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Exmonopolist als "Headhunter"?

Klaus-Dieter Scheurle arbeitet ab 1. Jänner 2001 im Solde der Investment Credit Swiss First Boston in Frankfurt. Dort wird er als Senior Adviser für die Bereiche Telekommunikation und Logistik zuständig sein. So weit die Fakten. Warum es den deutschen Oberregulator in die Privatwirtschaft zieht, darüber wird allerdings heftig spekuliert, hatte es doch wochenlang eine breite Diskussion darüber gegeben, dass die Deutsche Telekom Scheurle absägen wolle. Grund dafür sei sein offensives Vorgehen gegen die Marktbeherrschung des Exmonopolisten.

Wirtschaftsminister Werner Müller bedauerte den für ihn "überraschenden Schritt". Die Regulierungsbehörde habe unter der Führung Scheurles einen "entscheidenden Beitrag für den Aufbau wettbewerblicher Strukturen auf dem ehemaligen Monopolmarkt geleistet" und den Kunden damit zu niedrigeren Preisen verholfen. Damit widersprach er auch Gerüchten, wonach er selbst Druck auf Scheuerle ausgeübt habe.

Der Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Post und Telekommunikation, Manfred Herresthal, glaubt nicht an gegenseitiges Einvernehmen. Im "Spiegel"-Interview sprach er Klartext: "Uns ist bekannt, dass sowohl Ron Sommer als auch Klaus Zumwinkel wiederholt beim Wirtschaftsminister Druck gemacht haben, weil ihnen die Liberalisierung zu weit geht. Das Fass wurde offensichtlich durch die Flat-Rate-Auflage zum überlaufen gebracht."

Der künftige Chef der Regulierungsbehörde muss nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" freilich gewissen Spielregeln folgen, wenn er nach ganz oben kommen will. Vor allem soll er die Deutsche Telekom und die Deutsche Post schonen. Demnach will die Bundesregierung Matthias Kurth, den bisherigen Scheurle-Stellvertreter, nur unter der Bedingung der Incumbentfreundlichkeit als Nachfolger akzeptieren.

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