Samstag, Oktober 12, 2024
Fokus auf die USA
Thomas Neuhold ist Chartered Financial Analyst (CFA) und leitet die Aktienanalyse für Österreich bei Kepler Capital Markets. (Foto: Martina Draper)

Alle Blicke sind auf die bevorstehende Präsidentschaftswahl in den USA gerichtet. Auf den Finanzmärkten tut sich aber jetzt schon einiges. Ein Kommentar von Thomas Neuhold, Head of Austrian Equity Research und Head of Real Estate Research bei Kepler Cheuvreux.

 

In den USA ist die Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt ein gutes Vorzeichen für den Beginn des geldpolitischen Lockerungszyklus im nächsten Monat und den damit verbundenen Handel mit einer steileren Kurve. Wie Powell in Jackson Hole sagte, ist »die Zeit für eine Anpassung der Politik gekommen«.  Es gibt jedoch keinen Free Lunch, da die Fed Funds Futures kumulative Zinssenkungen von 100 Basispunkten bis zum Jahresende einpreisen, was eine stärkere Verschlechterung der Wirtschaftstätigkeit voraussetzen würde.

Ein neues Gleichgewicht
Das Risiko einer Rezession in den USA hat zwar zugenommen, ist aber unseres Erachtens nach wie vor relativ gering. Die Zahl der offenen Stellen ist hoch, die Entlassungen halten sich in Grenzen, und der Inlandsverbrauch hat sich als widerstandsfähig erwiesen. Die geldpolitischen Anreize dürften dazu beitragen, ein neues Gleichgewicht zu finden und eine Rezession zu vermeiden. Die US-Aktien sind hoch bewertet, die chinesische Wirtschaft liegt weiterhin am Boden und die Überkapazitäten in der Industrie stellen die europäischen Unternehmen vor große Herausforderungen.

Der einzige positive Nebeneffekt der anhaltenden Schwäche Chinas ist der Rückgang der Rohstoffpreise, der zum Bild der Disinflation beiträgt.
In den USA könnte in Anbetracht der bevorstehenden Wahl eine Sektorrotation einsetzen. Small Caps, der USD, Tech, Autos und Banken wählen Trump.

China begrenzt sichtbar
Wir sind vorsichtig bezüglich China, Rohstoffen und europäischem Luxus. Die Sichtbarkeit in China bleibt aufgrund eines sich ständig anpassenden Immobilienmarkts sehr begrenzt, was das Verbrauchervertrauen untergräbt. Für die Handelskriege, die in den kommenden Quartalen voraussichtlich eskalieren werden, ist kein Waffenstillstand in Sicht.

In Europa bleiben die Verbraucher zurückhaltend und die chinesische Konkurrenz in der Industrie belastet die Ertragsaussichten in vielen Sektoren. Wir bevorzugen Pharma, Versorger und Immobilien. Die Konjunkturabschwächung dürfte die Inflation weiter in Richtung der Zentralbankziele treiben. Anleihen mit einer längeren Duration erscheinen interessant.

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