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Skyscraper-Index

Dort, wo in die höchsten Gebäude investiert wird, steht einer Theorie zufolge eine Rezession bevor. 

Glaubt man dem Banker Andrew Lawrence, dann steht der Volksrepublik China eine Rezession unmittelbar bevor. Denn in seinem »Skyscraper-Index« von 1999 stellt Lawrence einen Zusammenhang her zwischen dem Streben nach Höhe und der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. Dort, wo in die höchsten Gebäude investiert werde, stehe ein Wirtschaftsabschwung bevor. 1929 wurde unter anderem das Empire State Building mit 449 Metern Höhe eröffnet. Kurz danach nahm die große Weltwirtschaftskrise in den USA ihren Ausgang. 2009 wurde der höchste Turm der Welt in Dubai eröffnet: Der Burj Dubai, der jetzt Burj Chalifa heißt, misst 828 Meter. Das Emirat Dubai rutschte im vergangenen Jahr in eine von der Finanzkrise ausgelöste Krise und musste die Gläubiger des gigantischen Immobiliendevelopments Dubai World um Zahlungsaufschub bitten.
Hinter dem Burj Chalifa rangieren zwei ebenfalls im Vorjahr fertiggestellte Hochhäuser, beide in China: der Canton Tower mit 610 Metern und der West Tower mit 437 Metern Höhe. Der Theorie von Lawrence zufolge müsste also die Volksrepublik demnächst in eine Rezession schlittern. Die Wirtschaft in China wächst jedoch weiterhin rasant – für das erste Quartal werden elf Prozent Zuwachs prognostiziert, nach einem Plus von 8,7 % im Vorjahr. In den nächsten Jahren steht das Land aber vor großen Herausforderungen: Bis 2020 will China seine CO2-Emissionen um bis zu 45 % reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien auf 15 % erhöhen. Schätzungen von Experten zufolge wird das Land dafür bis zu 100 Milliarden Euro investieren müssen. Das geht auf Kosten der Wirtschaftskraft.
In Wien wurde soeben der Bau des lange geplanten 220-Meter-Turms in der Donaucity angekündigt, der damit Österreichs höchster »Skyscraper« wird. Und das, nachdem Zentraleuropa angeblich gerade die Talsohle durchschritten hat und die Konjunktur wieder anzuziehen beginnt. Oder Andrew Lawrence hat doch Recht – und es kommt noch eine Delle auf uns zu.

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