Samstag, Oktober 12, 2024
Kategorie: Meinung
Das Hauruck in den EVU für den freien Markt ist laut, aber doch schmerzhafter, als es klingt.
In der Firmenzentrale ist Produktentwicklerin Silvia Gailer überzeugt, transparent, klar und fair bei den Tarifmodellen vorzugehen. Vor Ort klingt das anders. Der raue Wind der Liberalisierung weht der Vertriebstruppe um die Ohren. "Wenn ich mich nicht aktiv dafür in den Medien interessiert hätte, hätt i gar nix gwusst", klagt Ludwig Kirchtag, Chef des Möbelherstellers Schwaighofer+Kirchtag in Strasswalchen. Er muss jeden Groschen zehnmal kalkulieren, die Margen sind knapp. Ein Dreivierteljahr hat er recherchiert, sich mit Berufskollegen zusammengetan. "Und doch habts drei Monat braucht für die Netzkosten", wirft er den Kundenbetreuern der Salzburg AG vor. "Hätt ich nicht ständig nachtelefoniert, wär ich deppert gestorben." Regionalleiter Helmut Promok und Geschäftskundenchef Kurt Nadeje wirken betreten. Kirchtag lenkt ein: "Sonst wär eh alles o.k."

Rasche Reaktion
Hat doch die Salzburg AG die Liberalisierungsschritte auch für noch nicht zugelassene Stromkunden vorweggenommen und ein Rabattsystem eingeführt. Im Jahr 2000 hat Kirchtag Stromkosten von rund 1,3 Millionen Schilling bezahlt, heuer spart er mit dem angepassten Tarif rund 190.000 Schilling. Rund vier Prozent macht die Energierechnung an seinem Wareneinsatz aus. Er beschäftigt 110 Mitarbeiter und macht jährlich rund 95 Millionen Schilling Umsatz. Im Gegenzug für das Angebot der Salzburger verpflichtet er sich fünfzehn Monate über den Liberalisierungstermin den Salzburgern treu zu bleiben. "Ändert sich der Markt stark, werden wir flexibel reagieren", sagt Nadeje. Dann geht es weiter auf der Tour. Nächste Station W&H-Dentalwerk. Dort werden hochwertige Handstücke für zahnärztliche Bohrer hergestellt. Der Metallverarbeiter erwirtschaftet im Hochpräzisionsbereich rund 670 Millionen Schilling mit etwa 430 Mitarbeitern und befindet sich in einer Expansionsphase. Auch seine Stromrechnung lag 1999 bei rund 1,7 Millionen Schilling, mit den Verhandlungen zum Rabattsystem senkte er die Kosten, sodass er bei einem Drittel Ausweitung noch immer so viel bezahlen wird wie vor zwei Jahren. "Aber nicht nur der Preis entscheidet", sagt Haustechniker Gerhard Marko, "sondern auch die Verlässlichkeit und die rasche Störungsbehebung." Aber gemeinsam mit dem Controller Hermann Pföss will er sich nicht auf Gedeih und Verderb bis ans Ende der Tage der Salzburg AG ausliefern. Gespräche - und da spitzen die Vertriebsleute der Salzburg AG die Ohren - mit dem Strompool des Energiekonsumentenverbandes laufen. Daneben hat sich der Metallbetrieb eine eigene Trafostation zugelegt; mit einer Amortisation in vier Jahren rechnet Pföss, geht man von den heutigen Bedingungen aus. Für Vertriebsleiter ist die Problemstellung klar: Der Angriff erfolgt jetzt auf die Gewerbekunden, die Herausforderung wird angenommen. Intern ist er vor allem mit der Organisation und der Qualitätssicherung beschäftigt: "Die Durchlaufzeiten für die Verträge müssen gestrafft, vereinfacht und die Garantien eingehalten werden." Denn folgen Anbote im Energiebereich nicht innerhalb einer Woche nach Anfrage und der Anschluss in einem Monat, hat die Salzburg AG sich zu einer Pönale zwischen 500 und 1000 Schilling verpflichtet. Knapper sind die Fristen für Internetanschlüsse bemessen. So bringt man wohl der eigenen Truppe Kundenorientierung bei. Auch in jenen Unternehmensteilen, wo der Begriff Kundenorientierung noch nicht so vertraut klingt, wie im Vertrieb.
Kategorie: Meinung
Wie baue ich mir ein energiesparendes Haus? Den öffentlichen Stellen in den Bundesländern genügt es, sich dabei nur auf das Thema Heizen zu konzentrieren und Energiekennzahlen als Grundlage für die Vergabe von Fördermitteln heranzuziehen. Wobei jedes Land seinen eigenen Weg geht. Wer in Oberösterreich eine Baubewilligung bekommen will, muss seit 1999 den Energieausweis vorlegen. Andere Bundesländer ziehen diese gesammelte Darstellung energietechnisch relevanter Kennzahlen eines Gebäudes gar nur als Basis für Förderungen heran.

Der Energieausweis ist ein rein technisches Instrument, mit dem lediglich eine Bilanz über den Heizenergieverbrauch des Hauses - Transmissionswärmeverlust, Lüftung und solare Gewinne - erstellt wird. Entwickelt hat ihn das österreichische Institut für Bautechnik (OIB) gemeinsam mit den Landesregierungen. Von einer bundesweiten Vereinheitlichung dieses Tools kann keine Rede sein. "Der Laden steht", konstatiert Clemens Demacsek, zuständiger Referatsleiter im OIB, Frustrationen in den Ländern. Grund für die Zores: Während man einerseits versucht, den Energieausweis zum Standard zu machen, gibt es Bestrebungen, eine neue ö-Norm H 5055 zu installieren, die andere Berechnungsmethoden anwendet. Massgeblich daran beteiligt ist Erich Panzhauser, emeritierter Bauphysik-Professor an der Technischen Universität Wien, einer der Pioniere des energieeffizienten Bauens in österreich. Der von ihm entwickelte, mittlerweile umstrittene LEK-Wert (Lines of European K-Values, ein Kennwert für den Wärmeschutz einer Gebäudehülle unter Bedachtnahme auf die Gebäudegeometrie) berücksichtigt nur die Transmissionswärmeverluste, nicht aber die Wärmeverluste, die durch die Fensterlüftung entstehen.

Der Energieausweis beschreibt also die Bilanz eines Hauses, wie es ist. Es existieren aber noch andere Gebäudebewertungs-Tools, die über die rein technische Berechnung des Wärmebedarfs hinausgehen: beispielweise die ö-Norm B 8110, Teil 4, ebenfalls unter Mithilfe Demacseks und des OIB entstanden, zur betriebswirtschaftlichen Optimierung des Wärmeschutzes eines Gebäudes. Dabei stellt sich heraus, dass die Amortisationsdauer bei einer Dämmstoffdicke bis zu 5 cm rapid von über 16 Jahren auf weniger als 6 sinkt, dann aber wieder leicht ansteigt. Ebenso verhält sich die Kurve des Barwertes - des zusammengefassten heutige Wertes von zukünftig anfallenden Zahlungen - in Relation zur Dämmstoffdicke: Sie ergibt unter Berücksichtigung der Investitions- und Baunutzungskosten eine ideale Dämmstoffdicke von 21,8 cm. Um die Sache noch verwirrender zu machen, gibt es auch die ö-Norm EN 832, die den Heizwärmebedarf bezogen auf die Brutto-Geschoßfläche berechnet, die aber, so Demacsek, kaum Anwendung findet.

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