Tuesday, June 24, 2025

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Einfach zum günstigeren Stromlieferanten wechseln, um seine Energierechnung zu reduzieren? Es gibt vorteilhaftere Alternativen: Flexible Preismodelle und smarte Varianten sind im Kommen, mit erheblichen Einsparmöglichkeiten für die Kunden.


Nach dem Energiepreisschock der vergangenen Jahre sind viele Verbraucher auf der Suche nach günstigen Varianten für ihren Strombezug. Lange gab es nur eine Möglichkeit: einen Blick in den Tarifrechner, etwa der E-Control oder durchblicker.at, zu werfen und den billigsten Anbieter auszuwählen. Doch der Strommarkt ist im Umbruch. Es liefern nicht mehr nur große Kraftwerke Elektrizität an Kunden, sondern viele dezentrale Kleinanlagen wie PV auf Haus- oder Fabrikdächern produzieren Strom und geben ihn auch ans Netz ab. Das hat die alte Ordnung durcheinandergebracht und die Energieversorger zum Umdenken gezwungen. Die einfachen Angebote mit einem Fixpreis je Kilowattstunde und langen Bindungsfristen werden zunehmend durch flexible und smarte Offerten ersetzt. Doch was bringen diese den Kunden?

Nahe am Börsenpreis
Sogenannte Flex-Angebote gibt es inzwischen bei fast allen Versorgern. Es sind Stromtarife, die sich an den Preisen für elektrische Energie an der Strombörse richten. Für Mitteleuropa und damit auch Österreich ist die Strombörse in Paris (epexspot.com) beziehungsweise die kleinere Strombörse in Wien (exaa.com) relevant. Dort kaufen die Stromgroßhändler ein, auch die heimischen Versorger handeln über diese Börse. Stündlich wird dort je nach Angebot und Nachfrage der Strompreis festgelegt. Der Preis kann ordentlich schwanken, je nach Tages- und Jahreszeit. Da kann Strom schon mal nahe null Cent je Kilowattstunde in schwachen Nachfragezeiten – im Sommer zu Mittag oder am Wochenende und in der Nacht – liegen und in hohen Verbrauchszeiten auf das X-Fache hinaufschnellen. Die flexiblen Strompreisangebote geben diese Entwicklungen mit kleinen Aufschlägen weiter. »Mit flexiblen Modellen fahren die Kunden fast immer günstiger«, sagt Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Energiemarktaufsicht E-Control. Er hat sich die Entwicklung über die vergangenen fünf Jahre angesehen und mit Fixpreismodellen verglichen. Aber: »Solche Modelle sind nichts für Kunden, die jeden Cent für das Begleichen ihrer Stromrechnung zusammenkratzen müssen«, betont Mayer. Denn mit flexiblen Strompreisen muss der Kunde damit rechnen, dass er in manchen Monaten sehr wenig, in anderen deutlich mehr zahlen muss.

Worauf Kunden achten sollen
Wer sich für so ein flexibles Preisangebot entscheidet, muss auf jeden Fall einen Smart Meter, also einen digitalen Stromzähler, haben. Bei der Auswahl des Lieferanten muss auf den Aufschlag geachtet werden, der auf den Börsenpreis verrechnet wird. »Mehr als 2 Cent je Kilowattstunde sollten das nicht sein«, sagt Mayer. Die meisten Anbieter verlangen Aufschläge von 1,2 bis 1,8 Cent je Kilowattstunde. Zudem müssen die Kunden sicher sein, dass sie das Risiko einer schwankenden Stromrechnung tragen können. Denn in Krisenzeiten wie etwa nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs kann der Preis auch rasant nach oben gehen. Mit einem Fixtarif wären die Kunden – zumindest solange die Bindung galt – ohne Mehrkosten durchgekommen. Aber nach Ende dieser Frist schlug die Preiserhöhung dann drastisch zu, während flexible Tarife schon wieder im Sinken waren. »Mit Fixtarifen zahlen die Kunden eben eine implizite Versicherung gegen die Schwankungen«, erklärt Mayer. Interessant ist auch, die Frage zu stellen, ob die Anbieter negative Preise, die an den Strombörsen manchmal entstehen, weitergeben. Das heißt, der Kunde bekommt für seinen Strombezug sogar Geld.

Das gibt es zum Beispiel bei der­oekostrom AG. »Beim ›oeko spot +‹-Angebot werden auch Negativpreise an der Börse weitergegeben«, erklärt Ulrich Streibl, Chef der oekostrom AG. Verbraucher, die solche Tarife wählen, sollten zudem onlineaffin sein. Denn flexible Tarife haben nur dann einen Sinn, wenn man auch den Verbrauch danach richtet. Also: Strom dann nutzen, wenn er an den Börsen billig ist. Per App am Handy können die Kunden die Preise verfolgen und so ihren Verbrauch steuern. »Wir senden den Kunden täglich unsere Preisprognose für den nächsten Tag. So können sie den Verbrauch leichter planen«, erklärt Streibl.

