Oliver Krizek, Eigentümer des IT-Dienstleisters Navax, über Windows 8 in der Wirtschaft, attraktive Trends und ein neues Gefüge der IT.
Report: Windows 8 wird im Consumerbereich einigermaßen gut angenommen. Ist es aber auch ein Thema für die Wirtschaft? Sollten sich Unternehmen die neueste Version bereits zulegen?
Oliver Krizek: Wir haben Windows 8 bereits selbst auf mehreren Rechnern im Einsatz. Anfangs ist die Umstellung auf das neue Design sehr groß, doch finde ich die Idee gut, gerade Mobility auf Tablet-Endgeräten nun auch in der Windows-Welt zu unterstützen. Windows 8 hebt sich klar von den Designlinien iOS und Android ab und bietet so ein eigenständiges Nutzererlebnis.
In Unternehmen herrscht klar ein großer Trend zu Mobilität und mobilen Lösungen. Für IT-Dienstleister wird es damit notwendig, bestimmte Anwendungen und Softwarefunktionen speziell auch an mobilen Endgeräten wie Tablet oder Smartphone bereitstellen zu können. Auch sehen wir die IT in einer Phase, in der viele Programme einfach über Webbrowser dargestellt werden. Dies macht die Nutzung von Software gänzlich von bestimmten Geräten unabhängig. Windows 8 bietet dazu die richtige Grundlage für beide Welten – für die klassische Desktopumgebung ebenso wie für mobile Geräte mit Touchscreen. Als IT-Anbieter richten wir uns nach den Wünschen unserer Kunden. Unternehmen fordern heute Applikationen, die geräte- und plattformübergreifend funktionieren – also maximal flexibel sind. Wir werden in den kommenden Monaten aber auch beobachten, ob alle Applikationen wirklich fehlerfrei auch auf Windows 8 laufen.
Report: In vielen Unternehmen sind dennoch häufig ältere Windowsversionen im Einsatz. Die Lust, laufende Systeme zu ändern, ist gerade in der Wirtschaft oft wenig zu spüren.
Krizek: Ja, viele nutzen sogar immer noch XP, das sich als stabile Plattform erwiesen hat. Dennoch wird der Wechsel auf Windows 8 kommen. Dieser Schritt wird nicht produktgetrieben passieren, sondern aufgrund einer erweiterten Funktionalität, die nachgefragt wird. Eine einheitliche Benutzeroberfläche auf allen Devices wird für viele ein attraktiver Grund sein, umzusteigen. Nun geht es darum, die Finger aufs Tablet zu bringen. Das hat Apple vorgemacht, und dieser Trend erfasst nun auch breit die Anwender in der Wirtschaft.
Report: Wie sehr ändern diese Entwicklungen das Gefüge der IT in Unternehmen generell?
Krizek: Wir legen heute bereits viel in der Wolke ab: Dokumente, Notizen, Kundendaten und vieles mehr. Früher mussten dazu eigene Server aufgesetzt und betrieben werden. Heute kann dies wesentlich einfacher und kostengünstiger bei einem Cloudprovider gehostet werden. Würde ich als Jungunternehmen gerade eine Firma gründen, würde ich Services wie E-Mail, Dokumenten- oder auch Kundenbeziehungsmanagement einfacher und sicherer aus der Wolke beziehen. Cloud-Services ersparen Unternehmen Lizenzkosten, Wartungskosten und den Kauf eigener Hardware. IT-Dienste aus der Wolke zu beziehen, hat heute freilich auch noch seine Grenzen. So wird es im Bereich der Warenwirtschaftssysteme, dem Enterprise Ressource Planning (ERP), noch einige Jahre dauern, bis wirklich alle Unternehmensprozesse von einer flexiblen IT-Infrastruktur abgedeckt werden können. Man muss sich dazu nur jene Softwareumgebungen anschauen, die heute den Markt dominieren. Sie werden zwar technisch alle paar Jahre erneuert, sind aber durchschnittlich zehn bis 15 Jahre bei Firmen im Einsatz. Die Architektur der klassischen ERP-Umgebungen basiert auf Lösungen aus einer ganz anderen Zeit. Die Ideen zum Warenwirtschaftssystem SAP stammen aus den 70er-Jahren, Microsoft Dynamics NAV ist ein Kind der 90er-Jahre, AX wurde Ende der 90er-Jahre auf den Markt gebracht. All diese Umgebungen sind zwar technisch ständig erneuert worden, das Grundkonzept ist aber gleich geblieben.
Report: Gerade der Begriff Cloud Services unterliegt immer noch einer Begriffsverwirrung – die mitunter auch von der IT-Branche selbst verursacht wird.
Krizek: Ja, da wird mitunter Software als Cloud Service verkauft, die lediglich auf einem Server als Webservice bereitgestellt wird. Von einer flexiblen Provisionierung von IT-Ressourcen ist da noch keine Rede. Trotzdem bieten aber auch solche Services Kostenvorteile für die Kunden. Dies wird auch die IT-Händler massiv treffen. Sie haben bislang zu einem guten Teil vom Verkauf von Software gelebt. Werden Softwarelizenzen nun aber nicht mehr einmalig zum Vollpreis verkauft, sondern monatlich frei nach einer tatsächlichen Nutzung abgerechnet, sind völlig neue Geschäftsmodelle in der Branche gefordert. IT-Experten werden weiter auf ihr Dienstleistungsgeschäft fokussieren und effizienter und kostenbewusster aufgestellt sein müssen.r