Sunday, May 25, 2025

Mehrwert für Manager

Die Etablierung von Kreislaufwirtschaft als neuer Standard im Bauwesen – dieses ambitionierte Ziel verfolgt das Unternehmen Concular, das seit kurzem auch in Wien vertreten ist. Im Interview erläutert Kathrina Rieger, Standortleiterin in Wien, die konkreten Geschäftsfelder und Lösungsansätze des Unternehmens für einen ressourceneffizienten Bausektor.

Kreislaufwirtschaft als Standard im Bauwesen

Die Etablierung von Kreislaufwirtschaft als neuer Standard im Bauwesen – dieses ambitionierte Ziel verfolgt das Unternehmen Concular, das seit kurzem auch in Wien vertreten ist. Im Interview erläutert Kathrina Rieger, Standortleiterin in Wien, die konkreten Geschäftsfelder und Lösungsansätze des Unternehmens für einen ressourceneffizienten Bausektor.

Kreislaufwirtschaft als Standard im Bauwesen
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Das Kerngeschäft von Concular liegt in der Digitalisierung von Materialien in Abbruchgebäuden, um hochwertige Anschlussnutzungen zu identifizieren. Dabei arbeitet das Unternehmen mit einem umfangreichen Partnernetzwerk zusammen, darunter namhafte Hersteller wie Lindner und Wienerberger.

Dieser Ansatz bietet den Herstellern einen entscheidenden Vorteil: „Der Vorteil ist, dass Hersteller so eine zuverlässige Quelle von Sekundärmaterialien haben", erklärt Rieger. Durch die Zusammenarbeit können die Hersteller sogenannte Take-Back-Systeme entwickeln und damit einen geschlossenen Materialkreislauf für ihre Produkte etablieren.

Aktive Mitgestaltung von Standards und Normen
Um diesem Ziel näherzukommen, engagiert sich Concular aktiv in der Standardisierung: „Wir machen deshalb auch viel Arbeit in Richtung Standardisierung. Also wir arbeiten in Deutschland an Normung, Normen mit, in Österreich aktuell auch an ÖNORM und auch auf EU-Ebene", erläutert Rieger. Durch die Mitarbeit an Normen und die Veröffentlichung von Leitfäden teilt das Unternehmen seine Erfahrungen – auch die Fehler – mit der Branche, um den Transformationsprozess zu beschleunigen.

„Bei neuen Feldern gilt es immer zu explorieren und zu schauen, welche Wege funktionieren und welche Wege funktionieren nicht. Und die Wege, die funktionieren, so weit auszubauen, dass sie zu neuen Autobahnen werden, die dann leicht benutzbar sind", fasst Rieger den Ansatz zusammen.

Marktpotenzial und aktuelle Zahlen
Der Anteil an hochwertigem Recycling, bei dem beispielsweise Beton wieder im Hochbau verwendet wird, liegt bei lediglich etwa 10 Prozent. Die Wiederverwendung von Bauteilen – das eigentliche Ziel der Kreislaufwirtschaft – macht sogar nur rund 1 Prozent aus. „Das bietet natürlich einen riesigen Markt, vor allem auch im Hinblick darauf, dass über die EU im Moment die Quoten massiv gepusht werden", erklärt Rieger das Geschäftspotenzial.

Ein weiterer Treiber ist die geopolitische Lage: „Das hat nicht zuletzt auch was mit der geopolitischen Lage zu tun, weil wir natürlich über Sekundärrohstoffe, die schon in Europa sind, unabhängiger werden."

Digitale Lösungen für Ökobilanzen und Ressourcenpässe
Die zunehmende Bedeutung von Ökobilanzen und CO₂-Werten im gesamten Lebenszyklus von Gebäuden spiegelt sich auch in regulatorischen Anforderungen wider. Rieger verweist auf die neue Gebäuderichtlinie (EU-Richtlinie), die aktuell in Österreich umgesetzt wird: „Um diese Werte zu halten und auch geringe Grenzwerte einzuhalten über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken ist es wichtig, Bauteile wiederzuverwenden, weil die natürlich viel geringere CO₂-Werte haben."

Für die Bewertung und Nachverfolgung hat Concular eine eigene Softwarelösung entwickelt. Diese erstellt nicht nur Ökobilanzen für Gebäude, sondern generiert auch sogenannte Gebäude-Ressourcenpässe. „Wir wissen, was für Material sind in unseren Gebäuden verbaut und können dann auch künftig, wenn diese Gebäude abgerissen werden, die Materialien in Umlauf bringen", erklärt Rieger den Mehrwert.

Dies adressiert ein grundlegendes Problem der Branche: „Wir haben einen riesen Gebäudebestand, zu dem wir eigentlich letztendlich keine Daten haben.

Materialbörse als zweites Standbein
Als weiteres Geschäftsfeld betreibt Concular einen Shop zum Handel mit Sekundärmaterialien. Über diese Plattform können nicht nur vorhandene Materialien erworben, sondern auch spezifische Anfragen gestellt werden: „Im Moment suchen wir beispielsweise 250 Konferenzsessel oder 2000 Quadratmeter hochwertige Aluminiumfassade", gibt Rieger ein Beispiel. Mit diesen konkreten Anfragen geht Concular zu seinen Partnern und versucht, passendes Sekundärmaterial für laufende Projekte zu beschaffen.

Ausblick: Von der Nische zum Marktstandard
Die Aktivitäten von Concular und die Expansion nach Österreich fallen in eine Zeit, in der die Bauwirtschaft vor massiven Umbrüchen steht. Die Kombination aus regulatorischem Druck, Ressourcenknappheit und steigendem Nachhaltigkeitsbewusstsein schafft ideale Bedingungen für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft.

Mit seinem ganzheitlichen Ansatz – von der Beratung über digitale Lösungen bis hin zur konkreten Materialbeschaffung – und dem Fokus auf Wissenstransfer und Standardisierung positioniert sich Concular als Wegbereiter dieser Transformation. Der neue Standort in Wien unter der Leitung von Kathrina Rieger dürfte dabei eine wichtige Rolle für die Entwicklung des österreichischen Marktes spielen.

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