz Sättigung immer noch wachsen kann.


Welche Neuausrichtung sehen Sie derzeit für Europa als Wirtschaftsstandort? Warum sollten Telekommunikationsunternehmen auch auf Lösungen von ZTE setzen?

Christian Woschitz: Es gibt in Europa den klaren Wunsch, neben den sicherlich weiterhin wichtigen Handelsbeziehungen zu den USA und Asien auch einen unabhängigen Kurs einzuschlagen – um sicherzustellen, dass wichtige Technologien und Ressourcen nicht übermäßig von externen Faktoren abhängig sind. Gleichzeitig prägt der Fokus auf Nachhaltigkeit und Regulierung den Markt. Genau hier kommt ZTE ins Spiel. Wir bieten Unternehmen eine leistungsstarke Kombination aus Innovation und verlässlicher, nachhaltiger Technik. Mit unseren energieeffizienten Produkten können wir unmittelbar zu den Emissionszielen der EU beitragen.

Ich bin überzeugt, dass Resilienz und Diversifizierung immer wichtiger werden. ZTE ist hier eine wichtige Option für Unternehmen, die eine Abhängigkeit von einzelnen Anbietern reduzieren möchten. Wenn es darum geht, Risiken in der Lieferkette zu minimieren, profitieren Unternehmen von unterschiedlichen Technologiepartnern.

Der Mobilfunkmarkt in Österreich ist gesättigt, ein Anstieg der Teilnehmerzahlen mit einem relevanten ARPU ist kaum möglich. In welchen Bereichen sehen Sie noch Wachstumschancen für Anbieter – die auch Netzinvestitionen rechtfertigen?

Woschitz: Sie haben völlig recht – das Kundenwachstum im Mobilfunkmarkt hat sich in Österreich weitgehend stabilisiert. Wir sehen aber starkes Potenzial über das Consumer-Segment hinaus. Die Chance liegt jetzt in der Digitalisierung von Unternehmen und beim Angebot von vertikalen Branchenlösungen. Private 5G- und Campus-Netzwerke sind hier ein Schwerpunkt. Wir haben bereits Anwendungsfälle in ganz Europa umgesetzt – insbesondere in den Bereichen Logistik, Fertigung und Energie –, wo garantierte Qualität, geringe Latenz und hohe Sicherheit unerlässlich sind. Diese Netzwerke schaffen völlig neue Einnahmequellen für Betreiber. Ein weiterer Wachstumsmotor ist Fixed Wireless Access. So bieten leistungsstarke 5G-Router einen leistungsfähigen und einfachen Breitbandzugang auch in ländlichen Gebieten.

Die Rolle der Netzbetreiber wird künftig auch über die reine Konnektivität mit Sprache und Internet hinausgehen – als Hebel für KI in einem komplett neuen Markt von Anwendungen. Der Mobilfunk bildet jetzt bereits auch das Fundament für erneuerbare Energien – PV-Lösungen, Energiespeicher, KI-gestützte Energieeinsparungen wie auch den smarten Betrieb und die Wartung. Alle diese Themen ermöglichen auch den Netzbetreibern, neue Geschäftsfelder zu erschließen und dabei auch Netzkosten und Emissionen zu reduzieren. Es sind allesamt Bereiche, die Investitionen in Telekommunikationsnetze rechtfertigen.

Wie geht es ZTE wirtschaftlich in Europa?

Woschitz: Im Vorjahr erzielte ZTE einen weltweiten Umsatz von 121,3 Milliarden RMB (Anm. umgerechnet 14,56 Mrd. Euro). Europa trug mehr als 10 Milliarden RMB (1,2 Mrd. Euro) bei, was unser starkes Wachstum und unsere Partnerschaften in der gesamten Region widerspiegelt.

Welche Segmente decken Sie mit Ihren Produkten ab?

Woschitz: Als einer der weltweit größten Anbieter von IKT-Lösungen liefert ZTE die ganze Breite an Lösungen, von Endgeräten über Netztechnologie, Core wie auch Lösungen in den Bereichen Energie und Computing. Im Bereich Mobilfunk sind wir seit vier Jahren in Folge weltweit die Nummer eins und ermöglichen in den meisten europäischen Ländern mit unseren 5G-Lösungen mobile Datenraten von bis zu 1 Gbit/. Eine Schlüsselrolle spielen wir auch beim Glasfaserausbau in Ländern wie Italien, Deutschland, Österreich, Spanien und Polen. Im Jahr 2023 hat ZTE weltweit 100 Millionen Router und Access-Devices ausgeliefert.

