Samstag, April 20, 2024
Hebel für Innovation und Klimaschutz

Mit einer aktuellen Studie liefert Capgemini einen Ausblick auf aktuelle Technologietrends und den Status quo der Investitionslust von Unternehmen und Behörden bei IT-Projekten.

Das wichtigste Ziel von der Wirtschaft und Verwaltung für dieses Jahr ist, die Bedürfnisse ihrer Kund*innen in den Mittelpunkt zu stellen. Das zeigen die Ergebnisse der jährlich erscheinenden IT-Trends-Studie von Capgemini. Vielen aktuellen Herausforderungen begegnen die Unternehmen mit digitalen und zunehmend auch intelligenten Technologien. Außerdem beschäftigt die Unternehmen weiterhin der Fachkräftemangel, der mit der Pensionierungswelle in den kommenden Jahren noch akuter wird.

An der Studie nahmen vom Mitte September bis Mitte Oktober 2021 insgesamt 195 Fach- und IT-Verantwortliche aus dem Mittelstand und von Großunternehmen und Behörden in der Region DACH teil. Knapp jeder zehnte Befragte war aus Österreich, bei den Branchen dominierten die Automobilindustrie, der öffentliche Bereich und das produzierende Gewerbe. 
»Unternehmen und Behörden gehen mittlerweile routiniert mit der Pandemie um«, sagt Sven Roth, Head of Business & Technology Solutions Germany bei Capgemini. »73 % der Unternehmen erwarten höhere IT-Budgets für 2022, bei fast einem Drittel sogar um mehr als 10 %«. Für den Experten ist klar: Die Mehrheit der Unternehmen will konkret mit Hilfe von IT wachsen, die Budgets für Neuentwicklungen sind vorhanden.

In der Umfrage wird heuer eine Verschiebung zugunsten von Projekten für die Erneuerung von Anwendungen und Systemen ausgemacht (31,6 % der Befragten nennen diesen Bereich). »Wir gehen davon aus, dass häufig auch Kernanwendungen modernisiert werden, ein Teil wird auch cloudfähig gemacht.« Und der Trend zur Cloud ist seit Jahren ungebrochen. Der Anteil der IT-Services aus einer Cloud externer Partner und Anbieter beträgt bei den Unternehmen bereits 58,7 % – gegenüber 51,6 % im Vorjahr. Dazu sehen die Capgemini-Expert*innen auch eine zunehmende Verteilung von Clouddiensten auf europäische Provider. Infrastrukturen in Europa werden vorrangig aus Datenschutzgründen genutzt.

Was sich in diesem Jahr ändert: Zwei gewichtige Argumente für Modernisierungen – Effizienz und Kosteneinsparungen – wurden in den vergangenen Jahren stets untrennbar miteinander verbunden gesehen. Nun bedeuten Effizienzmaßnahmen für die IT- und Fachabteilungen aber auch Flexibilität. Während der Faktor Kostenreduktion gesunken ist (von 34,7 auf 27,2 %), ist die Erhöhung der Effizienz als »Anforderungen der Geschäftsleitung an die IT« gestiegen – von 40,3 auf 49,2 %. Stärkster Treiber ist freilich die geforderte Kundenorientierung von Produkten und Services (54,9 gegenüber 28,5 % im Jahr 2021). Das gilt in der öffentlichen Verwaltung sogar häufiger als in Unternehmen. Allerdings haben Behörden in vielen Bereichen Aufholbedarf im Vergleich zur Wirtschaft: Während mehr als die Hälfte der Unternehmen ihren Bestell- und Bezahlvorgang digitalisiert haben, »Customer Journey Analytics« nutzen oder Entscheidungen an Analyse-Erkenntnissen ausrichten, sind es in der öffentlichen Verwaltung nur jeweils zwischen 20 und 30 %.

»Unternehmen haben während der Pandemie erlebt, wie wichtig die Nutzerfreundlichkeit digitaler Kontaktkanäle für ihre Wettbewerbsfähigkeit ist. Sie müssen davon ausgehen, dass digitaler Kundenservice auch nach der Pandemie stark nachgefragt werden wird. Behörden und öffentliche Stellen haben hier noch einen großen Aufholbedarf, wenn es um nutzerfreundliche Onlineservices geht«, kommentiert Martina Sennebogen, Managing Director von Capgemini in Österreich, das Ergebnis.

