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»Innovation ist kein Hobby«

»Innovation ist kein Hobby«

Unternehmen sollten für Ideen von außen und innen offen sein, meint Andreas Mitter, Head of Agile Advisory der Management- und Technologieberatung BearingPoint.

(+) plus: Welchen Stellenwert sollte der Bereich Innovation haben?

Andreas Mitter: Innovation ist ein essenzielles Thema für jedes Unternehmen, unabhängig von der Branche. Innovationen bringen Impulse, die langfristig das Überleben des Unternehmens sichern können. Es gibt natürlich immer Firmen, deren Produkte sich gut verkaufen und die sich auf diesem Erfolg ausruhen. Die Frage ist, wie lange das noch funktioniert. Ganz schnell kann ein Startup mit einer originellen Idee kommen – und Kunden sind nicht mehr so loyal wie früher.

(+) plus: Wie bringt man Innovationen in Gang?

Mitter: Innovationen sind kein Hobby, sie entstehen auch nicht automatisch. Es braucht das Vertrauen der Führungskräfte. Nicht jede neue Idee wird gleich ein Tesla. Man sollte den Prozess einfach halten. Wenn Mitarbeiter jeden Schritt absegnen lassen müssen, wird die Hürde zu groß. Bei BearingPoint haben wir einen »FedEx-Day«, an dem Mitarbeiter Ideen ausprobieren können. Das brachte bereits einige interessante Ergebnisse

(+) plus: Sollten die Ressourcen klar definiert sein?

Mitter: Natürlich muss es einen gewissen Rahmen geben, aber alles genau festzulegen, killt jede Innovation. Bei jeder Idee kommt der Punkt, an dem entschieden werden muss, ob man mehr Ressourcen einsetzt oder es nicht mehr als eine nette Idee war.

(+) plus: Holen Sie sich auch von außen Anregungen?

Mitter: Die Vernetzung nach außen ist auf jeden Fall ratsam und dient als eine Art mentale Frischzellen-Kur. Wir arbeiten u.a. im AI-Bereich mit dem Grazer Startup Leftshift One zusammen. In Wien haben wir mit WeXelerate eine Kooperation, die für beide Seiten sehr befruchtend ist. Wir veranstalten auch regelmäßig öffentliche Hackathons.

(+) plus: Welche Herausforderungen gibt es?

Mitter: Innovation wird leider oft in Geld bemessen. Man will schon zu Beginn wissen, was es bringt. Das ist ein Killerargument. Viele Unternehmen verlangen vorher einen Business Case. Der wird mit Fantasiezahlen geschönt, die keinen Mehrwert haben. Das ist die Zwickmühle: Nicht jede Idee wird ein Kassenschlager.

Die Unternehmen wollen Innovation, aber sie soll gratis sein. Das gibt es nicht.
Es wird viel Aktionismus betrieben, ohne Strategie. CEOs fahren ins Silicon Valley und sind erleuchtet. Aber es braucht schon eine Vision: Wo wollen wir als Unternehmen hin? Wie wollen wir von Kunden wahrgenommen werden? Einfach blindlings in Blockchain zu investieren, weil das dem Hype entspricht, ist sicher der falsche Weg.

(+) plus: Sind alle Menschen kreativ?

Mitter: Innovationen zu generieren, liegt nicht jedem. Ideen kann man nicht erzwingen. Innovation Hubs in Unternehmen sehe ich deshalb kritisch, weil sie die Mitarbeiter in zwei Klassen teilt. Wertschätzung kann jedoch ein Ansporn sein, auch wenn vielleicht nicht jede Idee verwirklicht wird.

Last modified onDienstag, 31 März 2020 21:09
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