Donnerstag, April 25, 2024
Ein Plan für Wien
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und der Präsident der Wirtschaftskammer, Walter Ruck, bei der Unterzeichnung der Zukunftsvereinbarung. (Bild: Stadt Wien)

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck unterzeichneten gestern im Rathaus eine gemeinsame Zukunftsvereinbarung für die Jahre 2022 bis 2025.


Das partnerschaftliche Programm von Stadt Wien und WK Wien soll den Wirtschaftsstandort stärken und weiterentwickeln, aber auch Wohlstand und Lebensqualität für die Stadt sichern. Bürgermeister Michael Ludwig meint dazu: „Wien ist ein exzellenter Wirtschafts- und Arbeitsstandort sowie eine der lebenswertesten Städte weltweit. Grund dafür ist, dass wir die Sozialpartnerschaft in unserer Stadt leben. Die ‚Zukunftsvereinbarung für Wien‘ ist ein weiteres sichtbares Zeichen der guten Zusammenarbeit und zeigt, dass wir über die kommenden Jahre hinaus gemeinsam diverse Maßnahmen setzen werden, um den Wirtschafts-, Bildungs-, Forschungs- und Arbeitsstandort Wien abzusichern.“ 

Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien wolle man an allen Schrauben drehen und die Stadt zu einer  Klimamusterstadt machen - verbunden mit wirtschaftlichem Aufschwung, so Ludwig. Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, will mit dem Programm vor allem die Folgen der Corona-Pandemie abschwächen:

„Wien ist als Wirtschaftsstandort stark und auch sehr vielfältig aufgestellt. Diese Vielfalt war eines der Kriterien warum wir bisher ein Stück besser durch die Pandemie gekommen sind als andere Bundesländer und Metropolen. Darauf dürfen wir uns allerdings nicht ausruhen. Im Zentrum unserer gemeinsamen Anstrengungen steht daher die Bewältigung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Coronakrise – wie die Verbesserung der Eigenkapitalquote der Unternehmen.“

Weitere wesentliche Punkte für die Zukunft seien die Belebung von lokalen Zentren und Grätzeln, die Förderung von Start-ups und Ein-Personen-Unternehmen, der Ausbau von Begegnungszonen oder auch die Sicherung von Betriebsflächen und –anlagen. Die Zukunftsvereinbarung beläuft sich auf knapp 60 Seiten und umfasst thematisch folgende zehn Felder, auf die sich die Stadt in den kommenden Jahren konzentrieren will: 

1. Kraftpaket für Wien - Wachstum, Entwicklung, Resilienzsteigerung

Im Mittelpunkt dieses Zukunftsfeldes stehen die Bereiche städtischer Lebensraum, die Entwicklung zur Gesundheitsmetropole, Digitalisierung, Innovation und Aktivitäten zur Entwicklung und Belebung lokaler Zentren und Grätzel. Die Pandemie bescherte auch Wien den heftigsten Konjunktureinbruch seit fast hundert Jahren. Die Eigenkapitaldecke ist in dieser Zeit bei vielen Betrieben erodiert.

Die Stadt Wien und WK Wien bekennen sich daher zu einem Kraftpaket, das auch die Stärkung der Resilienz der heimischen Betriebe durch eine Verbesserung ihrer Eigenkapitalquote zum Ziel hat. Bestehende Instrumente sollen hier weiterentwickelt und neue, gemeinsame Initiativen gesetzt werden.

2. Klimaschutz und Klimaanpassung – Wirtschaft als Partner

Klimaschutz ist für beide Partner ein sehr wichtiges Thema. Wien hat sich die Klimaneutralität als Ziel für 2040 gesetzt. Dieses Ziel stellt eine große Herausforderung dar und kann nur gemeinsam und in einem Schulterschluss mit der Wiener Wirtschaft erreicht werden. In einer Reihe von Themenfeldern sollen daher gemeinsam Programme, Initiativen und Aktivitäten gesetzt werden. Darunter fallen beispielsweise die E-Mobilität, Elektro-Taxis, nachhaltige Bauwirtschaft oder die Kreislaufwirtschaft.

3. Know-how und Fachkräfte

Die Deckung des Fachkräftebedarfs und damit die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Wiener Betriebe bei gleichzeitiger Verbesserung der Vermittlungschancen von Wiener Arbeitslosen ist ein grundsätzliches Ziel, das Stadt und WK Wien durch gemeinsame Anstrengungen erreichen wollen. Zentrale Punkte sind hier der Ausbau der Schulstandorte, verbesserte Berufsorientierung. Lehrausbildung für Maturanten und Erwachsene und die Etablierung eines Fachkräftezentrums im waff.

