Donnerstag, April 25, 2024

Digitale Dienste in den Bereichen Sicherheit, Navigation & Infotainment, Komfort sowie Unterhaltung werden im Automobilbereich immer wichtiger. Der US-amerikanische Hersteller Tesla hat das früh erkannt und treibt die Konkurrenz mit immer neuen Geschäftsmodellen vor sich her. Die deutschen Automobilhersteller – noch mitten in der Transformationsphase – bedienen den Markt der digitalen Dienste bisher nur zögerlich. (Titelbild: BearingPoint)

Eine neue Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint hat die Märkte in China, Deutschland und in den USA untersucht und deren Potenzial hinsichtlich SOTA bewertet. Im Fokus standen Konsument*innenwünsche und Zahlungsbereitschaft hinsichtlich digitaler Dienste fürs Auto. Laut den Ergebnissen interessieren sich ganze 87 Prozent der Autobesitzer*innen in Deutschland für die Nutzung und den Erwerb digitaler Funktionen durch neue Software-Updates für ihr Auto.

Zukunftsmarkt digitale Dienste

Der Transformationsdruck auf die Automobilbranche wächst rasant. Die Etablierung neuer Geschäftsmodelle gerade im Software-Bereich werden dabei immer wichtiger. In allen drei untersuchten Märkten China, Deutschland und USA stehen für 91 Prozent der Endkunden die Sicherheitsdienste klar an erster Stelle, dicht gefolgt von Navigation und Infotainment mit 84 Prozent. Die Kategorien Komfort und Unterhaltung werden mit 71 bzw. 66 Prozent von Konsumentenseite genannt.

Grafik: BearingPoint

Über alle Kategorien hinweg stehen bei den Konsument*innen aber drei bestimmte Dienste ganz oben in der Gunst: Echtzeit-Verkehrsinformationen, Diebstahlschutz sowie Warn- und Schließsystemfunktionen. Während in China und den USA der Diebstahlschutz klar an Nummer Eins steht, sind für deutsche Konsumenten die Echtzeit-Verkehrsinformationen das wichtigste. Der Diebstahlschutz landet hier auf dem zweiten Platz. 

Zahlungsbereitschaft in Deutschland am geringsten

Die deutschen Autofahrer*innen haben im Vergleich die geringste Kaufabsicht im Bezug auf digitale Dienste. Im Durchschnitt können sie sich vorstellen, jährlich 214 Euro auszugeben. In den USA ist die Zahlungsbereitschaft mit 300 Euro schon deutlich höher. Die höchste Zahlungsbereitschaft zeigen die chinesischen Konsumenten, die durchschnittlich 353 Euro pro Jahr ausgeben wollen.

Grafik: BearingPoint

In allen drei Ländern wird die Sicherheit mit über 90 Prozent als wichtigste Kategorie eingestuft. Für diese Funktion sind Kund*innen bereit, bis zu 134 Euro pro Jahr auzugeben. Auch für den Bereich Komfort besteht mit bis zu 131 Euro eine hohe Zahlungsbereitschaft, obwohl die Befragten diese Kategorie mit 71 Prozent eigentlich als weniger wichtig erachten. Am geringsten ist die Zahlungsbereitschaft für die Bereiche Navigations- und Infotainment-Funktionen und Unterhaltung mit 100 Euro bzw. 96 Euro. Gerade deutsche Endkunden erwarten, dass Navigations- und Infotainment-Funktionen preisgünstig oder ganz ohne Mehrkosten erhältlich sind.

Digital - sofort oder nach Auslieferung?

Die Studie hat auch die Präferenz für den Kaufzeitpunkt digitaler Features abgefragt. Dabei zeigt sich, dass die Konsument*innen i.d.R. beide Optionen erwarten: Sowohl in der Konfigurationsphase als auch nach der Auslieferung per „Software-over-the-air“. Je nach Hersteller werden den Kund*innen momentan digitale Dienste als Paket oder auch individuell zum Einzelkauf angeboten. Zwar wünschen sich 55 Prozent den Paketkauf, jedoch gibt es hier keinen signifikanten Trend - es bleibt also wichtig, dass auch einzelne Funktionen im Nachhinein erworben werden können. Zudem erwarten 90 Prozent der Kunden eine kostenlose Testphase.

Christoph Landgrebe, Partner bei BearingPoint im Bereich Automotive, zieht ein Fazit aus der Studie: „Traditionelle deutsche Automobilhersteller stehen vor der großen Herausforderung, sich von einem Engineering- auch zu einem Softwareunternehmen weiterzuentwickeln. Die direkten Wettbewerber aus China und den USA sind nicht nur beim Thema Elektromobilität bereits eine starke Konkurrenz, sie bieten ihren Kunden auch schon eine Vielzahl von digitalen Dienstleistungen an. So hat der chinesische E-Autohersteller NIO bereits 184 ‚Over-the-Air‘-Funktionen und auch sein erstes Firmware-Update Over-the-Air (FOTA) außerhalb Chinas in Norwegen herausgebracht. Tesla-Chef Elon Musk hat verkündet, dass in Kürze ein eigener Tesla-App-Store für Fahrzeuge starten soll. Zwar haben beispielsweise Mercedes mit ‚Mercedes me connect Services‘ und Audi mit ‚Functions on demand‘ erfolgreich digitale Dienste in ihre Neuwagen integriert, doch mit der reichen digitalen Produktpalette von Tesla und NIO können sie derzeit noch nicht mithalten. Noch scheinen die deutschen Hersteller nicht bereit, groß in dieses Geschäft einzusteigen. Dabei verspricht es ein enormes Wachstumspotenzial und ein sehr lukratives Geschäftsfeld.“

Über die Studie

Für die Studie hat BearingPoint über 600 Personen in China, Deutschland und den USA zu ihren Erwartungen und Präferenzen in Bezug auf digitale Dienstleistungen befragt. Die befragten Teilnehmer*innen waren im Schnitt 35 Jahre alt und besaßen ein Auto (weniger als zehn Jahre alt und im mittleren bis gehobenen Preissegment). Nachlesen lässt sich die gesamte Studie hier: www.bearingpoint.com

 

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