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Energiezukunft in Österreich

\"WasWie ist das Jahr 2012 für die Energiewirtschaft in Österreich verlaufen? Was waren die wichtigsten Entwicklungen und Ereignisse am Gasmarkt und bei den erneuerbaren Energien? Welche Erwartungen hat die Branche für 2013? Sichtweisen und Hintergründe. Prognosen für das kommende Jahr.

 

Vorbereitungen, Mängel und neue Ära

»Das Jahr 2012 hatte aus Sicht der E-Control drei Schwerpunkte: die Vorbereitungen für ein völlig neues Marktmodell im Gasmarkt, die weitere Erhöhung der Transparenz und Stärkung der Konsumentenrechte sowie die Bemühungen zur Weiterentwicklung des europäischen Energiebinnenmarktes.

Intensive Vorbereitungen zur Umsetzung der sogenannten REMIT-Verordnung, die zur Integrität und Transparenz des Energiemarkts beitragen soll, sind noch im Laufen. Diese soll gewährleisten, dass die auf den Energiegroßhandelsmärkten gebildeten Preise auf dem fairen und auf Wettbewerb beruhenden Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage beruhen. Vor allem sollen aus Marktmissbräuchen keine unrechtmäßigen Gewinne gezogen werden. Hier sind auch 2013 noch einige Aufgaben zu erledigen, damit die grenzüberschreitende Marktüberwachung optimal funktionieren kann.

Was leider auch 2012 zu bemängeln ist, ist die geringe Wettbewerbsintensität am heimischen Strom- und Gasmarkt, was kürzlich auch von der EU kritisiert wurde. Vor allem die hohe Marktmacht der etablierten Energieversorger wird hier bemängelt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Österreich im Europavergleich eine der niedrigsten Wechselraten hat und auch bei den Strompreisen können wir nicht mithalten – diese liegen für die Haushaltskunden klar über dem Durchschnitt der EU-Mitgliedsländer. Hier gibt es auch im neuen Jahr viel zu tun, um auf dem Weg hin zu einem europäischen Energiebinnenmarkt mit einem funktionierenden Wettbewerb und leistbaren Energiepreisen einen großen Schritt weiter zu kommen.

Am Gasmarkt beginnt mit 1. Jänner 2013 eine neue Ära mit einer völligen Umgestaltung der bisherigen Prozesse und der Etablierung eines virtuellen Handelspunktes in Österreich. Dadurch erwarten wir eine höhere Liquidität und folglich mehr Wettbewerb am Gasmarkt. Die Umsetzung des neuen Marktmodells ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Wir sind aber optimistisch, dass es gemeinsam gelungen ist, dies erfolgreich umzusetzen.«

Walter Boltz, Vorstand Energie-Control Austria



Erfolgreiches Jahr  für Windenergie

»2012 war ein erfolgreiches Jahr für die Windenergie in Österreich. Rund 300 MW Windenergieleistung wurden 2012 neu errichtet. Das ist fast ein Drittel der gesamten installierten Leistung in Österreich und der stärkste Ausbau innerhalb eines Jahres seit Beginn der Windenergie in Österreich. Damit hat die Windbranche endlich wieder den Anschluss an den europäischen Windmarkt gefunden. Als wichtiges Ereignis in diesem Jahr ist das Inkrafttreten des neuen Ökostromgesetzes zu nennen. Nach vier Jahren Stillstand ist die Branche der erneuerbaren Energien damit endlich wieder voll in Fahrt gekommen. Deutlich gezeigt hat sich, dass es, wenn der Markt einmal abgewürgt wird, trotz ausreichender Einspeiseregelungen zumindest zwei bis drei Jahre bis zur Umsetzung von neuen Projekten dauert. Mit der aktuellen Ökostromgesetzgebung ist ein stabiler Rahmen für die Zeit bis 2020 geschaffen worden. Derzeit ist lediglich der Tarif für das Jahr 2013 klar, danach ist dieser wichtige Faktor für neue Projekte offen. Für langfristig gesicherte Bedingungen braucht es ein Bekenntnis zu brauchbaren Einspeisetarifen auch in Zukunft. Es ist zu hoffen, dass die Branche nicht wieder, wie damals 2006, den Rollbalken vor das Gesicht gesetzt bekommt.

Der Windkraftausbau in Österreich ist auch international wahrgenommen worden. Dadurch konnten wir erreichen, dass das größte Windenergie-Event in Europa, und das bedeutendste weltweit, 2013 nach Österreich kommt. Von 4. bis 7. Februar wird die EWEA 2013 als Messe und Konferenz in Wien mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher anlocken. Wien präsentiert sich dabei als Tor der Windbranche nach Süd- und Osteuropa. 2013 wird nicht nur in Österreich das Jahr der erneuerbaren Energien werden.«

Stefan Moidl, Geschäftsführer IG Windkraft


Nur eine Energiezukunft


»Man kann darüber sinnieren, wann Öl-, Kohle- und Gasförderhöhepunkte erreicht und überschritten werden. Man kann darüber spekulieren, wie lang man und mit welch brutalen Methoden auch immer Öl und Gas aus Gesteinsschiefer herauspressen kann. Die Endlichkeit fossiler Rohstoffe aber kann man schwer in Frage stellen. Außerdem drückt man sich gerne vor der Frage der volkswirtschaftlichen Relation des aktuellen Energiesystems. Im Jahre 2009 importierte Österreich Energie um 9,9 Milliarden Euro. 2011 waren es bereits 15,7 Milliarden. Tendenz steigend.

Die Energielieferländer saugen die Verbraucherländer systematisch aus und unterminieren damit deren soziale Infrastruktur. Österreich wäre in der Lage, sich zumindest am Stromsektor bis zum Jahre 2020 zu 100 % auf Basis erneuerbarer Primärenergie wie Wasser, Wind, Sonne und Biomasse selbst zu versorgen. Entscheidende Weichen, wie das Ökostromgesetz, sind in den letzten Jahren gestellt worden. Die Erkenntnis, dass die „Energiewende“ ein volkswirtschaftliches Erfolgsmodell sein wird, ist aber noch nicht durch. Die Verzögerer sind noch stark, aber aufhalten kann den Trend niemand.

Versorgungssicherheit und Preisstabilität sind die zentralen Herausforderungen. Erstere kann nur mit einem möglichst hohen Anteil an heimischer Energie erbracht werden. Zweitere nur auf Basis von kostenloser erneuerbarer Primärenergie. Österreichs Energiezukunft liegt in den Erneuerbaren, oder wir haben keine.« 

Hans Kronberger, Präsident Photovoltaic Austria

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