Donnerstag, April 25, 2024

Eine Studie von Ernst & Young zum Thema Korruption in der Region EMEIA zeigt: Die weiteste Verbreitung von Korruption findet sich in Ost- und Südosteuropa. Österreich liegt mit 46 Prozent im europäischen Mittelfeld. Jeder siebte westeuropäische Manager hält es für üblich, Aufträge mithilfe von Bestechung zu gewinnen.

Korruption ist in Ost- und Südosteuropa am stärksten verbreitet: In Griechenland geben 84 Prozent der Manager an, Bestechung sei in ihrem Land an der Tagesordnung. Ähnlich hoch ist der Anteil in Slowenien und der Ukraine. In Österreich sehen immerhin 46 Prozent eine weite Verbreitung von Bestechung und Korruption im eigenen Land.

51 Prozent der österreichischen Manager berichten auch von geschönten Finanzergebnissen. Im europäischen Gesamtdurchschnitt bestätigen rund 38 Prozent, dass Unternehmen ihre Finanzergebnisse oft besser darstellen als sie tatsächlich sind. Österreich liegt damit über europäischem Durchschnitt und nimmt hinter Slowenien, Russland, Spanien, Kroatien und Serbien den fünften Platz ein.

Das sind Ergebnisse des aktuellen Ernst & Young EMEIA Fraud Survey 2013. Für die Umfrage wurden mehr als 3.000 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements in 36 Ländern Europas, des Mittleren Ostens, Indiens und Afrikas befragt.

 „Angesichts der derzeitigen herausfordernden Marktbedingungen sehen sich Unternehmen mit anhaltendem Druck konfrontiert, Wachstums- und Gewinnerwartungen zu erfüllen. In diesem Umfeld lassen sich manche unweigerlich zu unethischem Verhalten verleiten. Die Eigentümer erwarten vom Management aber, Verantwortung dafür zu übernehmen, dass das Unternehmen durch die Einführung von Anti-Korruptionsmaßnahmen auf allen organisatorischen Ebenen geschützt wird“, interpretiert Andreas Frohner, Leiter der Abteilung „Fraud Investigation & Dispute Services“ bei Ernst & Young Österreich, die Ergebnisse des Fraud Survey.

Wahrnehmung im eigenen Land, Verleugnung im Unternehmen
Europaweit geben 57 Prozent aller Befragten an, dass Bestechung und Korruption im eigenen Land weit verbreitet sind. Im Vergleich dazu: in Österreich sind 46 Prozent der Unternehmer der Meinung. Doch: Nur 26 Prozent der europäischen Umfrage-Teilnehmer glauben, dass Bestechung im eigenen Wirtschaftssektor üblich ist, um Aufträge zu akquirieren. In Österreich liegt dieser Anteil gar bei nur 15 Prozent.

Andreas Frohner hierzu: „Um die Risiken von Betrug, Bestechung und Korruption wirksam bewältigen zu können, muss sich das Management eingestehen, dass diese auch in ihrer eigenen Organisation und in ihrem eigenen Berufsfeld auftreten können. Unser Survey macht den beunruhigenden Trend deutlich, dass Bestechung und Korruption im eigenen Land weitgehend wahrgenommen werden, aber als Risiken im eigenen Betrieb oder Sektor negiert werden. Die Ergebnisse scheinen zu sagen: ‚Jeder Andere macht es, aber nicht ich oder mein Unternehmen.‘“

Diskrepanz zwischen Management und Mitarbeitern
Während die Mehrheit der Befragten (57% insgesamt, 73% in Österreich) angibt, dass ihr Unternehmen über entsprechende Anti-Korruptionsmaßnahmen verfügt, macht die Umfrage deutlich, dass eine signifikante Diskrepanz zwischen Senior Management und Mitarbeitern in Bezug auf die Relevanz und Effizienz dieser Maßnahmen besteht.

60 Prozent der Vorstandsmitglieder und Senior Manager glauben, dass ihr Unternehmen Personen unterstützt, die vermutete Betrugs-, Bestechungs- oder Korruptionshandlungen melden. Im Vergleich: nur 34 Prozent der Angestellten sind dieser Meinung.

Von Bestechung und Korruption besonders betroffene Unternehmensbereiche stellen nach wie vor die Bedeutung dieser Anti-Korruptionsmaßnahmen in Frage. So empfinden beispielsweise etwas weniger als die Hälfte der Einkaufsverantwortlichen diese Maßnahmen als für ihre Position nicht relevant oder sind sich nicht einmal deren Existenz bewusst.

Andreas Frohner schließt daraus: „Unternehmen sind generell kostensensitiv. Manchen ist aber nicht bewusst, dass ein ineffizientes Compliance-Management-System kostenintensiv sein kann und dieses Thema daher nicht in den Hintergrund rücken darf. Viele nehmen fälschlicherweise an, dass bereits allein die Existenz eines entsprechenden Verhaltenskodex und einer bestimmten Anzahl an Compliance-Mitarbeitern ausreicht, um die Risiken zu minimieren. Unternehmen müssen aber dafür sorgen, dass ein Maßnahmenpaket effizient kommuniziert wird, Mitarbeiter adäquat darin geschult werden und diese Maßnahmen kontinuierlich überwacht und aktualisiert werden. In diesem Zusammenhang muss grundsätzlich ‚Substanz vor Form‘ gelebt werden.“

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