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Digitalisierung der Lieferketten erfährt Beschleunigung
Bernd Bugelnig, Vorstandsvorsitzender von Capgemini Österreich.

Covid-19 war ein Weckruf für Konsumgüter- und Einzelhandelsunternehmen. Sie richten ihre Strategien neu aus, um die Lieferketten agiler, resilienter und regionaler zu gestalten. 
Ein Gastkommentar von Bernd Bugelnig, Vorstandsvorsitzender von Capgemini Österreich.

Im Rahmen einer von Capgemini durchgeführten Studie gaben 85 Prozent der befragten Konsumgüterunternehmen und 88 Prozent der Einzelhändler an, dass sie mit Beeinträchtigungen konfrontiert waren.

63 Prozent der Konsumgüterunternehmen und 71 Prozent der Einzelhändler sagten außerdem, dass es drei Monate oder länger dauerte, bis sich ihre Lieferketten von den Störungen erholt hatten.

Infolgedessen richten die Unternehmen ihre Strategien neu aus und legen den Fokus auf drei kritische Bereiche: Bedarfsanalyse, Lieferkettentransparenz und Regionalisierung.

Der Wechsel zur Bedarfsanalyse

Die meisten Schwierigkeiten bei der Bedarfsplanung sind durch fehlende bzw. ungenaue Informationen über die schwankende Kundennachfrage während der Pandemie begründet.

Inzwischen gibt ein Großteil der Befragten an, dass sie Analytik mit künstlicher Intelligenz bzw. maschinellem Lernen für die Nachfrageprognose einsetzen werden, um die Auswirkungen von Covid-19 zu meistern.

Transparenz ist entscheidend

Konsumgüterunternehmen und Einzelhändler erkennen das große Risiko zukünftiger Beeinträchtigungen. Die meisten wollen daher agiler werden, um ihre Lieferketten schnell anpassen zu können und so Resilienz zu entwickeln. Die Pandemie wirkt letztlich als Beschleuniger der Digitalisierung.

Unternehmen haben festgestellt, dass neue Technologien die dringend benötigte Agilität ermöglichen – von der Verbesserung der Nachfrageprognose und der Beschleunigung der Auftragsabwicklung bis hin zu schnelleren, kosteneffizienten Lieferungen »auf der letzten Meile«.

Unternehmen erkennen die Bedeutung von Investitionen in digitale Lösungen zur Verbesserung der Planbarkeit.
Laut der Studie beabsichtigen 58 Prozent der Einzelhändler und 61 Prozent der Konsumgüterunternehmen, verstärkt in die Digitalisierung der Lieferketten zu investieren.

Im Einzelnen planen 47 Prozent der Unternehmen Investitionen in die Automatisierung, 42 Prozent in Robotik und 42 Prozent in künstliche Intelligenz.

64 Prozent bzw. 63 Prozent der Unternehmen haben außerdem vor, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen in den Bereichen Transport- und Preisoptimierung umfassend einzusetzen.

Regionalisierung statt Globalisierung 

Um Störungen in Zukunft zu vermeiden, wechseln Konsumgüter- und Einzelhandelsunternehmen von der Globalisierung zur Regionalisierung ihrer Lieferanten- und Produktionsbasis.

72 Prozent der Konsumgüterunternehmen und 58 Prozent der Einzelhändler geben an, dass sie aktiv in die Regionalisierung ihrer Produktionsstätten oder die Verlagerung der Fertigung ins nahegelegene Ausland investieren.

Weniger globale Hersteller

65 Prozent der Konsumgüter- und Einzelhandelsunternehmen investieren zudem in die Regionalisierung ihrer Lieferantenbasis; in Großbritannien tun dies sogar 83 Prozent und in Indien 73 Prozent.

Entsprechend dieser Strategien werden globale Lieferanten in drei Jahren nur noch 25 Prozent der Einzelhandelskapazitäten ausmachen – gegenüber aktuell 36 Prozent.

Bei den Konsumgütern wird der Anteil globaler Hersteller von heute 25 Prozent auf 17 Prozent sinken.

Dark Stores steigern Gewinnmargen

Im Einklang mit dem Trend zur Regionalisierung und da die Laufkundschaft im stationären Einzelhandel zurückgeht, werden sogenannte Dark Stores zu einer immer nützlicheren Alternative bei der Bearbeitung von Online-Bestellungen. Denn diese Distributionszentren für den Online-Handel verfügen über eigenständige Betriebseinheiten, die näher an den Lieferadressen liegen.

Frühere Studien von Capgemini zeigten, dass bei einer Steigerung der Anzahl der Lieferungen von Dark Stores um 50 Prozent die Gewinnmargen um sieben Prozent steigen könnten.
Die Gründe dafür sind niedrigere Lieferkosten und ein höherer Lieferdurchsatz im Vergleich zu den Filialen – wobei der Filialbetrieb nicht beeinträchtigt wird.

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