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Kohlenstoffsenke Gebäude
Am 28. Oktober fand in Brüssel der zweite »CEPS Construction Day« statt. Unter der Schirmherrschaft der Forschungsplattform ReConstruct, die vom Fachverband Steine-Keramik unterstützt wird, wurden im Center for European Policy Studies unter der Moderation von Angela Köppel (WIFO) und Christian Egenhofer (CEPS) mit hochrangigen Expert*innen der EU neue politische und technologische Entwicklungen im Zusammenhang mit Baumaterialien und Gebäudebestand diskutiert.
Besonders im Fokus stand beim zweiten »CEPS Construction Day« das Thema »Gebäude als Kohlenstoffsenke« und in diesem Zusammenhang die Fragestellung, wie sich die gebaute Umwelt in all ihren Facetten – einschließlich Planung, Gestaltung, Baumaterialien, Energieversorgung und Mobilität – verändern muss, um die Ziele der EU in Bezug auf CO2-Einsparung, leistbares Wohnen und Resilienz erreichen zu können. Hochkarätige Vortragende beleuchteten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln:
Stefan Schleicher vom Wegener Center der Universität Graz strich dabei in seiner Keynote hervor, dass auf dem Weg dorthin zukünftig ein neues Verständnis von Gebäuden erforderlich sei und dass dabei Bereiche wie Nutzung von 100 % erneuerbarer Energie, thermische Bauteilaktivierung, Wärmepumpen und integrierte Kontrolle der Haustechnik wesentliche Bestandteile dieser Weiterentwicklung sein werden. Zusätzlich unterstrich Schleicher seine Auffassung, dass der sogenannte »Digitale Zwilling« die neue Normalität in Gebäuden darstellen werde und verwies dabei auf erfolgreiche Beispiele in der Schweiz, wo bei zukunftsweisenden Quartierlösungen die oben genannten Komponenten mittels Digitalisierung der Haustechnik optimal eingesetzt werden.

Bild: Angela Köppel, WIFO, Christian Egenhofer, CEPS, Wolfgang Amann, Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen, Nina Neumann, EU-Kommission, und Cornelia Ninaus, AAE Intec.
Nina Neumann von der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission (DG ENER) sprach Energiearmut, Energiekosten und ihre negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Märkte an. Den Ausweg sieht die DG ENER in der demand response, also der Steuerung des Energieverbrauchs auf der Nachfrageseite. Im Gebäudebereich zählen dazu smarte Gebäude, die mittels smart readiness indicator gemessen werden.
Überhaupt wird Innovation als zentraler Hebel im Energiebereich angesehen. Nach der Reduktion der betriebsbedingten Gebäudeemissionen durch Umsetzung der EPBD will sich die DG ENER verstärkt dem Thema graue Emissionen im Lebenszyklus von Gebäuden zuwenden. Dazu sollen Leitmärkte für low carbon-Baustoffe entwickelt und ein Umsetzungspfad erstellt werden. Neumann kündigte einen delegierten Rechtsakt zur Finanzierung der Gebäuderenovierung sowie den Affordable Housing Plan für Ende 2026 an.
Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen sprach zum Thema Finanzierung des sozialen Wohnens. Im Bereich sozialer Wohnungsbau gibt es derzeit nur Ausnahmen vom EU-Beihilfenverbot für low income households. Amann schlug vor, die Ausnahme auf mittlere Einkommen auszuweiten, weil damit ein größerer Investitionsanreiz geschaffen würde. Zur Umsetzung machte er Werbung für das österreichische Wohnbauförderungsmodell.
Einen abschließenden Input zum Thema Innovation lieferte Cornelia Ninaus von AEE Intec mit einem Praxisbeispiel zum Thema serielle Sanierung mit vorgefertigten Elementen. Darüber hinaus sprach sie sich für eine Steigerung der Produktivität im Bauwesen durch Digitalisierung aus.
Kohlenstoff im Kreislauf
Der zweite Teil der Veranstaltung war dem Thema Kohlenstoffkreisläufe im Gebäudesektor gewidmet. Christian Holzleitner von der Generaldirektion Klima der Europäischen Kommission stellte ein neues Zertifikatssystem (Carbon Removal and Carbon Farming Regulation – CRCF Regulation) vor, das sich mit der Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre und einer regenerativen Methode zur Kohlenstoffbindung in Böden mittels Biokohle beschäftigt. Das System unterscheidet die drei Bereiche »carbon farming«, »carbon storage in buildings« und »permanent removals«. Im Bereich »permanent removals« ist der Einsatz von Biokohle für die Immobilienbranche, aber auch für die Betonhersteller interessant. Durch die Beimengung von Biokohle im Beton kann CO2 dauerhaft gespeichert werden, wofür entsprechende Removal-Zertifikate generiert werden können. Holzleitner skizzierte für die Umsetzung einen Zeitrahmen bis etwa 2028.

Bild: Ida Karlsson, University of Göteborg, Jakob Steinmann, Ramboll, Luca Nipius, CEPS, Christian Holzleitner, EU-Kommission, Christian Egenhofer, CEPS, Sebastian Spaun, Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie VÖZ, und Andreas Pfeiler, Fachverband Steine-Keramik.
Sebastian Spaun von der österreichischen Zementindustrie sprach anschließend über die Gründe, warum Zement und Beton als Massenbaustoffe schwer ersetzbar sind und dass der CO2-Fußabdruck von Beton pro Kubikmeter zu den kleinsten im Vergleich der meistverwendeten Baustoffe im Hochbau gehört. Anschließend ging er auf die Dekarbonisierungsmaßnahmen der Zementindustrie ein und zeigte deren Herausforderungen auf, wenn es um die Verfügbarkeit von CCS und CCU in Österreich und anderen Binnenländern geht.
Fazit
Abschließend fasste Ida Karlsson von der Chalmers University of Göteborg die Erkenntnisse des Tages zusammen und merkte an, dass alle Anstrengungen darauf gerichtet sein müssten, Emissionen zu reduzieren, der Atmosphäre CO2 zu entziehen, Ressourcen- und Kohlenstoffkreisläufe zu schließen sowie Wiederverwendung vor Recycling und Entsorgung zu stellen.
Vorschläge für mineralische removals
Der Fachverband Steine-Keramik schlug vor, dass auch Methoden der CO2-Speicherung in mineralischen Baustoffen und Bauteilen als permanent removals anerkannt werden:
Bei Bauteilen im Bestand: die Recarbonatisierung von mineralischen Bauteilen aus Beton, Kalkstein oder Kalkputz mit CO2 aus der Umgebungsluft der Bauwerke; Begründung: Im ETS-Regime wird die Recarbonatisierung mineralischer Baustoffe bzw. Bauteile bereits als Senke anerkannt;
Bei mineralischen Baustoffen, Gesteinen und Aggregaten: Diese können in speziellen Anlagen gezielt und dauerhaft mit CO2 aufgeladen und dann in Bauwerken verbaut werden.
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