Wednesday, October 15, 2025

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Bau | Immobilien

Wenn die Wand zur Wärmequelle wird: Forschende der BOKU testen, wie Fassaden in alten Wohnhäusern künftig Energie liefern könnten.


Nach Angaben der BOKU University ist der Gebäudesektor ein zentraler Hebel für den Klimaschutz. In Österreich entfallen rund ein Drittel des Endenergieverbrauchs und etwa zehn Prozent der Treibhausgasemissionen auf Gebäude. Besonders ältere Bauten stehen im Fokus: Zwei Drittel aller Häuser sind über 50 Jahre alt und benötigen umfassende thermische Sanierungen.

Genau hier setzt das Forschungsprojekt „Sani60ies“ an, das vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik der BOKU University wissenschaftlich begleitet wird. Ziel ist es, neue Wege zu finden, um Bestandsgebäude energieeffizient zu sanieren – mit einem Ansatz, der über klassische Wärmedämmung hinausgeht.

Fassade als Heizung

Im Mittelpunkt des Projekts steht die sogenannte Fassadenaktivierung: Heizungsrohre werden direkt in die Außenwand eingelassen, mit Mörtel verspachtelt und anschließend mit einem Wärmedämmverbundsystem überdeckt. So entsteht eine temperierte Gebäudehülle, die Wärmeverluste reduziert und gleichzeitig die bestehende Heizanlage unterstützt – ohne Eingriffe in die Wohnungen.

„Trotz dieser Herausforderungen entstehen derzeit wegweisende Projekte, die zeigen, dass auch Wohnanlagen großen Maßstabs klimafit gemacht werden können – durch die Kombination aus Gebäudesanierung, innovativen Wärmepumpensystemen und sozialwissenschaftlicher Begleitung“, erklärt BOKU-Forscherin Magdalena Wolf.

Kühlen im Sommer, Heizen im Winter

Laut der BOKU University funktioniert das System in beide Richtungen: Im Winter verhindert die erwärmte Fassade Wärmeverluste, im Sommer kann sie überschüssige Wärme aus den Innenräumen ableiten. Messungen zeigen, dass dadurch die Raumtemperatur um bis zu zwei Grad Celsius sinkt – ohne aktives Kühlsystem.

Besonders geeignet sei die Technologie für mehrgeschossige Wohnbauten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren, die noch nicht thermisch saniert sind.

Pilotprojekte in Wien

Nach Angaben der Projektleitung werden derzeit drei Demonstrationsobjekte umgesetzt – in der Großen Neugasse (4. Bezirk), der Eichendorffgasse und der Hackenberggasse (beide 19. Bezirk). Erste Ergebnisse aus dem Wiener Pilotgebäude zeigen, dass die Kombination aus Fassadenaktivierung und Wärmepumpe den Energieverbrauch messbar senken kann.

„Für die Gebäudetechnik liefert das Projekt wichtige Erkenntnisse über die langfristige Leistungsfähigkeit von Fassadenheizungen.“, sagt Magdalena Wolf. Nach Einschätzung der BOKU University könnte die Technologie langfristig dazu beitragen, Wärmepumpen auch im Bestand flächendeckend einzusetzen – effizient, bewohnerfreundlich und klimaverträglich.

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