Tuesday, June 24, 2025

Mehrwert für Manager

Bau | Immobilien

Das Last Planner System ist eines der am häufigsten genutzten Lean-Werkzeuge. Mit einer vorausschauenden Planung unter Einbeziehung aller beteiligten Gewerke und der kollaborativen Festlegung der zu erreichenden Projekt-Meilensteine soll die Produktivität erhöht und Verschwendung reduziert werden. Wie oft die Meilensteine erreicht werden und woran Zusagen scheitern, wurde im Rahmen einer Masterarbeit am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft TU Graz anhand einer konkreten Fallstudie untersucht. Teil 3 der Serie Aktuelle Forschungsarbeiten zu Lean Baumanagement

Bild: iStock

 

Lean Construction gewinnt im österreichischen Baugewerbe immer mehr an Bedeutung. Herausforderungen wie der immer größer werdende Fachkräftemangel, Lieferverzögerungen aufgrund von Rohstoffknappheit oder Preissteigerungen durch äußere Umstände wie die Corona-Krise haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die Produktivität am Bau stagniert und die Baukonjunktur deutlich abgekühlt ist. Diese Faktoren haben zur Folge, dass bei vielen Baufirmen eine Neupositionierung am Markt erfolgt. Insbesondere im Revitalisierungs- und Sanierungsbereich ist branchenintern zu beobachten, dass der Konkurrenzkampf immer größer wird.

Damit ein Unternehmen aber wettbewerbsfähig bleibt und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann, ist ein Umdenken der bisherigen Prozesse erforderlich. Durch die Anwendung von Lean Construction soll die Produktivität im Bau erhöht werden bei gleichzeitiger Reduktion von Verschwendung. Insbesondere die Methode des Last Planner Systems wird bei diversen Bauvorhaben immer häufiger genutzt.

Vorteile durch das Last Planner System
Gerade im Sanierungsbereich, wo aufgrund von vielen Unsicherheitsfaktoren bei der Ausführung ein effizientes Terminmanagement, konstruktive Kommunikation und kollaborative Zusammenarbeit notwendig sind, bietet das Last Planner System diverse Vorteile wie z. B. eine Produktivitätssteigerung durch Stabilisierung des Produktionsprozesses, ein gemeinsames Verständnis der Wertschöpfungspartner, die Einbindung aller Gewerke durch kollaborative und transparente Planung, eine Intensivierung und Verbesserung der Kommunikation oder erhöhte Transparenz, die zur rascheren Erkennung von Abhängigkeiten und Problemen führt. Damit das Last Planner System seine Vorteile in der Abwicklung eines Generalsanierungsobjektes ausspielen kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu zählen unter anderem das Verständnis für die Lean-Thinking-Prinzipien, eine offene Kommunikation sowie kollaborative Zusammenarbeit zwischen den Projektbeteiligten und das gemeinsame Verständnis für die Ziele bei der Abwicklung eines Projektes.

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Grafik: Die häufigsten Gründe für nicht eingehaltene Zusagen sind fehlende Vorleistungen und Änderungen der Prioritäten von Auftraggeber oder Projektmanagement.


Die Ergebnisse der Fallstudie

Im Zuge einer Fallstudie wurde die Anwendung des Last Planner Systems bei der Generalsanierung eines Schulgebäudes in Wien untersucht, um die Zuverlässigkeit von Zusagen sowie die Gründe für die Nichteinhaltung von Zusagen festzustellen. Die Sanierungsarbeiten am Gebäude umfassten die komplette Entkernung der Innenhülle, statische Maßnahmen bei den tragenden Bauteilen, eine vollständige Umgestaltung der Raum­aufteilung durch die Neuherstellung von Wänden und Decken sowie die Sanierung und Instandsetzung von denkmalgeschützten Elementen wie der Fassade, dem Bodenbelag und dem Geländer im Stiegenhaus. Die technische Gebäudeausrüstung wurde unter Berücksichtigung des gültigen Standes der Technik ganzheitlich erneuert.

Im Zuge der wöchentlichen Produktionsevaluation und Produktionsplanung wurde zur Beurteilung der Zuverlässigkeit der Zusagen im Last Planner System der Anteil der eingehaltenen Zusagen als Key Performance Indicator eingesetzt. Der Wert für den Anteil der eingehaltenen Zusagen wurde ermittelt, indem die Anzahl der erledigten Zusagen durch die Anzahl der geplanten Zusagen dividiert wurde. Des Weiteren wurden die Gründe für die Nichteinhaltung von Zusagen im Last Planner System ermittelt, wobei diese in unterschiedliche Kategorien unterteilt wurden.

Die Auswertung hat ergeben, dass 93 Prozent der Zusagen auch eingehalten wurden. Die Hauptgründe für die Nichteinhaltung von Zusagen waren nicht vorhandene Vorleistungen (26 %) sowie Änderungen der Priorität von Auftraggeber oder Projektmanagement (23 %).


Tipp
Masterarbeit »Zuverlässigkeit von Zusagen im Last Planner System bei einem Generalsanierungsprojekt«, Semir Djedovic, Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft TU Graz

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