4. Wissensstandort Wien und Start-ups

Kooperationen von Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung dienen dem Standort Wien und sollen weiter forciert werden. Besonderes Potenzial haben in diesem Zusammenhang akademische Spin-offs, deren Ziel es ist, wissenschaftliche Erkenntnisse aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu transferieren und weiterzuentwickeln. Wien will für Start-ups eine „Brücke von Ost nach West“ sein. Im Rahmen des Vienna Start-up Package werden internationale Start-ups nach Wien eingeladen, die motiviert sind, in den DACH-Raum zu expandieren und in das lokale Start-up-Ökosystem einzutauchen.

5. EPU-Offensive

Stadt und WK Wien bekennen sich dazu, Ein-Personen-Unternehmen besonders zu unterstützen mit dem Ziel, deren Existenz zu sichern, ihnen Wachstum zu ermöglichen und sich als künftige Arbeitgeberbetriebe zu positionieren. Förderungen und Beratungsleistungen für EPU sollen weiter ausgebaut werden.

6. Infrastruktur für die Stadt und die Region

Schwerpunkte im Infrastrukturbereich sind der weitere Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, die Erweiterung des Straßennetzes – vor allem zur Anbindung der Wiener Betriebs- und Stadtentwicklungsgebiete, der Breitbandausbau und die Stärkung von Wien als internationalen Logistikstandort.

7. Visitor Economy und öffentlicher Raum

Ziel soll sein, einen raschen Re-Start für die von Corona stark betroffene Tourismuswirtschaft zu erleichtern. Um die volle Stärke des Tourismusstandorts und der Meeting Destination Wien im internationalen Wettbewerb rasch wiedererlangen zu können, gilt es, den Fokus auf die Weiterentwicklung zeitgemäßer neuer Tourismus- und Kulturangebote zu richten. Wesentlich sind auch die internationale Anbindung der Stadt, die Sicherung von Fachkräften für die Tourismusbranche, die Weiterentwicklung hybrider Meetingsformate und eine Attraktivierung des öffentlichen Raums.

8. Wiener Außenwirtschaftsstrategie

Im Wettbewerb der Regionen um Ideen, Fachkräfte, Innovationen, Kapital und Unternehmen bedarf es eines kraftvollen Außenauftritts der Bundeshauptstadt. Durch verstärkte Kooperation sollen die notwendige internationale Präsenz ausgebaut und neue Chancen für die Wiener Wirtschaft und für Arbeitnehmer geschaffen werden. Zentral sind dabei eine gemeinsames Standort- und Außenwirtschaftsmarketing. Die Attraktivität Wiens als Headquarter-Location und für internationale Betriebe soll von Stadt und WK Wien strategisch weiterentwickelt werden.

9. Verfahrensvereinfachung und Deregulierung

Die Stadt Wien und die WK Wien kommen überein, Anstrengungen zu unternehmen, um sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene für eine Beschleunigung der Verwaltungsverfahren und für Bürokratieabbau bei gleichzeitiger Wahrung der Chancengleichheit aller Wirtschaftstreibenden zu sorgen. Bürokratische Verpflichtungen verursachen sowohl für Betriebe als auch für die Verwaltung Kosten.

Es ist daher im beiderseitigen Interesse, diese Kosten auf das erforderliche Ausmaß zu beschränken. Betriebsflächen und –anlagen sind für eine Stadt wie Wien wichtig. Die Stadt wird die WK Wien daher bei Flächenwidmungen, die volkswirtschaftliche oder standortpolitische Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Wien haben, miteinbeziehen.

10. Plattformökonomie – Gemeinsam für faire Regeln für alle

Die Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen für die Wiener Wirtschaft, gute Arbeitsbedingungen für heimische Arbeitnehmer und der umfassende Schutz von Verbrauchern gegenüber digital und international agierenden Großunternehmen ist eine zentrale Zukunftsaufgabe. Wien setzt sich in diesem Sinne für eine Berücksichtigung der oben genannten Grundsätze und der regionalen/lokalen Dimension in der Entwicklung neuer Rechtsinstrumente im Digitalbereich auf EU-Ebene ein.

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