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Wirtschaftsstandort Österreich: Heimische Top-CEOs schlagen Alarm

Aslan Milla, Senior Partner PwC Österreich und Georg Kapsch, CEO Kapsch Gruppe Aslan Milla, Senior Partner PwC Österreich und Georg Kapsch, CEO Kapsch Gruppe Foto: PwC

Österreichs Top-Manager gehen mit sehr gemischten Gefühlen in das Jahr 2016: Vor allem der Blick auf die Weltwirtschaft und die politischen Rahmenbedingungen am heimischen Standort bieten wenig Platz für Optimismus.

Hoffnung schenkt jedoch der Glaube an die Wirtschaftskraft des eigenen Unternehmens. All das zeigen die Kernergebnisse des 19th Annual CEO Survey – Redefining business success in a changing world – von PwC. Neben mehr als 1.400 Managern weltweit, wurden in diesem Jahr auch erstmals 32 Top-CEOs aus Österreich zu den wichtigsten Wachstums- und Trend-Themen der Wirtschaftswelt befragt.

Düsterer Ausblick für die Weltwirtschaft

Nur knapp über ein Viertel (27 %) der CEOs weltweit rechnet mit einer Verbesserung des globalen Wachstums in den kommenden zwölf Monaten. Das sind um zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr (37 %). Auch in Österreich hält sich der Glaube an einen globalen Wirtschaftsaufschwung 2016 sehr begrenzt (31 %) – knapp ein Drittel der Befragten rechnet sogar mit einer Verschlechterung (31 %).

„Globale und österreichische CEOs zeichnen für 2016 ein düsteres Bild der Weltwirtschaft. Leider kündigte sich dieser Pessimismus bereits in den vergangenen Jahren sichtlich an. Die Schuldenkrise der Euroländer, der Verfall der Ölpreise und anhaltende Ängste in Bezug auf die geopolitische Lage bewirken eine zunehmende Unsicherheit, die sich auch spürbar auf die globalen Wachstumsaussichten auswirken“, beschreibt Aslan Milla, Senior Partner bei PwC Österreich, die wichtigsten Einflussfaktoren dieser Ergebnisse.

Wirtschaftsstandort Österreich: Steigende Steuerbelastung als größtes Ärgernis

Ein ähnlich alarmierendes Bild bietet die Einschätzung zum Wirtschaftsstandort Österreich. So sehen nur 38 % der Befragten mehr Wachstumschancen als noch drei Jahre zuvor (der globale Schnitt liegt hier bei 60 %), hingegen 59 % einen ernstzunehmenden Zuwachs an Bedrohungen für das eigene Unternehmen. Dabei dominiert vor allem ein vorherrschendes Finanzthema die Sorgen-Agenda der heimischen CEOs: die enorme Steuerbelastung für Unternehmen.

Tatsächlich sorgen sich 81 % der Unternehmen über die steigende Steuerbelastung in Österreich, was vergleichsweise nur 41 % der deutschen CEOs beunruhigt. Aber auch Überregulierung (78 %) und die Reaktion der Regierung auf das Haushaltsdefizit und die Schuldenlast (78 %) versetzen die heimische Wirtschaft in Alarmbereitschaft. Dementsprechend bewerten knapp drei Viertel der Befragten (72 %) das österreichische Steuersystem als unverständlich, ineffektiv und instabil. 84 % sehen sogar die Einführung eines effektiven und gut funktionierenden Steuersystems als oberste Priorität der Regierung an.

„Während in fast allen Ländern der EU die Arbeitslosigkeit zurück geht, steigt sie nur in Österreich und drei weiteren Mitgliedsstaaten an. Auch das Wirtschaftswachstum bleibt in Österreich hinter dem EU-Schnitt zurück. Das ist eine direkte Folge der erodierenden Wettbewerbsfähigkeit des Standortes, die uns in vielen Rankings seit Jahren bescheinigt wird. Insbesondere bei der überbordenden Bürokratie und bei den ausufernden staatlichen Ausgaben hat die Politik dringenden Handlungsbedarf, wenn wir nicht weiter an Boden verlieren wollen“, erklärt Georg Kapsch, CEO Kapsch Gruppe dazu und ergänzt: „Die Staatsverschuldung liegt mittlerweile bei über 85 Prozent des BIP. Unsere Betriebe sind einer überbordenden Bürokratie ausgesetzt, die endlich abgebaut werden muss, denn sie ist ein massiver Hemmschuh für Investitionen und Arbeitsplätze. Vor allem aber bleiben mutige strukturelle Reformen in der staatlichen Verwaltung ein Gebot der Stunde, wenn wir Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze am Wirtschaftsstandort Österreich für die Zukunft sichern wollen.

