Staatsopern-Direktor Dominique Meyer wird neuer Intendant der Mailänder Scala – allerdings nicht ganz unumstritten und erst ab 2021.
Seine Ernennung war keine große Überraschung, der Zeitpunkt schon eher. Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, löst den Österreicher Alexander Pereira als Intendant des Mailänder Teatro alla Scala ab. Allerdings später als erwartet: Pereiras Vertrag wurde noch einmal bis Juni 2021 verlängert. Meyers Amtszeit in Wien endet im Sommer 2020, hier beerbt ihn Bogdan Roscic. Der Entscheidung waren heftige Proteste der MitarbeiterInnen vorangegangen. Die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli hatte gar in Solidarität mit Pereira drei Aufführungen abgesagt.
Auf der Liste der Headhunter von Egon Zehnder stand Meyer als Kandidat mit dem besten internationalen Lebenslauf ganz oben. 1955 als Sohn eines Diplomaten im Elsass geboren, absolvierte er in Paris ein Wirtschaftsstudium und stieg danach in die Politik ein. Zunächst im Industrieministerium tätig, holte 1984 der damalige Kulturminister den Klassikfan in sein Kabinett und ebnete ihm später den Weg an die Pariser Oper. 1989 wurde Meyer deren Generaldirektor. Bei einem neuerlichen kurzen Zwischenspiel als Politikberater bereitete er die Gründung des TV-Senders Arte vor. 1994 übernahm er die Leitung der Oper von Lausanne, 1999 folgte der Wechsel an das Théatre des Champs-Élysées in Paris.
Seit Juni 2010 ist Meyer auf dem glatten Wiener Parkett tätig. Differenzen mit Dirigenten und Regisseuren überstand er weitgehend unbeschadet. Kritik an der konservativen künstlerischen Ausrichtung des Hauses konterte er mit einer Reihe zeitgenössischer Werke und einer Auftragsarbeit an Olga Neuwirth. Der Zuspruch des Publikums – Auslastung 99 Prozent – war ihm gewiss. Der stets freundliche, bescheidene Gourmet freut sich auf sein »neues Abenteuer«: »Italien hat schon immer einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt!«