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Stabil durch die Krise

Die Papier und Karton verarbeitende Industrie konnte ihren Umsatz durch den starken Online-Handel halten. Die steigenden Rohstoffpreise bereiten der Branche jedoch Sorgen.

Der Fachverband Propak blickt angesichts des wirtschaftlichen Umfelds auf ein zufriedenstellendes Ergebnis zurück. Mit einem Mengenzuwachs von 1,6 Prozent auf 1,2 Millionen Tonnen und einem wertmäßigen Rückgang von nur 0,2 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro überstanden die 85 Betriebe der Verpackungsindustrie das Corona-Jahr 2020 recht robust. Die Wellpappe-Industrie war durch den E-Commerce-Boom der Haupttreiber. „Unabhängig von der Pandemie hat der Online-Handel in den letzten Jahren sehr stark zugenommen und das wird auch in dieser Dynamik so bleiben“, sagt Propak-Obmann Georg Dieter Fischer. Für heuer erwartet er weiteres Wachstum, „aber vermutlich nicht so hoch“.

Die rasant steigenden Rohstoffpreise drücken die positive Stimmung merklich. Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Abteilung Volkswirtschaft in der Oesterreichischen Nationalbank, hält einen dauerhaften Anstieg für möglich: „Das betrifft nicht nur die Industrie in Österreich, sondern ist weltweit zu beobachten.“ Man gehe jetzt in eine Phase der Hochkonjunktur über und die Nachfrage, auch bei Stahl, besonderen Erden und chemischen Produkten, sei sprunghaft gestiegen, ebenso die Containerfrachtkosten. Der Holzpreis habe sich zuletzt vervierfacht – „das ist in der jüngsten Vergangenheit beispiellos“, so die Expertin. Ein Grund seien die höheren Energiepreise, die sich nach einem Einbruch um 50 Prozent im Frühjahr 2020 nun wieder in Richtung des längerfristigen Durchschnitts bewegen.

Kritisch sieht die Branche die Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz. Andreas Blaschke, Vorstand bei Mayr-Melnhof Packaging International, lehnt die geplanten Maßnahmen als „zum Teil sehr stark gepushte Mehrweg-Ideologie“ ab: „Papierfasern können bis zu 25-mal recycliert werden, das kann man durchaus als Mehrweg auf Materialebene sehen.“ Mit einem Recyclinganteil von durchschnittlich 75 Prozent und einer Sammelquote von 90 Prozent bei Verpackungen aus Papier und Karton liege die Branche bereits heute klar über der EU-Vorgabe von 75 Prozent für das Jahr 2025.

Der Fachkräftemangel wurde durch die Pandemie nur vorübergehend gedämpft. 20 Prozent der Jobs können derzeit nicht besetzt werden, wie Marko Bill Schuster, COO von Mondi Functional Paper and Films, berichtet: „Wir kommen durch, aber es wird schwieriger.“ Mit einer Employer Branding-Strategie will man nun gezielt junge Arbeitskräfte und Lehrstellensuchende ansprechen.

 

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