Wednesday, October 08, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report lässt Alexander Kornell, CTO von reebuild, mit einer selten gehörten Feststellung aufhorchen. »Die Bauwirtschaft ist keine konservative Branche«, ist Kornell überzeugt und erklärt, wie reebuild mit Hilfe von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz Unternehmen effektiver und produktiver macht.

Bild: »Wir helfen den Unternehmen, ihre repetitiven Tätigkeiten zu automatisieren, damit sich die Unternehmen auf das konzentrieren können, was Spaß macht und das Unternehmen weiterbringt«, erklärt Alexander Kornell.

Sie kommen ursprünglich aus den Bereichen Computational Physics with Machine Learning. Wie gelangt man von diesem Hintergrund in die Position des CTO und Mitgründers einer Automatisierungslösung für Bauunternehmen?

Alexander Kornell: Mein erster Berufswunsch war, wie bei vielen, Fußballprofi. Ich habe aber schnell gemerkt, dass meine Talente weniger auf dem Platz lagen, sondern eher in der Mathematik und den Naturwissenschaften. Deswegen habe ich mich für einen akademischen Weg entschieden. Mit Eltern aus dem Waldviertel, wo gefühlt jeder Zweite einen Bezug zum Bau hat, war ich schon früh in Kontakt mit der Branche. Später, auf der TU, kam ich dann immer wieder mit den Studiengängen der Baubranche in Berührung und habe bemerkt, dass es ähnliche Probleme gibt wie in der Physik. Da hat mich das Thema KI schon begeistert und ich war überzeugt, dass man diese Technologie auch in der Baubranche nutzen kann. Als sich die Möglichkeit mit reebuild ergeben hat, konnte ich meine Inter­essen vereinen, für Zahlen, neue Technologien und die Baubranche.

Die Branche hat einen sehr konservativen Ruf. Macht sie das zur idealen Spielwiese für jemanden wie Sie, der sich früh mit neuen Technologien beschäftigt und einen Mehrwert erkennt, bevor die Branche es tut?

Kornell: Ich sehe das etwas anders. Ich würde die Branche auch nicht als konservativ bezeichnen, sondern eher als vorsichtig. Viele Baufirmen haben über Jahrzehnte hinweg ihre eigenen Prozesse entwickelt, die auch reibungslos funktionieren. Da die Branche stark auf Vertrauen baut, ist es verständlich, dass man nicht einfach auf neue Lösungen setzt. Für mich ist das aber ideal, denn in der Baubranche trifft man auf viele Techniker, auch in der Geschäftsführung. Und ich finde, es ist ein großer Vorteil, mit Partnern mit diesen Eigenschaften zusammenzuarbeiten.

reebuild ist mittlerweile seit einigen Jahren auf dem Markt vertreten. Was sind die größten Erkenntnisse über die letzten Jahre hinsichtlich des Aufbaus einer Softwarelösung für die Baubranche? Wurden Sie mit offenen Armen empfangen oder mit Skepsis?

Kornell: Klar, es gibt immer Skepsis. Unsere größte Erkenntnis war, dass sie nicht aus Ablehnung kommt, sondern aus der Erfahrung mit unzuverlässigen Technologien. Es reicht nicht, nur eine tolle Lösung zu haben. Man muss die Leute abholen, ihre Prozesse verstehen und ihnen beweisen, dass die Software echten Mehrwert schafft. Dieses Vertrauen zu gewinnen ist der Schlüssel – dann schlägt die Skepsis sehr schnell in Offenheit um.

Wenn Sie auf einen Skeptiker treffen und ihm in wenigen Sätzen den Mehrwert von reebuild erklären müssten. Wie würde dieser Mini-Pitch aussehen?

Kornell: Die Hauptaussage ist: Wir helfen den Unternehmen, ihre repetitiven Tätigkeiten zu automatisieren, damit sie sich auf das konzentrieren können, was das Unternehmen weiterbringt und Spaß macht. Die Automatisierung betrifft alle Tätigkeiten, die Unternehmen langsamer machen, also z.B. Lieferscheinen »nachzutelefonieren« oder Rechnungen zu kontrollieren. Wenn man das klar kommuniziert, sind die Unternehmen auch meist schnell sehr offen.