Unsere energieeffizienten Basisstationen und KI-gestützten Tools helfen den Netzbetreibern, den Energieverbrauch um bis zu 20 % zu senken. Und im Unternehmensbereich werden IoT- und Smart-City-Lösungen von ZTE bereits in Projekten in der Tschechischen Republik, der Slowakei und den baltischen Staaten eingesetzt.

Sie haben die Geschäftsverantwortung für 26 Länder in Europa. Welchen Stellenwert nimmt Österreich ein?

Woschitz: Österreich ist ein strategisch wichtiger Markt. Wir unterstützen auch hier Betreiber – allen voran Hutchison Drei Austria – bei der Entwicklung von 5G-Netzen, Glasfaserzugängen und energieeffizienter Infrastruktur. Im Unternehmensbereich arbeiten wir an privaten 5G-Netzwerken und Smart-Industry-Lösungen in Sektoren wie Fertigung und Logistik, unterstützt durch Network Slicing und Mobile Edge Computing. Gleichzeitig ist das Land für uns auch eine regionale Drehscheibe, von der aus wir Know-how und Best Practices in Nachbarländer wie, Ungarn, Tschechien oder die Balkanregion übertragen.

Wie viele Smart Meter von ZTE sind bereits in Stromnetzen in Europa im Einsatz? Wo befinden sich Ihre größten Installationen?

Woschitz: Bis dato hat ZTE mehr als zwei Millionen Smart Meter in Europa installiert, womit wir einen wichtig Beitrag zur effizienten Energienutzung in der gesamten Region beitragen. Mit unseren Smart-Grid-Lösungen können Netzbetreiber den Zeit- und Betriebsaufwand für die Erfassung von Stromverbrauchsdaten erheblich reduzieren. Gleichzeitig haben sich die Genauigkeit und Aktualität der Zählerstände deutlich verbessert, was ein effizienteres Energiemanagement sowohl für Netzbetreiber als auch für die Endverbraucher ermöglicht.

Wie sieht der Markteintritt mit Solar Solutions in Europa aus? Was bieten Sie hier bereits an – was ist noch geplant?

Woschitz: ZTE expandiert strategisch in den Bereich der erneuerbaren Energien, wobei auch hier wieder Europa im Mittelpunkt steht. Unser aktuelles Portfolio umfasst unterschiedlichste Wechselrichter, Energiespeichersysteme und Plattformen für Monitoring und Energiemanagement. Damit sind wir nun in Deutschland, Italien und Rumänien gestartet.

Derzeit in der Planung für einen weiteren Marktstart sind Komplettlösungen für PV mit Wechselrichter, Batterie und Energiemanagement und auch integrierte Lösungen für Ladeeinrichtungen für die Elektromobilität. Für Netzbetreiber sind zudem eine eigene Wechselrichter-Serie und weitere Netzkomponenten und Grid-Lösungen in der Planung. Dazu bauen wir derzeit auch lokale Servicezentren und Lagerhäuser in Europa auf. Unsere Mission ist es, intelligente und zuverlässige Lösungen zu liefern, die eine nachhaltige Wirtschaft in Europa unterstützen.


Zur Person
Christian Woschitz hat über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Telekommunikations- und Technologiebranche, spezialisiert auf Innovation, operative Exzellenz und nachhaltiges Wachstum in wettbewerbsintensiven Märkten. Seine Karriere umfasst Schlüsselpositionen in Österreich, Italien sowie Zentral- und Osteuropa und Skandinavien. Als Vizepräsident bei ZTE Corporation leitet er die Geschäfte in 26 Ländern und führt ein Team von über 500 Mitarbeitenden. In diesen Ländern war er maßgeblich an der Weiterentwicklung von Telekommunikationstechnologien wie 5G, FTTH und Energietransformation beteiligt und hat strategische Partnerschaften gefördert.

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