Die Hoffnung ruht im eigenen Unternehmen

Deutlich mehr Vertrauen als in die Weltwirtschaft und den heimischen Standort haben österreichische Manager jedoch in das eigene Unternehmen: 44 % der befragten CEOs sind „sehr zuversichtlich“, dass ihr Unternehmen 2016 weiter wachsen wird. Damit liegt Österreich spürbar über dem globalen Schnitt (35 %) und noch weit vor dem großen Nachbarn Deutschland (28 %).
„Diese Ergebnisse zeigen klar: Trotz der alarmierend schlechten Bewertung des österreichischen Wirtschaftsstandortes, haben heimische CEOs ihren Glauben in das eigene Unternehmen nicht verloren.

Diese Zuversicht äußert sich auch in der Personalstrategie der Unternehmen. Fast zwei Drittel (59 %) der CEOs planen in den kommenden zwölf Monaten mehr Personal einzustellen. Auch hier setzt Österreich klare Signale und übersteigt den globalen Schnitt (48 %) sowie Deutschland (43%) deutlich“, erklärt Aslan Milla.
Ausschlaggebend für den geplanten Beschäftigungszuwachs ist auch das Angebot von entsprechenden Fachkräften in Österreich: Denn obwohl die Sorgen rund um die Verfügbarkeit qualifizierter MitarbeiterInnen weltweit nach wie vor sehr ausgeprägt sind (72 %), lässt sich in Österreich kein gravierendes Fachkräfteproblem erkennen (25 %).
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Georg Kapsch ergänzt: „Trotz der relativ schlechten Rahmenbedingungen ruht die Hoffnung im eigenen Unternehmen. Das Engagement der Unternehmerinnen und Unternehmer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterhält den Standort aufrecht. Die Unternehmen sind auch willens, weiter zu investieren, allerdings stellen sie sich die Frage, ob in Österreich oder im Ausland. Lieber würden natürlich alle in Österreich investieren, dies muss allerdings leistbar sein, um das nachhaltige Überleben der Unternehmen auch gewährleisten zu können. Nur Unternehmen schaffen direkt oder indirekt Arbeitsplätze. Dies können sie aber nur, wenn ihnen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Es ist tendenziell meistens so, dass das eigene Unternehmen optimistischer gesehen wird als die gesamtvolkswirtschaftliche Entwicklung. Dass der Unterschied aber in Österreich derart eklatant ausfällt, sollte der Politik zu denken geben.“

Die einflussreichsten Märkte für den österreichischen Wirtschaftsstandort: Bei Betrachtung der Investitionsausgaben sind mit Abstand Deutschland (47 %) und die USA (25 %) jene Länder, die laut CEOs den größten Einfluss auf das Wachstum österreichischer Unternehmen haben. Hervorzuheben ist hierbei, dass sich Russland (16 %) noch vor China (13 %) als drittwichtigstes Land positioniert.

Technologischer Wandel als bedeutendster Trend

Weltweit übereinstimmend sehen CEOs den „Technologischen Fortschritt“ als einflussreichsten Trend der nahen Zukunft. Insgesamt 81 % der österreichischen Unternehmen sind sogar der Ansicht, dass neue Technologien die Erwartungen an die Unternehmen in den nächsten fünf Jahren von Grund auf verändern werden. Global gesehen geben neun von zehn CEOs (90 %) an, dass sie Technologien anders einsetzen würden, um den Erwartungen von Kunden und Interessengruppen besser entsprechen zu können. In Österreich sind es 91%. Dabei setzen sie vor allem auf IT gestützte Datenanalysetools sowie auf CRM-Systeme und Social Media basierte Plattformen.

„Unsere Erhebungen bestätigen die enorme Bedeutung der Technologie als treibende Kraft für Veränderungen der Wirtschaftswelt. Mit neuen Möglichkeiten kommen aber auch neue Gefahren auf. Deshalb sehen auch knapp die Hälfte aller CEOs eine potentielle Bedrohung durch Cyber-Kriminalität und sorgen sich über die rasche Geschwindigkeit des technologischen Wandels als negative Auswirkung für die eigenen Wachstumsaussichten“, so Aslan Milla.

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