Samstag, April 20, 2024

Pavol Varga, General Manager von Dell in Österreich, über das Verschwimmen von Arbeitswelt und Freizeit durch mobile ­Endgeräte und den Trend zu Cloud-Services.

 

(+) plus:  Herr Varga, welche IT-Trends beherrschen das Jahr 2013?
Varga:  Mehr Power für die User – mehr Produktivität und Mobilität. Im Bereich der Datencenter erwarten wir weitere Anstrengungen zur Steigerung der Kosteneffizienz. Hier werden nun auch Kosten in den Fokus gerückt, die in den Input-Output-Rechnungen bislang kaum beachtet worden sind, wie etwa Umweltauswirkungen. Die IT entwickelt sich quer durch alle Branchen zunehmend zu einem Kerngeschäft in den Unternehmen. Unsere Arbeitsplätze und auch unser Freizeitleben werden immer digitaler. Ich kenne niemanden, der lediglich mit einem Endgerät online ist. Viele haben ein Handy, ein Notebook zum Generieren von Content sowie ein Tablet zum Konsumieren von Inhalten.

(+) plus: Wird dazu auch mehr IT-Kompetenz im Management von Unternehmen gefragt sein? Meist ist die Unternehmensführung in vielen Bereichen von HR bis Legal Affairs firm – aber eben nicht bei IT-Themen.
Varga:  Das ist eine gute Frage. Die Position des CEO kann man auch als »Chief of Everything Officer« bezeichnet – er ist am Ende des Tages für alles zuständig. Wenn IT nun allerorts zur Kernkompetenz in Unternehmen wird, ist es natürlich auch die Aufgabe für die Unternehmensführung, sich diese Kompetenzen anzueignen.

(+) plus:  Wie ist die Positionierung von Dell in Österreich?
Varga:  Wir sehen uns primär als Anbieter von End-to-end-Lösungen für kleine über mittlere bis hin zu sehr großen Unternehmen. Auf Anwenderseite und auch in der Konsumentenschiene betrachten wir unsere Gegenüber als »Prosumer«, die nicht nur unterhalten werden wollen, sondern auch aktiv viel mit ihren Highend-Geräten beitragen und liefern. Hier werden auch die Grenzen zum Arbeitsplatz verwischt: In der neuen Welt des Arbeitens, auch entlang des Konzepts »Bring Your Own Device (BYOD)«, wird Privates und Geschäftliches nicht mehr zwingend getrennt betrachtet. Auf der anderen Seite haben wir bereits viele Firmen mit bestimmten Erwartungen an das Design von Arbeitswerkzeugen für ihre Mitarbeiter. Dazu bietet Dell sehr gute und vielfach ausgezeichnete Produkte an. Unser Fokus dazu sind klar Geschäftskunden, wenn auch Consumer-Produkte ebenfalls immer mehr in eine Nutzung am Arbeitsplatz hineinwachsen. Als Hersteller bieten wir eine End-to-end-Integration einer kompletten IT-Palette für unsere Kunden, die auch die Einbindung von Hardware anderer Hersteller nahtlos ermöglicht. Gerade im Management von mobilen Endgeräten ist es für ein Unternehmen wichtig, Sicherheits-Features, Updates und Anwendungen über alle Gerätearten hinweg einheitlich verwalten zu können. Wir bringen im Frühjahr ein Systemmanagement-Tool für die Verwaltung von mobilen Enduser-Geräten inklusive Tablets und Smartphones auf den Markt. Auf solch eine Lösung warten viele Unternehmen.