Vormarsch von KI
Inzwischen setzen 35,5 % aller Befragten künstliche Intelligenz intensiv oder sehr intensiv ein, vor einem Jahr waren es erst 
15,6 %. Gründe für den Anstieg sind zum einen technologische Fortschritte, aber auch neue Prozesse für Entwicklung und Betrieb. Diese haben auch zu einer höheren Erfolgsquote geführt: Im Vorjahr stuften 30,4 % der KI-Anwender aus der Wirtschaft ihren Erfolg als hoch oder sehr hoch ein, jetzt sind es 38,1 %. Die Nutzung intelligenter Technologien wird in den kommenden zwei Jahren weiter steigen. Besonders groß wird der Zuwachs von Anwendern in den Bereichen Empfehlungssysteme (ein Zuwachs von 142,9 % nach zwei Jahren), Personalisierung, Qualitätsmanagement, Lieferkettenoptimierung und Analyse des Tagesgeschäftes sein. »Hier hat sich methodisch und technologisch viel in den letzten Jahren getan«, nennt Sven Roth das »methodische« Beispiel »AI DevOps«, um KI-Projekte erfolgreich ins Tagesgeschäft zu bringen. Technisch wiederum würden Machine-Learning-Lösungen rund um »Natural Language Processing«, die auch von den großen Plattformanbietern angeboten werden, punkten. Fazit: Die KI-Nutzung wird steigen, die Teilnehmenden wagen sich nun an komplexere Use Cases. Trotzdem stünden viele vor der Herausforderung, dass durchschnittlich nur die Hälfte der Daten in den Organisationen für Nutzung verfügbar ist.

»Datensilos aufzulösen und Formate und Qualität zu vereinheitlichen ist aus vielen Gründen keine leichte Aufgabe. In den vergangenen Jahren wurden zwar große Fortschritte im Hinblick auf die Bereitstellung und Verarbeitung großer Datenmengen erzielt, die Skalierung in anderen Bereichen wurde aber vernachlässigt. Dazu gehört der Umgang mit zunehmend mehr Datenquellen, Anwendungsfällen, Nutzern und der Veränderung des Marktes. Wir empfehlen Unternehmen und Behörden, über einen Paradigmenwechsel zu einer skalierbaren dezentral organisierten Datenlandschaft nachzudenken«, erläutert Sennebogen.

Einsparungen von Treibhausgasemissionen
Zum ersten Mal wurde in der Studie auch zu Zielen im Klimaschutz gefragt und welche Rolle dabei die IT spielt, respektive spielen wird. Die Aussagen: Intelligente Technologien werden nun auch genutzt, um Treib­hausgasemissionen zu senken. Fast 71 % der Unternehmen haben das Ziel, die jährlichen Emissionen bis 2026 zu reduzieren; durchschnittlich um fast 37 %. Diesen Wert hält die überwiegende Mehrheit auch für realistisch. Die Ziele der öffentlichen Verwaltung sind etwas weniger ambitioniert: Sie will die jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2026 um knapp 28 % senken. Insgesamt sollen rund 42,6 % der Reduzierungen mit Hilfe von IT erreicht werden, der größere Teil davon indirekt. Intelligente Technologien kommen dabei vor allem bei der Reduzierung des Energieverbrauchs sowie der Optimierung von Routen und Verkehrsmitteln zum Einsatz. 

Demografischer Wandel
In den nächsten zehn Jahren werden durchschnittlich knapp 23 % der IT-Mitarbeitenden in den Ruhestand gehen. Im vergangenen Jahr erregte der Fachkräftemangel nur wenig Besorgnis. Jetzt steigt der Anteil der CIOs, die negative Auswirkungen befürchten, um fast 16 Prozentpunkte auf knapp 52 % an. Die größten Sorgen sind der Verlust von Know-how sowie ein zusätzlicher Anstieg des Fachkräftemangels, der ohnehin bereits hoch ist. Gleichzeitig prognostizieren die teilnehmenden CIOs, dass die strategische Bedeutung der IT deutlich steigen und die Abteilung wachsen wird. Sie wird etwas mehr Spezialisten als Generalisten beschäftigen sowie mehr Menschen verschiedener Nationalitäten. Die Arbeit wird komplexer und agiler, aber auch häufiger im Homeoffice und von Softwarerobotern erledigt. Und: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen wird zunehmen, ist man optimistisch.

Trends im Auf und Ab
In Anlehnung an die globalen Technologie-Trends der TechnoVision von Capgemini wurden 30 Technologien und Methoden ausgewählt, um ihre Bedeutung für Organisationen zu messen. Die höchste Bedeutung messen die Studienteilnehmer*innen Container-Technologien, dem Sicherheitskonzept Zero Trust, Machine Learning, dem Schutz vor Bedrohungen durch Internet-der-Dinge-fähige Geräte sowie Open APIs zu. Am anderen Ende der Skala stehen Virtual und Augmented Reality, Distributed-Ledger-Technologie, Graphdatenbanken, dezentrale Anwendungen und Quanten-Computing. Diesen Technologien messen sie derzeit die geringste Bedeutung zu.

Bild: iStock

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