Der Kärntner Regisseur Martin Kušej übernimmt ab Herbst 2019 die Leitung des Burgtheaters. Skandale will er künftig »höchstens auf der Bühne« sehen.
Er hatte sich gar nicht beworben und bekam trotzdem den Job. Nach 25 Jahren in Deutschland, wo er faktisch an allen wichtigen Theater- und Opernhäusern inszenierte, kehrt Martin Kušej, 1961 als Kärntner Slowene in Wolfsberg geboren, nach Wien zurück – eine späte Genugtuung. 2005 war er als Chef der Wiener Festwochen im Gespräch, der Vertrag mit Luc Bondy wurde dann doch verlängert. Ein Jahr später galt er als hoher Favorit für die Nachfolge von Klaus Bachler als Burgtheater-Direktor, Matthias Hartmann erhielt den Zuschlag. Kušej ging ans Münchner Residenztheater und spielte die bis dahin recht verschlafene Bühne mit kraftvollen Inszenierungen in die erste Liga der deutschsprachigen Theater. Da er gleich nach seinem Antritt das Ensemble radikal austauschte, wird bereits spekuliert, wer an der Burg künftig die großen Rollen bekommen wird.
Die scheidende Direktorin Karin Bergmann strebte keine Vertragsverlängerung an. Sie hatte das Haus am Ring nach dem finanziellen Desaster auf Kurs gebracht und die Fronten befriedet. Kušej, dem der Ruf, recht rau zu sein, vorauseilt, muss auf den richtigen Ton achten, um nicht gleich für neue Verstimmungen zu sorgen. Als kaufmännischer Direktor steht ihm weiterhin Thomas Königstorfer zur Seite. Kušej kann sich also auf die künstlerische Positionierung konzentrieren. Er kündigte an, den Spielplan radikaler und politischer zu gestalten und »auch mal sinnlos Geld zu verheizen«. Das Ziel, Ende der Saison 2019/20 schuldenfrei zu sein, erscheint unter dieser Prämisse zumindest fraglich.