By Andreas Pfeiler on Friday, 12 December 2025
Category: Architektur, Bauen & Wohnen

Zukunftsfit Bauen: heute bauen, morgen profitieren


Die Plattform ReConstruct – eine gemeinsame Interessenplattform des Center of European Policy Studies (CEPS) und des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) – beschäftigt sich intensiv mit dem Thema »Bauen der Zukunft«. Aktueller Fokus: der Beitrag von Gebäuden zur CO2-Reduktion.

Der 2. »CEPS Construction Day« in Brüssel am 28.10.2025 machte deutlich, wie stark sich die europäische Bau- und Gebäudewirtschaft im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, technologischer Transformation und gesellschaftlichen Anforderungen befindet. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Frage, ob Gebäude einen aktiven Beitrag zur Kohlenstoffreduktion leisten können – durch energieeffizienten Betrieb einerseits und durch Aktivierung von CO₂-Senken über ihren gesamten Lebenszyklus andererseits.

Deutlich wurde, dass ein umfassendes Umdenken im Umgang mit dem Gebäudebestand notwendig ist. Eine klimafitte Bauwirtschaft stützt sich auf erneuerbare Energiesysteme, intelligente Gebäudetechnik, thermische Bauteilaktivierung und digitale Werkzeuge.

Treiber Innovation
Auf europäischer Ebene rücken neben der Reduktion betrieblicher Emissionen zunehmend die Emissionen im Lichte einer Kreislaufkultur in den Fokus. Neue Regelwerke und Leitmärkte für CO₂-arme Baustoffe sollen entstehen, flankiert durch Maßnahmen zur Förderung leistbaren Wohnens und zur Dekarbonisierung des Bauens. Innovation gilt dabei als zentraler Treiber. Serielles Bauen, Vorfertigung oder Digitalisierung in der Produktions- wie auch in der Rezyklierungsphase sind wesentliche Instrumente.

Echte Kreisläufe
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Aufbau funktionierender Kohlenstoffkreisläufe. Ein neues Zertifizierungssystem »carbon removals« zur Bewertung von CO₂-Entnahme und -Speicherung soll künftig unterschiedliche Ansätze – von naturbasierten Lösungen bis zur Speicherung in mineralischen Baustoffen – einheitlich abbilden. Besonders relevant ist dabei die Möglichkeit, CO₂ dauerhaft in Baustoffen zu binden, etwa durch mineralische Karbonatisierungsprozesse. Für die mineralische Baustoffindustrie eröffnen sich damit neue Potenziale, um zusätzliche Senkenoptionen zu implementieren.

Keine Dogmen

Die Diskussionen zeigen, dass eine klimaneutrale, resiliente und sozial ausgewogen gebaute Umwelt nur durch Interaktion von Technologie, Regulierung und wirtschaftlichen Anreizen gelingt. Entscheidend wird sein, Emissionen konsequent zu reduzieren, CO₂-Senken intelligent zu nutzen und Ressourcenströme im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft zu schließen. Dafür braucht es Rahmenbedingungen, die Technologieoffenheit und Baustoffneutralität anstatt Dogmatismus forcieren. Wer dies nicht unterstützt, befindet sich schnell am sprichwörtlichen Holzweg und behindert tragfähige Zukunftslösungen.


Bild: iStock