Donnerstag, April 25, 2024
M€rr¥ Chri$ma$!
Foto: iStock

Der wahre Sinn des Weihnachtsfestes geht vor lauter zeitgeistigem Klimbim zunehmend verloren. Denkt denn niemand an den Kapitalismus?

Mein Sohnemann bricht mir das Herz. Neulich, als ich gerade mit dem Planen meiner vorweihnachtlichen Einkaufsexpeditionen beschäftigt war, kommt mein Spross ins Zimmer. Als sentimentaler Mensch rechnet man in solchen Momenten mit der Verlesung von Wunschlisten an Christkind, Weihnachtsmann und/oder Amazon, doch was dann kam, hat mich schon erschüttert. »Papa«, sprach mein Kind, »schenken wir uns heuer doch einfach zu Weihnachten einmal nichts.« Ich geb’s zu, dass mir das einen Stich gegeben hat. 

Ja, wahrscheinlich ist man selber schuld dran, dass inzwischen das Fest der Liebe zu einer wirklichen Farce geworden ist. Ich mach ja bei uns zuhause schon die Irmi, meine Frau, ein bisschen dafür verantwortlich, immerhin mault sie seit Jahren über den angeblichen »Konsumwahnsinn«, weigert sich, pro Christkindlmarkt mehr als ein Stück zu kaufen und versteigt sich sogar zu absurder Stalinistenpropaganda wie »Das Materielle ist doch nicht so wichtig« oder offenkundigen Absurditäten wie »Hauptsache, wir verbringen als Familie eine besinnliche Zeit miteinander« – und der Bub, das arme Tschopperl, plappert den Unsinn dann natürlich einfach nach!

Dabei geht doch der kommerzielle Sinn des Weihnachtsfestes völlig vor die Hunde! Und mir ist sehr wohl bewusst, dass die Irmi da nicht allein ist – es ist eine richtige Seuche, dieses z’Fleiße Sägen an unseren Traditionen, nur weil’s hip ist! Wissen S’ noch, wie das früher war? Die Hoffnung in all den leuchtenden Einzelhändleraugen? Dieses wohlig-warme Gefühl von Weihnachtlichkeit, wenn man an einem Adventsamstag mit ein paar tausend besinnlichen Mitmenschen die Mariahilferstraße entlanggeschoben wurde? Das flehentliche Bitten und hartnäckige Ringen um jede halbe Stunde zusätzliche Öffnungszeit? Und das soll jetzt alles umsonst gewesen sein?

Gut,  es muss ja nicht jede und jeder so wie früher jeden einzelnen liebgewonnenen Brauch mitmachen! Ich mein, das atemlose Abklappern aller Buchhändler der Stadt am 24. Dezember vormittags, um noch Gutscheine zu kaufen – dann lässt man das halt weg und kauft bequem bei Amazon! Aber von wegen: Amazon ist ja jetzt angeblich auch böse, laut Irmi – damit will sie nix mehr zu tun haben! Ich frag Sie: Ist das normal? Kommt wirklich alles ab, was Weihnachten früher einmal zu einem echten Familienfest gemacht hat? Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der alles Kommerzielle von Liebe und echten Gefühlen verdrängt wurde?

Ich sage: Nein, das will ich nicht! Und deshalb springe einfach ich in die Bresche und kaufe aus Trotz umso mehr ein – als Ausgleich. Rund um 700 Euro gibt ja ein durchschnittlicher Österreicher zum Weihnachtsfest für Geschenke aus – wenn meine verblendete Familie auslässt, investier ich eben die freiwerdenden Mittel in einen neuen Fernseher. Für mich.

Weil: Wenn ich schon dazu gezwungen werde, eine besinnliche Zeit mit der Familie zu  verbringen, dann wenigstens mit Full HD. Frohe Weihnachten!

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