Elektrofahrzeuge und selbstfahrende, „autonome“ Autos, super-smarte und „connected“ Gefährte aller Art – was kommt da auf uns zu und wie sieht die Mobilität der Zukunft, wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Jahresopenings 2017 der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG), an dem am 24. Februar über 100 Gäste teilnahmen.
„Die Mobilität der Zukunft ist in Veränderung, daran besteht kein Zweifel. Ob das connected, self-driving-car kommt, diese Frage stellt sich nicht mehr. Es ist nur mehr eine Frage des Zeitpunkts“, stellt Ronald Bieber, Generalsekretär der OCG, fest. Sechs Referenten berichteten aus unterschiedlichen Perspektiven über Möglichkeiten, Herausforderungen aber auch Zukunftsvisionen und Risiken des „autonomen Fahrens“.
Die Keynote mit dem Thema „Mobility 4.0“ hielt Dirk Helbing, Professor für Computational Social Science von der ETH Zürich. Was kommt mittelfristig auf uns zu? Wie wird das unsere Städte verändern? Welchen Beitrag wird die Revolution im Mobilitätssektor zur Bewältigung der Klimaziele leisten? Was bedeutet das für die Automobilunternehmen, was für uns alle? Und wie kann der CO2 Ausstoß tatsächlich verringert werden? Dazu brachte Helbing einiges an Aspekten ein, er ging in seinem Vortrag auch auf sozioökonomische Aspekte und die Arbeitswelt der Zukunft ein – wenn etwa mehr Telework geleistet wird, verringert sich auch das Verkehrsaufkommen.
Viele Herausforderungen in der „Mischphase“
Carsten Weber, Consulter bei Mieschke & Partner und seit bald 25 Jahren in der Management-, Prozess und IT-Beratung im Umfeld der Automobilindustrie tätig, lenkte den Blick vor allem auf die kommenden Herausforderungen der „Mischphase“, das heißt dem parallelen Betrieb von herkömmlichen und autonomen Fahrzeugen. Enkelejda Kasneci, Professorin für Informatik an der Universität Tübingen, präsentierte ein konkretes Projekt: Sie beschäftigt sich mit ihrem Team mit der Erforschung der Augenbewegungen während des Fahrens und Fahrer-Assistenz-Systemen. Beim Test wurden 73 Probanden während einer Fahrt von 35 Minuten auf der Teststrecke vier verschiedene Aufgaben (Lesen, Video-Schauen, Mail-Schreiben, keine Tätigkeit), gestellt. Fazit: Die Augenbewegungen sind dabei tatsächlich unterschiedlich.
Zu den weiteren Referenten zählten Bernd Datler, Geschäftsführer der ASFINAG, der Autonomes Fahren aus Sicht eines Infrastrukturbetreibers schilderte, Siegfried Reich, Geschäftsführer von Salzburg Research, der über den Test von selbstfahrenden Minibussen im Salzburger Stadtverkehr berichtete und last but not least, Martin Höfler, seit 2008 Produktmanager Automotive von TTTech, der „Fehlertolerante Systeme für das automatisierte Fahren“ thematisierte. TTTech arbeitet in Kooperation mit Audi aktuell an einem „Level 3“ (hochautomatisierten) System für autonomes Fahren. Martin Höfler brachte es auf den Punkt: „Die Frage ist immer, wie viel Autonomie lassen wir zu und wie schaffen wir ausfallssichere Systeme?“ In der Luftfahrtindustrie wird etwa derzeit mit 3fach redundanten Systemen gearbeitet. Beim autonomen Fahren werden „Level 4“ (vollautomatisierte) Systeme laut Höfler frühestens 2020 auf den Markt kommen.
Fazit der Tagung: Wir sind derzeit bei „Level 2“ (teilautomatisiert) angekommen, und es warten noch sehr, sehr viele Herausforderungen für das autonome Fahren.