Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Dussmann-Geschäftsführer Peter Edelmayer über aktuelle Ausschreibungstrends im Facility Management und ihre Folgen, den überschätzten Hype um neue Technologien und die positiven Auswirkungen von Normen.
Report: Welche FM-Trends sind aktuell erkennbar? Welche neuen Geschäftsfelder sehen Sie?
Peter Edelmayer: Ein wesentlicher Trend ist, dass immer mehr internationale Unternehmen auch internationale Ausschreibungen durchführen und bei diesen großen Ausschreibungen alle Dienstleistungen abgefragt werden – von der Sicherheit über Portierdienste und Gebäudetechnik bis zu Reinigung und Verpflegung. Dementsprechend müssen sich die Dienstleister auch neu aufstellen. Denn noch kann kaum jemand wirklich alles aus einer Hand anbieten. Diese fehlenden Dienstleistungen werden verstärkt durch Akquisitionen kompensiert, das ist organisch kaum machbar. Und dann versucht man die einzelnen Geschäftsbereiche zu verknüpfen. Das ist auch die Strategie von Dussmann. Wir haben etwa 2017 in Oberösterreich ein Kälte- und Klimatechnikunternehmen gekauft. Natürlich versucht man, den neuen Kunden auch Dienstleistungen wie Reinigung oder Sicherheit zu verkaufen. Es ist auch immer einfacher, von einer höherwertigen Dienstleistung kommend eine niedrigere anzubieten als umgekehrt.
Report: Gibt es einzelne Dienstleistungen, wo Sie aktuell eine verstärkte Nachfrage spüren?
Edelmayer: Verstärkte Nachfrage ist überall dort spürbar, wo es um die Mitarbeiter geht, etwa in der Verpflegung. Das sind für Unternehmen wichtige Maßnahmen, um Mitarbeiter zu bekommen und vor allem zu halten.
Report: Viel wird auch über Themen wie Sensorik oder Augmented Reality gesprochen. Inwieweit sind diese Technologien schon in der Praxis bewährt oder handelt es sich noch um Zukunftsmusik?
Edelmayer: Innovation ist auch in unserer Branche sehr wichtig. Natürlich beobachten wir den Markt, aber gerade beim Thema Augmented Reality bin ich sehr skeptisch. Das beginnt schon bei der Ausschreibung. Um eine Vergleichbarkeit der Angebote zu erhalten, müsste das Thema von den Kunden in die Ausschreibung gepackt werden. Das passiert kaum. Ich hatte noch keinen einzigen Kunden, der das Thema aktiv nachgefragt hat. Und es gibt auch noch die technische Komponente, viele Mitarbeiter sind mit den AR-Brillen nicht wirklich glücklich.
Bei der Sensorik ist man da schon viel weiter. Da ist ein großes Interesse weg von vorgegebenen Reinigungs- oder Wartungsintervallen, hin zur frequenzabhängigen Dienstleistung durchaus spürbar. Aber auch hier liegt das Problem in der Ausschreibung. Das ist viel komplexer als ein klassisches Leistungsverzeichnis. Auch für uns als Anbieter, weil ich den Umfang der Leistung nicht abschätzen kann. Aber das wird sicher kommen, die Frage ist nur, wann und in welcher Form.
Report: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrer Branche allgemein? Wo sehen Sie das größte Potenzial?
Edelmayer: An gewissen Dienstleistungen ändert sich derzeit noch wenig. Reinigung ist immer noch Reinigung, auch wenn viel mit Robotik und Ähnlichem experimentiert wird. In Zukunft werden sich da aber sicher zusätzliche Möglichkeiten eröffnen.
In der Betriebsgastronomie bietet Dussmann mit „E-plate – the easy & smart gastro solution“ die Möglichkeit,dass die Gäste dank der im Geschirr integrierten RFID Chips vollautomatisch bezahlen.
Report: Dussman hat 2018 ein Umsatzwachstum von 12 Prozent erzielt. Worauf führen Sie das zurück und kann die Marge davon ebenfalls profitieren?
Edelmayer: Wir konnten im letzten Jahr gerade im Bereich Reinigung und Verpflegung einige wirklich große Aufträge an Land ziehen. Die Marge ist sogar überproportional gewachsen. Die besten Margen erzielen wir natürlich in der Gebäudetechnik, dann kommt aber schon Reinigung und Verpflegung. Gerade in der Reinigung zeigen sich auch die positiven Auswirkungen der Ö-Norm. Durch die verpflichtende Einhaltung der Normen sind faire Margen möglich.