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Soziale Verantwortung

Corporate Social Responsibility (CSR) ist in aller Munde. Unternehmen werden stärker denn je an ökologischen und sozialen Maßstäben gemessen.Corporate Social Responsibility ist in aller Munde. Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit haben nicht zuletzt durch die Krise für die Konsumenten an Bedeutung gewonnen. Unternehmen werden stärker denn je an sozialen und ökologischen Maßstäben gemessen. Best-Practice-Beispiele zeigen, für wen CSR nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist.

Früher war Stolipinovo ein Ort ohne Zukunft. Der Stadtteil der bulgarischen Stadt Plovdiv ist gleichzeitig eine der größten Roma-Siedlungen Südosteuropas. Armut, Kriminalität, Verwahrlosung und Ausgrenzung prägten ein trostloses Bild. Die mangelnde Infrastruktur führte zu massiven Problemen bei der Strom- und Wasserversorgung sowie bei der Abwasser- und Müllentsorgung. Strom gab es nur nachts zwischen 21 Uhr und sieben Uhr früh.

2005 übernahm die EVN die Stromversorgung von Plovdiv als neuer Mehrheitseigentümer und entschloss sich, das Problem an der Wurzel zu packen. Dass daraus ein internationales Vorzeigeprojekt entstehen würde, ahnte zum damaligen Zeitpunkt niemand. Die EVN erneuerte nicht nur die komplette Infrastruktur, sondern animierte die Bevölkerung auch zum Energiesparen. Durch Einbindung von Roma-Vertretern und NGOs wurden die Bewohner der Roma-Siedlung in Schulungen mit den technischen Neuerungen vertraut gemacht. Statt wie bisher auf hohen Masten montierte man die Zähler in Augenhöhe. Neben der Umschuldung von noch ausstehenden Forderungen wurden die Familien bei der Erstellung von Haushaltsbudgets beraten. Die Maßnahmen zeigten bald Wirkung: Während sich für die Bewohner durch die sichere Stromversorgung die Lebensqualität verbesserte, konnte die EVN die Zahlungsmoral von 3 auf 85 Prozent steigern. Die technologischen Verluste im Niederspannungsnetz reduzierten sich von 40 auf 5 Prozent. Der Energieversorger bietet aber auch Zukunftsperspektiven – als wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Große Bandbreite

Anfang Juni erhielt die EVN in der Kategorie Gesellschaft den Trigos 2010, die Auszeichnung für Unternehmen mit Verantwortung. In der Kategorie Arbeitsplatz wurde das steirische Unternehmen Ökotech, ein Produzent von Sonnenkollektoren, für einen überdurchschnittlich hohen Anteil von behinderten Mitarbeitern ausgezeichnet. Der Trigos in der Kategorie Markt ging an das ökofaire Modelabel »Göttin des Glücks«, in der Kategorie Ökologie konnte die 1. Obermurtaler Brauereigenossenschaft mit einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept die Jury überzeugen. Den von Microsoft Österreich gestifteten Sonderpreis für Maßnahmen gegen Armut und soziale Benachteiligung erhielt die Mondi AG, die in Lerncafés die Integration benachteiligter Jugendlicher fördert.

So unterschiedlich die Branchen auch sind, alle Unternehmen verbindet ein Gedanke – nämlich der Wunsch, soziale und ökologische Verantwortung im Kerngeschäft des Unternehmens umzusetzen. Seit 2004 wird der Trigos, die wichtigste Auszeichnung für Corporate Social Responsibility in Österreich, vergeben. Als Träger fungiert eine breite, unabhängige Plattform aus sozialen Einrichtungen wie Caritas, Rotes Kreuz und SOS Kinderdorf sowie Vertretern der Wirtschaft, u.a. aus der Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer Österreich und der Business Data Consulting Group. Mit 166 Einreichungen in den vier Kategorien verzeichnete die Jury heuer einen neuen Rekord. Unter den Nominierten für den renommierten Preis fanden sich auch große Kaliber wie Siemens, der Verbund oder die Bawag P.S.K.

Günter Horniak: ''Sicherheitsbarometer für Bawag P.S.K.-Produkte.''Echtes Engagement

Gesellschaftliche Verantwortung zu leben und in entsprechende Projekte zu investieren, ist inzwischen ein Muss für Unternehmen, die in der Öffentlichkeit sehr präsent sind. Allerdings sollte das zur Schau getragene Engagement wirklich echt sein – als reiner Marketinggag eignet sich das Thema nicht. Denn die Bevölkerung ist erstaunlich sensibilisiert: Das Meinungsforschungsinstitut GfK Austria erstellte im Mai 2010 erstmals einen CSR-Monitor, der den hohen Stellenwert widerspiegelt. Demnach ist »soziale Verantwortung von Unternehmen« fast allen Österreicherinnen und Österreichern ein Begriff, vier von zehn wissen sogar sehr genau darüber Bescheid. Menschen aus höheren Einkommensklassen, Männer und über 50-Jährige sind besonders gut informiert. Acht von zehn Österreichern halten die Verantwortung von Unternehmen – vor allem im Bereich Umweltschutz und in der Region – für äußerst oder sehr wichtig.