Zu bedenken ist auch, wie oft sich der flexible Preis ändert. Manche Angebote wandern direkt mit dem Börsenpreis, der derzeit noch stündlich festgelegt wird, mit. Andere, wie zum Beispiel der Optima Aktiv der Wien Energie, werden monatlich an die Entwicklung des Börsenpreises angepasst. Seit Jahresbeginn hat die Wien Energie aber auch einen Tarif mit stündlicher Anpassung, den Optima Voll Aktiv. Noch nutzen diese Tarife nicht allzu viele Kunden. »Die meisten unserer Kund*innen haben einen Tarif mit einjähriger Preisgarantie und sind damit vor möglichen Schwankungen am Energiemarkt geschützt«, betont Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der ­Wien Energie.

Auch der Verbund bietet seit Kurzem einen dynamischen Stromtarif an, der sich stündlich am Marktpreis der europäischen Strombörse orientiert. Privat- und Gewerbekund*innen können aktiv Kosten sparen, indem sie ihren Stromverbrauch flexibel steuern und in bestimmten Stunden sogar Geld gutgeschrieben bekommen. So bietet es sich an, etwa das Laden von Elektroautos in die günstigen Stunden zu legen. »Unser dynamischer Tarif richtet sich insbesondere an technologie- und energieaffine Kund*innen. Er bietet die Möglichkeit, von der Marktpreisentwicklung zu profitieren – also in gewissen Stunden tatsächlich Geld gutgeschrieben zu bekommen«, erklärt Marco Vitula, Geschäftsführer von Verbund Energy4Customers. Der Monat Mai zeigt beispielsweise einen durchschnittlichen Strompreis von 10,39 Cent pro Kilowattstunde brutto, wobei an sonnigen Tagen der Strompreis um die Mittagszeit in den niedrigen einstelligen Centbereich sinken kann respektive es etwa am 14. Mai zwischen 12 Uhr und 15 Uhr auch negative Preise – minus 1 bis minus 3 Cent/kWh – gegeben hat. Zum Start im Juni war der neue Tarif in den Netzgebieten von Wiener Netze und Netz Burgenland noch nicht verfügbar, die beiden Bundesländer sollen aber bald folgen.

Smarte Stromtarife
Wer sich an noch innovativere Modelle heranwagt, muss seinen Verbrauch nicht selbst preisoptimal steuern – das erledigt eine Software. Die oekostrom AG hat dafür eine Kooperation mit dem Start-up Podero abgeschlossen. Das oekostrom smart-Paket eignet sich für Verbraucher, die PV-Anlagen, Batteriespeicher, E-Auto oder Wärmepumpen haben. Die Kunden melden ihre wichtigsten Geräte bei der oekostrom AG mit den Wünschen, wann sie betrieben werden sollen, an. Die Software steuert den Betrieb so, dass sie mit dem jeweils günstigsten Strompreis versorgt werden. Die Kunden melden zum Beispiel: Ich habe eine Wärmepumpe und will meine Wohnung immer auf 21 °C geheizt haben. Oder: Mein E-Auto soll morgens um 8 Uhr immer zumindest 80 Prozent geladen sein. Die smarte Software steuert den Ablauf so, dass der Strom aus der PV-Anlage je nach Marktpreis in den Betrieb oder den Speicher fließt oder aus dem Speicher genommen wird. Neben der oekostrom AG bieten auch aWATTar und Spotty Energy solche Modelle an.

Dass die Zukunft am Strommarkt mit den Schlagwörtern flexibel und smart beschrieben werden kann, ist so gut wie sicher. Und auch, dass die Flexibilität noch zunimmt. Immerhin können Smart Meter den Verbrauch bereits im Viertelstundentakt ablesen, die Preise an den Börsen werden aber noch stündlich festgelegt. Aber nicht mehr lange. Ab Oktober dieses Jahres werden die Börsen auf Viertelstunden-Preise umstellen. Das Rennen um neue Angebote an die Kunden wird damit noch ­rasanter.

 

Projektbericht: Bilanz verbessert

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Bild: Manfred Tisch, Geschäftsführer Baumit, und Gerhard Philipp, Baumit Umwelt- und Verfahrenstechnik.

Die Herstellung der für die Bauwirtschaft wichtigen Grundstoffe Zement und Kalk ist energieintensiv. Anlagen wie die Abluftnachverbrennung (RTO) oder moderne Filtersysteme benötigen elektrische Energie, um Umweltauflagen zu erfüllen. Der Einsatz von Grünstrom verbessert hier die Umweltbilanz erheblich. Die Baumit GmbH hat 2024 am Standort Wopfing komplett auf Grünstrom umgestellt. Der gesamte Strombedarf wurde mit »EAA AQUA«, dem zertifizierten Ökostrom der Energieallianz Austria, gedeckt. Dadurch konnten rund 25.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

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