Freitag, März 29, 2024

Oliver Krizek, Eigentümer des IT-Dienstleisters navax, über eigene Erfahrungen als Unternehmer in der neuen Welt des modernen Arbeitens.

 


(+) plus: Herr Krizek, wie werden wir in Zukunft arbeiten?

Oliver Krizek:
Der moderne Angestellte kann im Homeoffice ebenso wie im Büro arbeiten, nutzt Tablets und Smartphones ebenso wie einen Laptop oder PC und hat von überall aus Zugriff auf seine Daten. Unsere Mitarbeiter loggen sich zu Arbeitsbeginn bei der Unified-Communications-Plattform Lync ein und kommunizieren bereits heute ortsunabhängig auf unterschiedlichen Kanälen – bis hin zu Chat und Telefonkonferenzen und mithilfe von Presence-Infos. Zu sehen, ob eine Kollegin oder ein Kollege gerade erreichbar ist, spart enorm Zeit. Auch Videotelefonie erspart viele Reisewege. Ein Laptop oder Tablet mit integrierter Webcam genügt dafür. Der Vorteil einer Plattform wie Lync ist dann noch, all diese Kommunikationsformen auch dokumentieren zu können.

Veränderungen am Arbeitsplatz sind natürlich von der Branche und der Art der Arbeit abhängig. Ein Arbeiter, der CNC-Maschinen bedient, wird auch künftig nicht von Zuhause aus arbeiten können. Wer aber viel mit Kunden zu tun hat oder reine Wissensarbeit erbringt, für den wird die IT ein flexibleres Arbeiten ermöglichen. Neue Betriebssysteme wie Windows 8, eine Schnelligkeit bei der Bedienung von Touchscreens, der rasche Zugriff auf Informationen – das alles sind Entwicklungen, die gerade den Kundenservice verändern werden.

(+) plus: Welche Hürden sehen Sie in unserer Gesellschaft auf dem Weg zum flexiblen Arbeiten?

Krizek: Wir stehen vor arbeitsrechtlichen Herausforderungen. Die herrschenden Arbeitszeitregelungen sind sicherlich für gewisse Branchen oder für Schichtarbeiter notwendig und wichtig. In der Büroarbeit und bei Servicedienstleistungen sind fixe Arbeitszeiten dagegen nicht mehr zeitgemäß. Die Konsumenten wünschen sich Services rund um die Uhr und fordern das auch bei den Unternehmen ein. Auch nimmt das Arbeitsrecht nicht darauf Rücksicht, dass in der herkömmlichen Arbeitswelt ja auch Wege zum Arbeitsplatz anfallen. Ein Mitarbeiter erspart sich dagegen bei einem Homeoffice-Tag beispielsweise zweimal 30 Minuten Arbeitsweg.
Eine weitere Herausforderung ist der Erhalt einer Work-Life-Balance in dieser neuen Welt des Arbeitens. In Zukunft wird die Eigenverantwortung der Mitarbeiter sicherlich stärker gefragt sein. So muss ein gesunder Mittelweg zwischen dem Arbeiten von unterwegs oder zu Hause aus und den klassischen Bürozeiten gefunden werden. Wir haben in unserem eigenen Unternehmen gewisse Kernarbeitszeiten. In welche Randzeiten die Mitarbeiter hineinarbeiten, ist aber ihre eigene Entscheidung.

(+) plus: Welche Erfahrungen haben Sie als Unternehmer bereits mit flexiblen Arbeitszeiten und -orten machen können?

Krizek: Wir testen derzeit mit zehn Mitarbeitern das Konzept eines Shared Office. Gerade Leute im Kundendienst sind ja oft die halbe Zeit nicht im Büro. Es gilt nun auch die Büroinfrastruktur darauf abzustimmen. Unseren Erfahrungen zufolge können sich so rechnerisch zweieinhalb Mitarbeiter, die viel mobil unterwegs sind, ohne Komfortverlust einen Schreibtisch im Büro teilen. Auch verändern sich die Tische selbst. Sie werden etwas kleiner, dafür aber flexibler, höhenverstellbar, und sie sind zum Stehtisch oder kurzfristig zum Besprechungstisch umfunktionierbar. So stehen heutzutage längst nicht mehr so viele Utensilien auf den Schreibtischen wie früher. Die Menschen wollen auch nicht mehr in Kojen arbeiten, das Design von Büromöbeln etwa bei Bene orientiert sich an lockeren, offenen Büroflächen.

Es wird unserer Erwartung nach drei verschiedene Arbeitsplatztypen im Büro der Zukunft geben: fixe Schreibtische für Mitarbeiter an eher unflexiblen Positionen, eine geteilte Infrastruktur für jene, die zwischendurch auch an anderen Orten arbeiten, sowie Kurzzeitarbeitszonen, die von jemandem vielleicht maximal eine Stunde benutzt werden.

Ein modernes Raumkonzept, das alle diese Arbeitsplatzmodelle berücksichtigt, bringt für ein Unternehmen auch gewaltige Kosteneinsparungen. Pro Mitarbeiter müssen Sie in einem Büro mit 15 bis 20 m² Platzbedarf rechnen. Bei einer in Wien üblichen Raummiete in besserer Lage von 18 bis 20 Euro pro m² und vielleicht 50 Mitarbeitern macht es einen gewaltigen Unterschied, wenn nicht ausnahmslos alle die gesamte Arbeitszeit zwingend im Büro absitzen müssen. Doch – und hier sind wir wieder beim Arbeitsrecht – erklären Sie das einmal dem Arbeitsinspektor, der die vorhandenen Schreibtische durchzählt.

Ich habe als Unternehmer selbst nur gute Erfahrungen mit flexiblem Arbeiten meiner Mitarbeiter gemacht. Unser Motto ist: Solange es funktioniert und die Ergebnisse stimmen, können unsere Mitarbeiter den Arbeitsort flexibel wählen. Schließlich wollen wir unsere Leute nicht ständig kontrollieren, sondern ihnen möglichst viel Freiraum geben.

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