Es ist anzunehmen, dass sich diese hohe Bedeutung auch in Kaufentscheidungen niederschlägt. »Beim Abschluss zukünftiger Finanz- und Versicherungsprodukte ist CSR bereits für jeden Zweiten ein wichtiges Entscheidungskriterium«, analysiert Ursula Swoboda, Leiterin der Finanzmarktforschung bei GfK Austria. In Branchen wie der Land- und Forstwirtschaft oder der Nahrungsmittelindustrie, die üblicherweise direkt mit Nachhaltigkeit in Verbindung stehen, werden Unternehmen von den Konsumenten noch kritischer unter die Lupe genommen.

Die Bawag P.S.K. verpflichtete sich mit dem Beitritt zum »UN Global Compact« einer externen Kontrollinstanz. »Wir nutzen diesen Input von außen, um unsere Projekte in Zukunft noch gezielter auf gesellschaftliche Entwicklungen abzustimmen«, sagt Günter Horniak, CSR-Beauftragter der Bawag P.S.K. Neben dem »Neue Chance«-Konto (siehe unten) bietet die Bank seit 2009 ihren Kunden eine spezielle Serviceleistung: Alle Spar- und Anlageprodukte werden mit einem »Sicherheitsbarometer« gekennzeichnet. Auf einer Skala von fünf Punkten lässt sich ablesen, in welcher Relation die Ertragschance zur Sicherheit des Veranlagungsproduktes steht.

Bettina Lorentschitsch. ''Ein Managementansatz, kein Sozialprogramm.''Aktivitäten systematisieren

Der Begriff Corporate Social Responsibility ist noch relativ neu – jene Werte, für die CSR steht, werden vor allem in vielen Klein- und Mittelbetrieben schon seit Generationen ganz selbstverständlich gelebt. Gerade Kleinunternehmer wissen durch den engen Kontakt mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, wie positiv sich faire Unternehmenskultur auf den Geschäftserfolg auswirkt. Trotzdem lohnt es sich, soziale Verantwortung im Betrieb auch hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen und entsprechende Aktivitäten zu systematisieren.

Fundierte CSR basiert auf einem Drei-Säulen-Modell. Die Gesamtperformance eines Unternehmens wird daran gemessen, in welchem Ausmaß sie zu wirtschaftlichem Wohlstand, Umweltqualität und Sozialkapital beiträgt. »Corporate Social Responsibility ist kein ›Sozialprogramm‹, sondern ein Managementansatz, der neben der Wirtschaftlichkeit auch gesellschaftliche Belange berücksichtigt«, betont Bettina Lorentschitsch, Bundessprecherin der Experts Group CSR-Consultants im Fachverband UBIT (Unternehmensberatung und IT) der Wirtschaftskammer.

Einzelne Projekte sind dabei oft sinnvoller als aufgesetzte Maßnahmen im großen Stil. Zum Beispiel könnte die Region gestärkt werden, wenn das Unternehmen vorwiegend Produkte bei Händlern und Dienstleistern in der Umgebung bezieht. Überschüsse aus der Produktion könnten karitativen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Oder man fördert und integriert gezielt sozial benachteiligte Mitarbeiter. Möglichkeiten gibt es viele, allerdings empfiehlt Lorentschitsch, die Aktivitäten zu dokumentieren und zu beziffern. Damit könne nicht nur der Unternehmer den Erfolg der Maßnahmen feststellen, die Mitarbeiter wären auch motivierter, eigene Beiträge zur CSR zu leisten. Vor allem in ökologischen Fragen ist es ungleich befriedigender, wenn anhand konkreter Zahlen ablesbar ist, wie viel jede und jeder für die Umwelt getan hat.

