Wednesday, October 22, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Die österreichische KI-Software Calcora analysiert automatisch Baupläne, erkennt Mengen und generiert daraus komplette Kalkulationsgrundlagen. Das Ziel: Bis zu 80 % Zeitersparnis in der Angebotsphase – ohne Abstriche bei Genauigkeit oder Struktur.

 

In kaum einem Bereich ist der Kostendruck so hoch wie in der Baubranche. Materialpreise schwanken, Zeitpläne sind eng getaktet und die Bürokratie wächst. Doch während Baustellen digitaler werden, bleibt die Kalkulation oft analog: Excel-Tabellen, manuelles Nachmessen von Plänen und unzählige Stunden, die im Büro verloren gehen, bevor überhaupt der erste Stein gesetzt ist. Genau hier setzt die österreichische KI-Software Calcora an. Hinter Calcora steht das Team von Baumarketing rund um die Gründer Alexander Reiter und Markus Meinhart.

Reiter, der selbst aus einer Baufamilie stammt, kennt die täglichen Herausforderungen der Branche aus erster Hand. Als Unternehmer mehrerer Bau- und Digitalisierungsvorhaben weiß er, wo im Büroalltag die meiste Zeit verloren geht – und wo das größte Potenzial liegt. »Wir haben jeden Tag erlebt, wie viel Zeit und Energie in die Kalkulation fließt. Viele Betriebe stehen abends noch im Büro, weil sie Mengen nachtragen oder Angebote fertigstellen müssen. Das ist ein riesiger Produktivitätsverlust – und genau den wollen wir lösen«, erklärt Reiter. Calcora nutzt modernste Computer-Vision- und KI-Technologien, um digitale Baupläne (PDF oder DWG) automatisch zu interpretieren. Die Software erkennt Räume, Flächen, Wände, Fenster oder Türen – und erstellt daraus strukturierte Mengenlisten, die später in Leistungsverzeichnisse oder bestehende Kalkulationsprogramme übernommen werden können.

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Bild: »Viele Betriebe stehen abends noch im Büro, weil sie Mengen nachtragen oder Angebote fertigstellen müssen. Das ist ein riesiger Produktivitätsverlust – und genau den wollen wir lösen«, erklärt Alexander Reiter, Geschäftsführer Baumarketing.

Von der Praxis gedacht – für alle Gewerke relevant
Während viele digitale Lösungen nur für einzelne Teilbereiche entwickelt werden, verfolgt Calcora von Beginn an einen ganzheitlichen Ansatz: Die Plattform soll sich langfristig an alle Gewerke der Baubranche richten – von Estrich- und Bodenlegern über Maler, Trockenbauer und Sanierer bis hin zu Baumeistern, Fassadenbauern oder GU-Betrieben. »Jedes Gewerk hat seine eigenen Kalkulationslogiken – aber der Ausgangspunkt ist immer derselbe: der Plan«, sagt Reiter. »Wenn wir diesen digital verstehen, können wir jedes Gewerk abbilden. Genau das macht Calcora so stark.«

So soll die Software nicht nur Mengen erkennen, sondern auch branchenspezifische Zusammenhänge verstehen – etwa, dass eine Türöffnung die Wandfläche beeinflusst oder dass eine Sockelleiste automatisch zur Bodenfläche gehört. Die KI »lernt« also mit jeder Auswertung dazu und wird dadurch immer präziser.

Standardisierung als Schlüssel zur Skalierung
Calcora verfolgt bewusst einen anderen Weg als viele klassische Digitalisierungsprojekte. Anstatt maßgeschneiderte Lösungen für einzelne Betriebe zu entwickeln, soll die Plattform einheitlich, standardisiert und sofort einsetzbar sein. Das Ziel: eine SaaS-Lösung (»Software as a Service«), die wie ein modernes Handwerkszeug funktioniert – effizient, intuitiv, skalierbar. Die Kalkulation erfolgt dabei normgerecht nach ÖNORM, wodurch die Ergebnisse für Ausschreibungen, Leistungsverzeichnisse und Kostenvergleiche unmittelbar einsetzbar sind. Diese klare Struktur ist entscheidend, um die Software nicht nur regional, sondern europaweit skalieren zu können.

Die Zukunft der Kalkulation entsteht jetzt
Aktuell befindet sich Calcora in der Proof-of-Concept-Phase. In Zusammenarbeit mit ersten Betrieben wird derzeit getestet, wie genau die KI Mengen erkennt, welche Datenformate am besten verarbeitet werden und wie sich die Ergebnisse in bestehende Kalkulationsprozesse integrieren lassen. »Wir stehen nicht kurz vor dem Verkauf, sondern mitten in der Entwicklung«, betont Reiter. »Unser Ziel ist es, nicht nur irgendeine Software auf den Markt zu bringen, sondern ein Werkzeug, das wirklich in der Praxis funktioniert – von Handwerkern für Handwerker.« Der geplante Markteintritt ist für Anfang 2026 vorgesehen. Bis dahin will das Team die KI-Modelle weiter trainieren, eine stabile Cloud-Infrastruktur aufbauen und die Benutzeroberfläche so einfach gestalten, dass jeder Betrieb – unabhängig von Größe oder IT-Kenntnissen – Calcora sofort nutzen kann.

Digitalisierung mit Praxisbezug statt Buzzwords
Während viele über »KI im Bauwesen« sprechen, setzt Calcora auf greifbare, praxisnahe Ergebnisse. Es geht nicht um theoretische Automatisierung, sondern um messbare Entlastung im Büroalltag. Die Software soll künftig Bauleitern, Kalkulanten und Unternehmern ermöglichen, in wenigen Minuten Mengenlisten und Aufmaße zu erstellen, anstatt stundenlang Pläne durchzugehen. So bleibt mehr Zeit für die wirklich wertschöpfenden Aufgaben – Organisation, Kundenkontakt und Baustellenmanagement.

Fazit: Ein Werkzeug, das die Kalkulation neu denkt
Calcora steht stellvertretend für eine neue Generation an Softwarelösungen in der Baubranche: pragmatisch, intelligent und aus der Praxis geboren.
Noch ist die Plattform nicht am Markt – aber sie verkörpert eine Vision, die viele in der Branche teilen: Weniger Bürokratie. Weniger Handarbeit. Mehr Fokus auf das Bauen.

Wenn es gelingt, Baupläne automatisiert und gewerkeübergreifend auszuwerten, könnte Calcora in wenigen Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil der digitalen Bauwelt werden – und zeigen, dass echte Innovation immer dort entsteht, wo Menschen ein Problem nicht länger akzeptieren, sondern lösen.


Über Calcora

Calcora ist ein österreichisches Softwareprojekt, das Künstliche Intelligenz nutzt, um Baupläne automatisch auszuwerten und daraus Mengenlisten sowie Kalkulationsgrundlagen zu erstellen. Die Plattform befindet sich aktuell in der Entwicklungs- und Testphase. Ziel ist es, bis 2026 ein marktreifes, standardisiertes Produkt auf den Markt zu bringen, das die Kalkulation in der gesamten Baubranche effizienter macht.
www.calcora.io 

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