Freitag, März 29, 2024
Österreich und Deutschland: Näher zusammenrücken

Im vergangenen Jahr hat sich der Handel zwischen Deutschland und Österreich von den Auswirkungen der Pandemie erholt. Jetzt allerdings befürchten die Deutsche Handelskammer in Österreich und WIFO Direktor Gabriel Felbermayr Probleme durch den Krieg in der Ukraine. 

„Ging im Jahr 2020 das deutsch-österreichische Handelsvolumen noch um ca. 9 Prozent zurück, konnte im Jahr 2021 wieder an die alte Stärke angeknüpft werden. Das gemeinsame Handelsvolumen stieg um fast 19 Prozent und erzielte ein neues All-Time-High“, sagt Hans Dieter Pötsch, Präsident der Deutschen Handelskammer in Österreich (DHK). Mit einem Gesamthandelsvolumen von 119,4 Mrd. Euro wurde vergangenes Jahr ein Rekordwert erzielt - damit sei Österreich einer der wichtigsten deutschen Außenhandelspartner.

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bremsen jedoch die optimistischen Aussichten: „Wir stellen eine starke Verunsicherung bei unseren Unternehmen fest, wie sie mit den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen umgehen sollen. Die aktuellen Energiepreise gefährden zudem langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Industriestandorte Deutschland und Österreich“, stellt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Österreich, Thomas Gindele, fest.
 
Als weitere Folge der aktuellen Energiepreise wird den Menschen ihre Kaufkraft entzogen, mit den entsprechenden Folgen für den Konsum. Das lässt den deutschen, aber auch den österreichischen Exportmotor stottern. „Die DHK Österreich unterstützt die Entscheidung der deutschen und österreichischen Bundesregierungen, einem Energieembargo für Gas nicht zuzustimmen. Für die deutsche Wirtschaft wäre es zusätzlich sehr schwierig, wenn auch Österreich Probleme mit der Energieversorgung bekäme“, so Präsident Pötsch. „Deswegen werden wir uns auch weiterhin gezielt für die Interessen der österreichischen Wirtschaft in Deutschland einsetzen.“

Weitere wirtschaftspolitische Maßnahmen nötig

„Die Wertschöpfungsnetzwerke zwischen Deutschland und Österreich sind so verflochten wie jene weniger anderer Wirtschaftsräume. Daher ist es entscheidend, abgestimmte Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden – auf die sich anbahnende Deglobalisierung und die erforderliche Dekarbonisierung der Energiesysteme", so Felbermayr. Es gelte, die Wertschöpfungsnetzwerke resilienter zu machen. Dazu sei ein Ausbau der bilateralen Infrastrukturen notwendig, ein Abbau von Handelsbarrieren im europäischen Binnenmarkt, und ein gemeinsames Eintreten für Freihandel zwischen verbündeten Staaten. „So lassen sich die wirtschaftlichen Schäden aus dem drohenden Decoupling des Westens mit dem Osten eindämmen”, Felbermayr weiter.

Appell an die Politik

DHK Präsident Hans Dieter Pötsch und WIFO Direktor Felbermayr appellieren an die Politik. Die aktuelle Krise ziehe Konsequenzen und Aufgaben nach sich, die schnell umgesetzt werden müssen. Das gelte für den Auf- und Ausbau einer neuen Energieinfrastruktur, aber auch für die beschleunigte Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur. Dafür braucht man in Deutschland und Österreich einen verlässlichen Planungsrahmen, der sich auch als technologieoffen erweist; vor allem aber schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren.

Auch die internationalen Rahmenbedingungen müssen schneller und entschlossener gesetzt werden. Deutschland, Österreich und Europa müssen sich mehr für freien und fairen Handel einsetzen. Handels- und Investitionsabkommen sind nicht nur ein Beitrag für Wachstum und Wohlstand, sondern unterstützen gemeinsame Bemühungen für Klimaschutz, soziale Standards und Menschenrechte.

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