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Der Beginn der Post-Cloud-Ära

Thierry Breton, Atos: "Die steigenden Datenmengen stellen komplett neue Anforderungen an Computing, Netzwerkarchitektur und Security." Thierry Breton, Atos: "Die steigenden Datenmengen stellen komplett neue Anforderungen an Computing, Netzwerkarchitektur und Security." Fotos: Atos

Das Datenwachstum wird auch Cloud-Infrastrukturen sprengen, orakelt Atos und zeigt, wie es künftig funktionieren könnte: Leistungsfähige Muskelprotze am »Edge« übernehmen das Computing vor Ort. Von Herbert Koczera aus Paris

Die Keynote zur Eröffnung der »Atos Technology Days« in Paris, Mitte Mai: Thierry Breton, Vorsitzender und CEO des europäischen IT-Riesen Atos, sieht durch das starke Wachstum im IoT-Bereich (Internet of Things) die Cloud-Arä bereits über ihrem Höhepunkt – die Welt befindet sich am Beginn des nächsten gewaltigen Umbruches. Durch IoT – das von Smart Cities über die Industrie 4.0 zu vernetztem und autonomem Fahren, intelligenter Energieversorgung, Smart Homes und vielem mehr reicht – werden sich immer mehr Daten in unterschiedlichsten Devices lokal vor Ort befinden statt in der Cloud.

Thierry Breton: »Sie müssen sich nur zwei Zahlen merken, 80 und 20«, so seine Einführung. »Damit ist meine Keynote eigentlich schon beendet. Derzeit befinden sich weltweit 80 % aller Daten in der Cloud und 20 % lokal vor Ort in unterschiedlichsten Appliances, Steuergeräten und Robotern. Das wird sich durch das starke Wachstum des IoT in wenigen Jahren auf 20:80 umkehren. Wir stehen am Beginn der Post-Cloud Ära!« Trotzdem freut sich Atos noch darüber, vor rund zwei Monaten von Google zum Cloud-Partner des Jahres gewählt worden zu sein.

Die derzeit ohnehin schon stark steigende Datenmenge wird in den nächsten Jahren ein beschleunigtes Wachstum erfahren, derzeit wächst die Menge um rund 60 % jährlich. 2018 produzierten 23 Milliarden Connected Devices 33 Zettabyte Daten, 2025 sollen bereits 75 Milliarden Gräte 175 Zettabyte generieren (ein Zettabyte entspricht einer Milliarde Terabytes). Das wird laut Breton eine Dezentralisierung mit sich bringen, da es sinnvoll sein wird, viele dieser Daten nahe am Ort der Entstehung zu halten, zu analysieren und zu verwalten. Diese Datenmenge stellt komplett neue Anforderungen an High-Performance-Computing überall, Netzwerkarchitektur und Security. Atos begegnet diesem zukünftigen Trend mit mehreren Innovationen und Neuvorstellungen.

Leistungsstärkster Edge-Server
Der BullSequana Edge wurde für den sicheren Einsatz im IoT entwickelt, in Umgebungen, in denen schnelle Reaktionszeiten von entscheidender Bedeutung sind (zum Beispiel Industrie 4.0, autonome Fahrzeuge, Gesundheitswesen, Sicherheit im Einzelhandel, Flugverkehr) und der Datenstrom in Echtzeit analysiert werden kann und muss. Breton: »Beim autonomen Fahren wäre eine Reaktionszeit von einer Zehntelsekunde mitunter tödlich!«

Der in das jeweilige System vor Ort eingebettete BullSequana Edge-Server verwaltet und analysiert IoT-Daten nahe der Quelle in Echtzeit und reagiert, gestützt auf künstliche Intelligenz, in »Echtzeit«, sodass nötige Aktionen und Entscheidungen rasch getroffen werden können. Das soll Unternehmen bei Herausforderungen wie begrenzter Bandbreite, unterbrochener Netzwerkkonnektivität und der Sicherung von Daten am Rand von Netzwerkknoten unterstützen.

Der BullSequana Edge ist ab sofort erhältlich und kann als eigenständige Infrastruktur oder zusammen mit einer Softwareplattform wie Atos Edge Computer Vision, Edge Data Analytics oder in einem Containersystem wie Atos Edge Data Container erworben werden. Der BullSequana Edge ist Microsoft Azure Certified for IoT. Atos Edge Computer Vision bietet KI-gestützt eine erweiterte Extraktion und Analyse von »Merkmalen« wie Personen, Gesichtern, Emotionen und Verhaltensweisen, sodass automatische Aktionen ausgeführt werden können. Mit Atos Edge Data Analytics können Unternehmen ihre Geschäftsmodelle mit prädiktiven und präskriptiven Lösungen verbessern. Und Atos Edge Data Container (EDC) als All-in-One-Containerlösung für den Einsatz am Rande dient als dezentrales IT-System und skaliert vom einzelnen Rack bis zu einem kompletten Rechenzentrum im Container. Es kann auch in Umgebungen ohne Rechenzentrum autonom eingesetzt werden. Der BullSequana Edge kann über Funk, GSM oder WLAN kommunizieren und sowohl Multi-Source- als auch Multi-Format-Daten analysieren.  