Ein zentrales Thema in der Baubranche ist die Produktivität. Welchen Beitrag zur Produktivitätssteigerung leistet reebuild?

Kornell: Das ist eine gute Frage, da muss ich kurz ausholen. Früher wurden Rechnungen auf Papier bearbeitet. Dann, mit der Digitalisierung, wurden diese analogen Prozesse einfach ins Digitale überführt. Die manuellen Schritte sind aber weitgehend gleich geblieben, obwohl sie eigentlich ineffizient waren. Genau da setzen wir an. Wir greifen nicht in die Abläufe ein, sondern machen die einzelnen Schritte eines jeden Prozesses effektiver. Dinge wie das Nachkontrollieren von Rechnungen, der Abgleich von Subunternehmer-Lieferungen oder das Prüfen von Teil- und Schlussrechnungen passieren jetzt vollautomatisch, wobei die Freigabe unverändert bleibt.
Das beschleunigt die Prozesse enorm und schafft echte Transparenz. Man weiß immer ganz genau, was man wann und wofür bezahlt hat. Damit lassen sich auch zukünftige Kalkulationen besser gestalten.

Ist reebuild mit anderen Systemen kompatibel?
Kornell: Unser Ziel ist es, dort anzukoppeln, wo es am effizientesten ist. Im Regelfall ist das meistens das ERP- oder Buchhaltungssystem und das Kalkulationsprogramm. Wir nehmen die Daten auf, verarbeiten und strukturieren sie, bevor sie in die Systeme laufen. Wir sehen unsere wichtigste Aufgabe darin, die internen Prozesse der Unternehmen, wie die Preispflege von Betriebsmittelstämmen, weitgehend zu automatisieren, ohne jedoch die wichtigen Kontrollmechanismen, wie die Überprüfung der Buchung, zu umgehen.

Welche Vision verfolgen Sie mit reebuild – wohin soll sich reebuild in den kommenden Jahren entwickeln?

Kornell: Unser Vorteil ist, dass viele unserer Mitarbeiter selbst aus dem Bau kommen und dadurch die Branche von innen heraus verstehen. Besonders in der direkten Kundenbetreuung ermöglicht uns dieses Wissen, Lösungen gemeinsam mit den Experten praxisnahe vor Ort zu entwickeln. Wir sehen uns nicht als Start-up, das einer traditionsreichen Branche etwas erklären möchte, sondern als Partner, der unterstützt und Effizienzgewinne schafft.

Aus der engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden entsteht wertvolles Feed­back; wir übersetzen es in Lösungen, die ihre Arbeit erleichtern und stetig besser werden. Unsere Vision ist es, diese Zusammenarbeit weiter zu intensivieren und wiederholende Aufgaben bei dokumentengestützten Prozessen, wie die Abwicklung von Rechnungen und die Be­arbeitung von Bauverträgen, weitgehend zu automatisieren. So schaffen wir Freiräume für Fachkräfte, damit sie sich auf die Tätigkeiten konzentrieren können, die echten Mehrwert bringen.

 

Hintergrund
reebuild hat es sich zum Ziel gesetzt, administrative Tätigkeiten mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu automatisieren und Unternehmen von der »Zettelwirtschaft« zu befreien. Durchaus selbstbewusst werden eine Reduktion des Verwaltungsaufwands um 70 % und die völlige Beseitigung von Übertragungsfehlern versprochen. reebuild ermöglicht eine vollständige und fehlerfreie Automatisierung der Verarbeitung, Prüfung und Freigabe von bauspezifischen Dokumenten. Dazu gehören Materialrechnungen, Nachunternehmerrechnungen, Lieferscheine, Leistungsverzeichnisse und Bauverträge. Die Software lässt sich dabei nahtlos an bestehende Buchhaltungs- oder ERP-Programme integrieren.
www.reebuild.com 

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