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Die coole Zeit ist gekommen, hat sich kurz umgeschaut und ist achselzuckend wieder gegangen, die Corona-Hauptsaison beginnt. Dabei könnte alles so einfach sein.
Eine Erklärung von Rainer Sigl.

Schauen Sie, es ist doch so: Jeder und jede kennt inzwischen jemanden, der an Corona resigniert ist. Und ja: Die Pandemie ist vorbei, außer für die Ungeimpften. Und die Schulkinder. Und die Kindergartenkinder. Und die, die ein schasiges Immunsystem haben. Und die, die unverschämterweise halt doch auf den Intensivstationen nach Luft schnappen.

Es gab da halt ein paar Missverständnisse auch. Das Licht am Ende des Tunnels war die Stirnlampe am Helm des Bildungsministers, der den wohlverdienten Sommerurlaub mitsamt seinen wackeren Entscheidungsträgern auch dieses Jahr irgendwo im Erdinneren verbracht hat. Und die Chefsache Impfkampagne musste leider just mit Übergabe in die PR-fähigsten Hände des ganzen Landes eine Pause einlegen, weil irgendein maulender Schlechtmacher irgendwo irgendwas an der segensreichen Inseratenvergabepolitik zu meckern hatte.

Erst 20 Monate Pandemie

Dass die Staaten des Südens, die bekanntlich in ihren Systemen kaputt sind, wie Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, Rumänien und Serbien, uns deshalb ein kleines bissi in Sachen Impfungen überrundet haben, braucht man aber dann auch nicht unbedingt an die große Glocke hängen, weil: Egal, wer jetzt letzten Endes wirklich ins Nest gegackt hat – ist nicht vielleicht doch eher der, der drauf hinweist, der eigentliche Nestbeschmutzer? Und bis sich der große Bruder Deutschland tatsächlich ausgerechnet hat, was unsere Zahlen im Vergleich zu einem ums Zehnfache größeren Land wirklich bedeuten, haben sich die ersten Winterurlaubspakete samt 2G-Apres-Ski-Kübelsaufen schon verkauft.

Also wie gesagt: bedauerliche Missverständnisse und unvorhergesehene Komplikationen – bitte, da muss man schon Nachsicht haben, nach nicht einmal 20 Monaten Pandemie kann keiner davon ausgehen, dass hierzulande alles perfekt läuft. Oder überhaupt. Noch dazu, wenn die Regionalhäuptlingswahl in einem Bundesland sämtliche intellektuellen und sonstigen Kapazitäten bindet. Ja eh – das heißt nicht unbedingt viel.

Deshalb zur Klarstellung noch einmal: 3G-Regel überall, außer an ungeraden Wochentagen in Volksschulen, andernfalls 2G, bis auf Fenstertage und bei Rrrrausverkaufs-Aktionen in Möbelhäusern, die mit den letzten drei Buchstaben des Alphabets beginnen. Impfangebote und -aufklärung via großflächigen Imagekampagnen mit dem vertrauenerweckenden Konterfei des lächelnden Regierungschefs in vierfarbigen Center-Spreads in allen Boulevardmedien des Landes, zur Hebung der Moral bei Abo inklusive Autobahn-Vignette (exklusive Lobau-Tunnel).

Freitesten nach Quarantäne bei K2-Kontakt unmittelbarer Haushaltsangehöriger nach 72 Stunden, rückgerechnet vom letzten Eisprung (bei Männern und Frauen bis zu, aber nicht über 14 Monate nach Beginn der Menopause bitte Sauna-Aushang beachten). Und das Wichtigste: Eine behutsam und mit Augenmaß gestaffelte Kampagne, um auch die impfskeptischen Mitbürger*innen davon zu überzeugen, in Bundesländern mit O im Namen das Richtige zu wählen.

Bevor Anfang Oktober, nach der Wahl, als leider unausweichliche letzte Stufe dieser nötigen Überzeugungsarbeit, die allgemeine Impfpflicht kommt.

Es könnte so einfach sein.

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