Einer neuen, leistungsfähigeren, Quantum Learning Machine (QLM) stellt Atos ein neues Betriebssystem zur Seite. Atos führt myQLM ein, um die Quantenprogrammierung für Forscher, Studenten und Entwickler weltweit zu vereinfachen. Mit myQLM können Quantencomputerforscher, Studenten und Entwickler Quantenprogramme und Quanten-Algorithmen auf ihren eigenen Desktops entwickeln und simulieren. Es steht allen Benutzern der Atos QLM kostenlos zur Verfügung. 18 Monate nach der Veröffentlichung des weltweit leistungsstärksten Quantensimulators QLM, mit dem bis zu 41 Qubits simuliert werden können, setzen das Gerät über zwei Dutzend Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein – darunter der Campus Hagenberg der FH Oberösterreich. MyQLM wurde vom Atos QLM-Simulator abgeleitet und ist in eine Python-Umgebung eingebettet.


Bild: Atos stellt der leistungsfähigen Quantum Learning Machine (QLM) ein neues Betriebssystem zur Seite.

Eine von myQLM-Benutzern geführte Community regelt den Austausch bewährter Verfahren, Bibliotheken und Quantenanwendungscodes und fördert die Zusammenarbeit der Benutzer und Forscher. Atos stellt Offenheit und Interoperabilität sicher, indem Open-Source-Übersetzer von myQLM für andere Hauptumgebungen der Quantenprogrammierung bereitgestellt werden.

Atos-Vorsitzender-Breton: »Mit myQLM machen wir einen neuen Schritt auf dem Gebiet des Quantencomputing. Durch den freien Zugang von Forschern, Studenten und Entwicklern zu Quantenprogrammierung und -tests wird der Einsatz von Quantensimulation demokratisiert und die Reichweite des Quantencomputers insgesamt erweitert, einer Technologie, die die Zukunft des Rechnens für die kommenden Jahre prägen wird.«

Hardware-Security-Module
Um die Sicherheit in allen IT-Szenarien in der kommenden Dezentralisierung zu gewährleisten, stellte Atos ein neues Hardware Security Module (HSM) für IoT vor. Das Hochleistungs-Sicherheitsgerät zum Schutz von IoT-Ökosystemen arbeitet mit hoher Verschlüsselung und kombiniert »As-a-Service«-Zugriff, zentrales Schlüsselverwaltungssystem und IoT-Sicherheitsdienste zu einer vollständig integrierten Lösung. Das neue HSM für IoT ist für Anwendungen verfügbar, die im SaaS-Modus (Software-as-a-Service) ausgeführt werden, und ermöglicht es mehreren Mandanten, von der Verschlüsselung zu profitieren, als hätten sie ihren eigenen dedizierten HSM. Tatsächlich ist die HSM-Lösung in mehrere Sicherheitsdomänen unterteilt, die von jedem Mandanten personalisiert werden können und als manipulationssichere Tresore mit einem hohen Maß an Isolation zwischen Mandanten, Benutzern und Rollen fungieren. Die Sicherheitsteams können HSMs aus der Ferne ohne physischen Zugriff verwalten.  

Zentrales Schlüsselmanagement
Um IoT-Geräte sicher zu verwalten, muss jedem verbundenen Objekt eine vertrauenswürdige Identität zugewiesen werden, indem sichere kryptografische Schlüssel über HSMs bereitgestellt werden. Der HSM für IoT bietet ein Key Management Center, das die Anzahl und Komplexität der Vorgänge für Sicherheitsbeauftragte reduziert und gleichzeitig die Konsistenz der Schlüsselverteilung an mehreren Standorten sicherstellt.

Die Atos-Technologietage fanden dieses Jahr zusammen mit VivaTech statt, dem weltweiten Treffpunkt für Start-ups und Führungskräfte mit rund 120.000 Teilnehmern an drei Tagen. Atos unterstützt und präsentiert auf dieser Messe 32 Startups, die in unterschiedliche Kategorien zusammengefasst wurden; die vernetzte Fabrik, ultrasichere Kommunikation im Militärbereich, vernetzte Bekleidung und interaktive Unterhaltung bei Sport-Events.

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