Dienstag, April 23, 2024

Aktuelle Innovationen wie die GPS-Verortung von Fertigteilen oder Automatisierungsroboter zeigen, wie sehr die Digitalisierung in der heimischen Betonfertigteilindustrie bereits angekommen ist und machen diese Bauweise in Zukunft noch nachhaltiger und effizienter. Ein Gastkommentar von Bernhard Rabenreither, interimistischer Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB). 

Das Wachstumspotenzial für die Fertigteil-Bauweise auf dem österreichischen Markt steigt kontinuierlich. So gingen zuletzt knapp zwei Drittel (59 Prozent) unserer im Rahmen des halbjährlichen VÖB Konjunkturbarometers regelmäßig befragten Betriebe von steigenden Marktanteilen für die Betonfertigteil-Bauweise in Österreich aus. Auch international soll die Betonfertigteilbranche zwischen 2021 und 2028 laut Prognosen um durchschnittlich 5,3 Prozent pro Jahr wachsen.

Und das überrascht nicht: Fertigteile aus Beton werden immer präziser, ihre Produktions- und Montagezeit verkürzen sich von Jahr zu Jahr. Das bringt für die Auftraggeber wiederum eine verlässliche Kosten- und Zeitplanung. In der aktuellen Rohstoff- und Energiekrise zeigt sich das gerade als ein unschlagbares Asset, denn Betonfertigteile können als völlig regional hergestellte Bauprodukte in der volatilen Wirtschaftslage Preisstabilität und Lieferfähigkeit garantieren.

Nachhaltigkeit als Ziel

Doch es ist gerade die Digitalisierung, die der Fertigteilindustrie momentan einen gewaltigen Entwicklungsschub verleiht und ein enormes Potenzial hat, diese Bauweise noch effizienter und vor allem nachhaltiger zu machen. Die kürzlich präsentierte mobile App zur digitalen Erfassung und kartografischen Verortung von Betonfertigteilen bringt direkte Einsparungspotenziale insbesondere im Infrastrukturbau: Die Vernetzung von eingesetzten Bauelementen im IoT ermöglicht eine schnellere und kosteneffizientere Montage ohne Abfall. Eine zeitgerechte Wartung, Entsorgung und auch Wiederverwertung wirken sich wiederum direkt auf die positive Nachhaltigkeitsbilanz der eingesetzten Elemente aus.

»Die Digitalisierungswelle, die die Betonfertigteilindustrie bereits erfasst hat, muss auf den gesamten Bauprozess ausgeweitet werden«, meint Bernhard Rabenreither, Geschäftsführer VÖB. (Bild: Rabenreither)

Robotik macht die Produktion präziser

In der Produktion von Fertigteilen trägt die Digitalisierung vor allem dazu bei, das Level der Vorfertigung zu steigern und damit ihre Produktionszeit und Maßhaltigkeit wesentlich zu optimieren – mit einer direkten Auswirkung auf die Bauzeit und -kosten. Roboter, die die Verlegung von Aluverbundrohren oder die Schalung automatisieren, gehören bereits zum Produktionsalltag in einigen heimischen Betonfertigteilwerken. Dank der Automatisierung ist es mittlerweile möglich, Decken, Vollwände und Doppelwände bereits innerhalb von nur wenigen Wochen nach ihrer Bestellung zu liefern. Der höhere Automatisierungsgrad wirkt sich zudem auch auf eine bessere Ressourcenplanung in den Werken aus – diese wird angesichts des Dauerbrenners Fachkräftemangel für immer mehr Betriebe essenziell wichtig.

Arbeitssicherheit goes digital

Auch im mit der Produktion direkt zusammenhängenden Bereich der Arbeitssicherheit trägt die vom VÖB initiierte Digitalisierung dazu bei, dass sich einerseits Betriebe intensiver miteinander vernetzen und voneinander lernen und andererseits einheitliche Standards des Arbeitsschutzes in der Branche einführen. Dazu gehören etwa die Implementierung einer speziell für die Fertigteilwerke entwickelten Arbeitssicherheits-Software und die Ausarbeitung von rund 60 mehrsprachigen digitalen Unterweisungsdokumenten.

Die nächsten Schritte

Die heimische Betonfertigteilindustrie befindet sich mitten in der Digitalisierungswelle. Nun geht es darum, diese auf den ganzen Bauprozess auszuweiten. Dies betrifft in erster Linie die Dokumentation, Planung und den Datenaustausch unter allen Akteuren. Damit das Bauen der Zukunft nachhaltiger, effizienter und kostengünstiger wird, darf es den digitalen Wandel nicht versäumen.

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