Freitag, März 29, 2024

Vorweg Gratulation zum neuen Gesicht des Energie Report. Die Aufmachung gefällt mir sehr gut.

Weniger gut hat mir gefallen, was im Artikel „Strom aus luftigen Höhen“ Frank Umbach zum Besten gegeben hat (Energie Report 4/2014, Artikel). Umbach reproduziert einmal mehr ein Narrativ, mit dem die energieintensive Industrie Verunsicherung schürt und eine „Deindustriealisierung Europas“ an die Wand malt, wo keine existiert. Denn für den überwältigenden Teil der Industrie – geschweige denn der Wirtschaft – sind die Energiepreise schlicht irrelevant. Laut den Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) spielen Energiekosten nur für 8 Prozent der deutschen Industrie-Wertschöpfung eine nennenswerte Rolle – und die steuern gerade einmal 1,5 Prozent zum BIP bei (DIW-Wochenbericht 6/2014). Und wenn nun „der Export energieintensiver Güter aus der EU um zehn Prozent einbrechen wird“, klingt das zwar einschüchternd, aber in Wahrheit befinden wir uns dann bereits im niedrigen Promillebereich der Wirtschaftsleistung.

Nicht umsonst berücksichtigt auch das Weltwirtschaftsforum in seinem Standortranking Energiepreise nicht – sie interessieren in Wahrheit kaum jemanden. Und nicht umsonst hat erst vor wenigen Wochen der EU-Steuerkommissar Semata die Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, endlich die viel zu hohen Steuern auf Arbeit zu senken und durch wachstumsfreundliche Energiesteuern zu ersetzen, um unsere Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten. (Kurier, 17.06.).

Ein abschließendes Wort zum von Herrn Umbach geforderten Fracking in Europa: Abgesehen von dem ökologischen Irrsinn, den diese Technologie darstellt, ist sie schlicht zu teuer. Laszlo Varro, Head of Gas, Coal and Power Market Division der Internationalen Energieagentur hat auf Einladung der E-Control erst im Juni vorgerechnet, dass in der EU gewonnenes Schiefergas teurer käme als der Import von US-Schiefergas!

Zum Autor
Thomas Mördinger ist Leiter Public Affairs im Ökobüro - Allianz der Umweltbewegung.

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