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Rechtzeitig an die Zukunft denken
Unternehmen stehen vor einer Nachfolgewelle. Knapp ein Viertel aller KMU-Inhaber*innen plant bis 2025 den Rückzug aus der operativen Führung. Für Report(+) hat eine Notarin zusammengefasst, worauf es bei einer gelungenen Betriebsübergabe ankommt.

Viele Unternehmer*innen beschäftigen sich erst spät mit der Frage, wer ihren Betrieb künftig weiterführen soll. Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut KMU-Studie der Österreichischen Notariatskammer werden sich bis 2025 rund 23 Prozent aller Klein- und Mittelunternehmer*innen aus der operativen Führung zurückziehen. Das entspricht etwa 79.400 Betrieben, die vor der Herausforderung einer Nachfolgeregelung stehen.
Eine Unternehmensübergabe ist mehr als nur ein formaler Akt. Sie erfordert eine frühzeitige und durchdachte Planung, die sowohl rechtliche als auch organisatorische Aspekte umfasst. Zunächst müssen die vertraglichen Grundlagen geschaffen werden – von Erb- und Pflichtteilsverzichtsverträgen über Schenkungs- oder Kaufverträge bis hin zu Vorsorgevollmachten, die die Handlungsfähigkeit des Unternehmens auch in unvorhergesehenen Situationen sicherstellen.
Die Wahl der Übergabeform sollte wohlüberlegt sein. Ob Schenkung, Verkauf oder Pacht – jede Variante hat steuerliche und rechtliche Implikationen, die individuell abgewogen werden müssen. Nicht zu vergessen ist dabei der digitale Nachlass: Zugangsdaten zu Online-Banking und geschäftlichen E-Mail-Konten etwa sollten rechtzeitig geregelt werden.
Familienbetriebe und ihre Besonderheiten
Besonders in Familienunternehmen kommt der Nachfolgeregelung eine hohe Bedeutung zu. Für etwa 48 Prozent der Betriebe wäre eine Übergabe innerhalb der Familie das Wunschszenario. Doch gerade hier können emotionale Aspekte den Prozess erschweren. Die enge Bindung zum Unternehmen, unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen – all das kann zu Konflikten führen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer offenen Kommunikation und klaren Absprachen. Ein strukturierter Übergabeprozess ermöglicht es sowohl der abgebenden Generation als auch den Nachfolger*innen, sich schrittweise an ihre neuen Rollen zu gewöhnen. Externe Beratung kann dabei helfen, Missverständnisse zu vermeiden und einen reibungslosen Übergang zu gestalten.
Ist eine familieninterne Nachfolge nicht möglich, können auch Mitarbeitende oder externe Nachfolger*innen in Betracht gezogen werden. Entscheidend ist stets, dass die Übergabe im Sinne der langfristigen Stabilität des Unternehmens erfolgt.
Frühzeitige Planung
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Unternehmensübergabe? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, doch eines ist sicher: Eine sorgfältige Vorbereitung nimmt Zeit in Anspruch, so ist es ratsam mindestens drei Jahre vor der geplanten Übergabe mit der Planung zu beginnen.
Neben strategischen Überlegungen spielen auch persönliche Faktoren eine Rolle. Ein geplanter Rückzug aus dem operativen Geschäft ermöglicht es, den Betrieb geordnet zu übergeben und gleichzeitig noch beratend zur Seite zu stehen. Auch die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und die Marktbedingungen sollten in die Überlegungen einbezogen werden.
Die Dauer des Übergabeprozesses hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Unternehmensgröße, die Art der Übergabe und die individuelle Ausgangssituation. In der Regel umfasst er mehrere Phasen: von der Analyse der aktuellen Lage über die Auswahl und Vorbereitung der Nachfolger*innen bis hin zur rechtlichen und finanziellen Gestaltung der Übergabe.
Professionelle Übergabe
Eine strukturierte Nachfolgeregelung bietet nicht nur Sicherheit, sondern eröffnet auch viele Chancen. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Unternehmensentwicklung, stärkt das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern und sichert Arbeitsplätze. Gerade für kleine und mittlere Betriebe kann eine vorausschauende Planung den langfristigen Erfolg sichern.
Notarinnen und Notare begleiten Wirtschaftstreibende durch den gesamten Lebenszyklus ihres Unternehmens – von der Gründung bis zur Übergabe. Als unparteiische Berater*innen unterstützen sie Unternehmer*innen dabei, ihr Lebenswerk für die Zukunft abzusichern. Dabei setzen sie zunehmend auf Online-Services, die eine effiziente Abwicklung ermöglichen.
Wer sich frühzeitig mit der Unternehmensübergabe auseinandersetzt, schafft eine solide Grundlage für die nächste Generation und stellt sicher, dass das eigene Lebenswerk erfolgreich weitergeführt wird.
Die Autorin
Dr. Silke Höller-Prantner ist Notarpartnerin in Steyr und Mitglied der Fachausschüsse für Digitalisierung und Organisation sowie für Soziale Sicherheit der Österreichischen Notariatskammer. Sie war von September 2016 bis Mai 2022 Mitglied der Notariatskammer für Oberösterreich. Seit Jänner 2025 substituiert sie zudem die vakante Amtsstelle des öffentlichen Notars Dr. Wolfgang Kaliba, welcher mit Jahreswechsel in den Ruhestand getreten ist.
4 Tipps
Wer
Beziehen Sie Ihre Stakeholder wie Familienmitglieder, Mitarbeitende und Berater*innen frühzeitig ein. Unterschiedliche Perspektiven können wertvolle Erkenntnisse für den Übergabeprozess liefern.
Was
Fokussieren Sie sich auf die wesentlichen Aspekte der Übergabe. Definieren Sie klare Ziele und entwickeln Sie einen strukturierten Plan für den Übergang.
Mit wem
Holen Sie sich Expertenwissen ins Haus. Eine professionelle Begleitung durch Notar*innen kann den Prozess deutlich erleichtern und rechtliche Fallstricke vermeiden.
Wann
Warten Sie nicht zu lange. Auch wenn der perfekte Zeitpunkt nie kommt – eine frühzeitige Planung schafft Handlungsspielräume und ermöglicht einen geordneten Übergang.
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