Michael Wilfing-May, Geschäftsführer solicon IT, sieht auch bei Business Intelligence und Big Data den Gang in die Wolke als großen Trend.
Waren das Horten und Auswerten von Geschäftsdaten früher eine Domäne des eigenen Rechenzentrumsbetriebs, ändern Cloud-Services nun auch BI und Big Data. Viele Hersteller bieten Data-Warehouse-Lösungen in der Cloud an. Und auch operative Systeme werden auf Cloud-Plattformen übersiedelt, beobachtet Michael Wilfing-May, Geschäftsführer des österreichischen IT-Beratungsunternehmens solicon IT.
Report: Auf welche Schwerpunkte setzt solicon IT bei Lösungen rund um Datenanalysen?
Wilfing-May: Bei Data-Warehouses setzen wir einen Schwerpunkt auf Lösungen von Oracle und Microsoft. Bei BI-Werkzeugen arbeiten wir auch intensiv mit Birst zusammen, die zum Beispiel ein virtuelles Data-Warehouse in der Cloud bieten. Hier wird auch das gesamte Datenmanagement in der Cloud zur Verfügung gestellt.
Oracle hat ebenso wie Microsoft bereits seine gesamte Produktpalette auch als Cloud-Services im Angebot, interessant ist zum Beispiel das »Autonomous Data Warehouse Cloud Service« von Oracle. Es ist für mich nur eine Frage der Zeit, bis die IT-Abteilungen hier nachziehen. Uns kommt diese Strategie der Hersteller gelegen, da man mit Cloudlösungen ganz andere Entscheidungs- und Implementierungsgeschwindigkeiten in den Unternehmen erreicht.
Report: Was sind die Argumente für oder gegen Cloud-Lösungen?
Wilfing-May: Betrachtet man rein die Wirtschaftlichkeit und führt man Berechnungen zur Total-Cost-of-Ownership durch, sind die Meinungen geteilt. Als »Enabler« für Flexibilität und neue Effizienz dagegen funktionieren Cloud-Services sehr gut. Im CRM-Bereich hat man das ja schon mit Salesforce.com gesehen: Die Fachabteilungen haben sich durch den Webservice sehr einfach mit Prozessen im Kundenmanagement auseinandersetzen können – auch wenn der Service an der IT-Abteilung vorbeigelaufen ist. Ich bin überzeugt, dass dies auch bei BI passieren wird. Mit Big Data benötigen Unternehmen mehr Rechenkapazitäten, Speicher und Performance. Mit der Cloud lässt sich das beliebig rauf- und runterskalieren, je nachdem, was das Unternehmen gerade benötigt. Eine solche flexible IT-Infrastruktur kann auch recht unkompliziert Hilfe in einer ersten Phase bieten – solange, bis man den Betrieb wieder im eigenen Haus hat. Generell hat sich die Cloud-Diskussion aber auch in Österreich entspannt.
Report: Gibt es bei der Entscheidung, BI-Services aus der Cloud zu beziehen, allgemeine Empfehlungen? Was sind hier wesentliche Indikatoren?
Wilfing-May: Ein guter Anhaltspunkt kann die Zahl der Mitarbeiter in einer Unternehmens-IT sein, und mit welchen Fachthemen sie sich beschäftigen. Bei einer Mannschaft, die vor allem den Rechenzentrums-Betrieb verantwortet, wird es immer gute Argumente für »on-premises« geben. Für viele, vor allem kleinere Unternehmen sind Services aus der Cloud aber eine gute Alternative zu Outsourcing. Auch der Faktor Geschwindigkeit kann eine Grenze aufzeigen: Wie schnell will ich ein Projekt starten können? Dann wird der IT-Abteilung gerade bei größeren Nutzerzahlen die aufwendige Durchführung von Rollouts, Updates und Versionswechsel durch Cloudservices sehr erleichtert oder komplett abgenommen. Um die Versionen meiner Software kümmert sich ja der Cloud-Provider.
Sicherlich wird es Unternehmen geben, die auch große Infrastrukturen mit der eigenen IT sehr gut bedienen können. Aber gerade BI wird mitunter nicht als strategisch kritische Anwendung gesehen. Hier ist über die Cloud auch ein weltweiter Roll-out auf Geschäftsstellen schnell möglich, mit einer Servicequalität, die BI sonst nicht bekommt.
Trotz alledem können beim Gang in die Cloud auch Probleme auftreten – bei der Performance zum Beispiel, wenn gewisse IT-Prozesse langsamer als gewünscht ablaufen. Das muss freilich nicht unbedingt mit dem Cloud-Partner zu tun haben, sondern kann auch an der Leitungsanbindung oder anderen Dingen liegen. Unternehmen sollten jedenfalls wissen, welche Zugriffsmöglichkeiten sie auf den Cloud-Anbieter haben.