(+) plus:  Zum Thema Cloud Computing: Wie sicher sind Daten, die außerhalb des Zugriffs der Unternehmen gespeichert liegen?
Varga:  Sorgen zur Datensicherheit, besonders wenn Daten außerhalb der Landesgrenzen gespeichert liegen, gibt es immer wieder. Doch bedeutet ein Cloud Service nicht zwingend, dass die Daten in einer Serverfarm in Irland liegen müssen. Eine Cloud-Infrastruktur ist ja auch mit entsprechenden Lösungen im eigenen Datacenter in Unternehmen möglich. Wir haben dazu einen sehr offenen Ansatz, der den Kunden die Wahl des Speicherorts von Daten lässt, und von welchen Punkten aus Services erbracht werden. So bietet Dell Public-Cloud-Services aus einem Datencenter in Großbritannien. Für KMU bieten wir eine integrierte Cloud-Lösung in einem Rack mit Storage und Virtualisierungs-Layer, Switch und auch einer Firewall. Diese »Cloud-in-the-box« ist einfach konfigurierbar und wird in einem Stück geliefert. Unternehmen können damit einen ersten Schritt in die Cloud-Welt machen, wobei die Infrastruktur bei ihnen selbst im Serverraum steht.

(+) plus:  In welcher Marktphase befinden sich Cloud-Angebote in Österreich?
Varga:  Vor einem Jahr wurde überall über die Cloud diskutiert. Viele wussten nicht, was es ist. Heute ist dies in vielen Unternehmen ein konkretes Einsatzthema. Ich sehe vor allem einen Trend zu Private-Cloud-Diensten: Die Kunden verstehen, dass es Sinn macht, Daten zu zentralisieren. Es lässt sich dadurch einiges einsparen, Unternehmen machen sich so auch bei Mitarbeiterwechsel oder dem Verlust von Endgeräten weniger angreifbar. Backups können auch in einer Public-Cloud gemacht werden – die Live-Daten eines Unternehmens bleiben aber im eigenen Einflussbereich einer Private-Lösung.

(+) plus: Sind Sie der Meinung, dass die Vorteile überwiegen, Daten und Dienste in die Wolke zu geben respektive daraus zu beziehen?
Varga: Auf jeden Fall. Ein Bekannter, der eine Firma mit Schwerpunkt auf Social Media und Web Analytics gegründet hat, hat dies mir gegenüber auch gut argumentiert. Er hat zwar immer noch einen eigenen Mailserver und Datenbankserver in Betrieb. Benötigt er aber rechnerintensive Analysedaten, mietet er sich IT-Ressourcen für 20 Tage bei einem Cloud-Dienst. Gerade junge, kleinere Unternehmen ohne IT-Altlasten profitieren davon, ihre Fixkosten absolut überschaubar zu halten. Es scheint, dass sich nun die Prognosen der Branche bewahrheiten, die bereits schon vor einigen Jahren die Zeit der IT aus der Steckdose  vorausgesehen haben.

(+) plus:  Wie sieht Ihr persönlicher Arbeitsplatz aus?
Varga: Dell bietet seinen Mitarbeitern einen »Connected Workspace«, der ein Arbeiten von jedem Punkt der Welt aus ermöglicht. Als Geschäftsführer von Dell in Österreich und in der Slowakei pendle ich zwischen den Standorten. Dazu verwende ich vier Arbeitsgeräte: ein Notebook, eine Funkmaus und als Traditionalist einen herkömmlichen Kalender und einen Kugelschreiber.

(+) plus:  Bietet Dell seinen Mitarbeitern bereits BYOD?
Varga:  Jein – zumindest bei Mobiltelefonen können die Mitarbeiter ihre eigenen Geräte verwenden. Unsere IT unterstützt dabei die Plattformen RIM, iOS und Android – Windows bislang noch nicht. Die meisten nutzen ohnehin noch den BlackBerry. Er ist für E-Mail und Telefonie einfach zuverlässig. Eines ist prinzipiell aber klar: Je kleiner eine Firma, des­to mehr Freiheit kann den Mitarbeitern bei der Wahl ihrer Geräte gegeben werden. Ein Unternehmen mit tausenden Beschäftigten wird eher eine Auswahl von vielleicht fünf bis acht Endgeräten bereitstellen. Hunderte verschiedene Marken und Lösungen einzubinden, wäre dagegen ein teurer Spaß.

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