Reputation verspielt

Schwarze Schafe wie der Anlagenbauer Andritz AG zeigen jedoch, dass nicht alle ihr Bekenntnis zu CSR so genau nehmen. Das steirische Unternehmen ist Mitglied der Plattform respACT und damit sozialen und ökologischen Grundsätzen verpflichtet. Trotzdem sorgt die Andritz AG durch umstrittene Projekte immer wieder für negative Schlagzeilen. Während etwa der Kraftwerkspezialist Alstom, die Bank Austria und die Strabag-Tochter Züblin aus dem heftig kritisierten Ilisu-Staudamm-Projekt in der Türkei ausstiegen, hält die Andritz AG an dem Bauvorhaben fest. Auch Deutschland, die Schweiz und Österreich wollten das Projekt ursprünglich mit Exportkreditversicherungen mitfinanzieren und sprangen ab. Der geplante Stausee entspricht etwa der Fläche Münchens. Neben der einzigartigen Landschaft und Kulturschätzen wäre auch die Zukunft von 70.000 Menschen gefährdet. Sie müssten umgesiedelt, die antike Höhlenstadt Hasankeyf geflutet werden. Schwerwiegende Vorwürfe gibt es auch wegen eines Zellstoffwerkes in Tasmanien, für das laut Greenpeace 200.000 Hektar Urwald gerodet werden sollen. Für das neueste Projekt – in Brasilien soll das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt an einem der Hauptzuflüsse des Amazonas errichtet werden – hagelte es bereits bei der bloßen Ankündigung Proteste. Die Andritz AG läuft dadurch Gefahr, die hohe Reputation durch Vorzeigeprojekte an anderen Standorten und wegweisende technologische Entwicklungen wieder zu verlieren.

 

 

>> Neustart mit neuem Konto

''Neue Chance''-Konto. Gratis-Überweisungen, kein Überziehungsrahmen.

Um fest im Leben zu stehen, braucht man eine Wohnung, Essen, einen Job – und ein Bankkonto. Fehlt Letzteres, hat man schon ein gravierendes Problem: Für Bareinzahlungen werden in Österreich je nach Bankinstitut zwischen zwei und sechs Euro verrechnet, was bei angespannten Finanzverhältnissen eine beträchtliche Zusatzbelastung bedeutet. Miete, Gas, Strom – bei jeder Einzahlung fallen ein paar Euro an. Bei einem Monatsbudget von 700 Euro sind Gebühren jeweils in Höhe einer Mahlzeit deutlich spürbar.

Dazu kommt der Teufelskreis: Kaum ein Unternehmen zahlt Löhne und Gehälter noch bar aus. Auch die Miete wird in den meisten Fällen per Einziehungsauftrag bargeldlos überwiesen. Wer beim Jobantritt oder Mietvertragsabschluss auf Barzahlung besteht, macht sich schnell verdächtig. Kann man jemandem trauen, der/die nicht einmal ein eigenes Bankkonto hat? Laut Schätzungen der Schuldnerberatung verfügen in Österreich mehr als 50.000 Menschen über kein Konto, da sie aufgrund mangelnder Bonität von Banken nicht als Kunden akzeptiert werden. Mit ihrer Bankverbindung haben sie gleichzeitig ein Stück ihrer Würde und Eigenständigkeit verloren.

Bank für Arme. Seit April 2009 ermöglicht die Bawag P.S.K. sozial und finanziell schwachen Menschen einen unkomplizierten Zugang zum alltäglichen Zahlungsverkehr. Das »Neue Chance«-Konto ist ein reines Guthabenkonto ohne Überziehungsrahmen, Bankomat- oder Kreditkarte, um eine Neuverschuldung zu verhindern. Überweisungen, Dauer- und Einziehungsaufträge sowie e-Banking sind kostenlos. Mit 13,50 Euro Kontoführungsgebühr pro Quartal entspricht das Produkt dem günstigsten Kontopaket der P.S.K. Bank. Der Zugang wurde bewusst einfach gehalten: In jeder der 1.120 Postfilialen in ganz Österreich kann das Konto ohne zusätzliche Formalitäten eröffnet werden. Um eine Stigmatisierung auszuschließen, sind die Konten nicht durch einen eigenen Nummernkreis oder eine spezielle Bankleitzahl gekennzeichnet. Obwohl das »Neue Chance«-Konto nie aktiv beworben wurde, eröffneten allein im ersten Jahr bereits 4.390 Menschen ein solches Konto. Diese Möglichkeit wird den Klienten meist von unabhängigen Einrichtungen und Hilfsorganisationen im Zuge einer Beratung empfohlen.

Ein ähnliches Produkt bietet die Stiftung der Erste Bank seit November 2006 mit dem Projekt »Zweite Sparkasse«. Ausgehend von einem kleinen Probelokal in Wien entstanden inzwischen 19 weitere Filialen in ganz Österreich, in denen mehr als 5.000 Kunden von 400 Mitarbeitern ehrenamtlich betreut werden. Der Interessentenkreis ist jedoch deutlich eingeschränkter: Die Kunden müssen Privatkonkurs angemeldet haben oder eine finanzielle Zuwendung einer sozialen Einrichtung, etwa der Caritas, beziehen. Weitere Anbieter würde Bawag-Vorstandschefin Regina Prehofer durchaus begrüßen: »Das bestätigt, dass unser Konto nicht eine Notlösung ist, sondern auch ein Sprungbrett in ein gefestigtes Finanzleben sein kann. Diese Kunden für die Zukunft zu gewinnen, ist für uns auch eine Chance.«
Last modified onMontag, 21 Juni 2010 14:07
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