Menu
A+ A A-

E-Mobilität braucht intelligente Netze

E-Mobilität braucht intelligente Netze

Elektroautos sind unabdingbar für den Klimaschutz. Aber wenn sie verlässlich mit Energie versorgt werden sollen, müssen die Verteilernetze aufgerüstet werden.

Ein Kommentar von Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums ­Versorgungssicherheit.

Selbst in absoluten Zahlen ist der Autoverkehr die Nummer zwei unter den Verursachern von Treibhausgasen in Österreich, gleich nach dem Sektor »Energie und Industrie«. Doch während dort der Ausstoß kontinuierlich zurückgeht, steigt er beim Verkehr seit Jahren stark an. Wenn die EU und damit auch Österreich die geplanten Klimaziele erreichen wollen, werden sie in den nächsten zehn bis 20 Jahren die Elektromobilität massiv vorantreiben müssen.

Die Verteilernetze stehen somit vor großen Herausforderungen. Derzeit kurven fünf Millionen PKW über Österreichs Straßen. Würde es das Energiesystem überhaupt schaffen, eine solche Flotte täglich neu aufzuladen? Das hängt davon ab, wie die Rahmenbedingungen gestaltet werden, sagt die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit Brigitte Ederer: »Wenn ein paar Millionen Autos abends um 18 Uhr gleichzeitig mit voller Leis­tung ans Netz gehen, erzeugt das Belastungsspitzen, die nur mit einem unverhältnismäßig teuren Ausbau bewältigbar sind.«

Anders sieht die Sache aus, wenn die Lade-Infrastruktur für E-Mobile intelligent gesteuert wird, so Ederer: »Wir können durch entsprechende Preisstaffelung erreichen, dass diese Fahrzeuge erstens in der Nacht und zweitens mit langsamen Ladezeiten wieder fahrbereit gemacht werden. Dann genügt ein Netzausbau im normalen, auch bisher üblichen Tempo.« Ederer verweist auf eine Studie des deutschen Thinktanks Agora Verkehrswende: Die Wissenschaftler haben für Deutschland errechnet, dass mit jährlichen Investitionen in die Verteilernetze von 2,1 Milliarden Euro (das entspricht der schon bisher regelmäßig investierten Summe) ein Volumen von 45 Millionen E-Mobilen versorgt werden kann – gesteuertes Laden vorausgesetzt.

Die Ergebnisse lassen sich auf Österreich umlegen, allerdings müssen entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Zum einen wünschen sich die Netzbetreiber, dass der Stromtarif künftig auch eine Leistungskomponente enthält. Ederer: »Jemand, der sein Auto mit normaler Haushaltsleistung im Lauf von mehreren Stunden lädt, hat den gleichen Stromverbrauch wie jemand, der eine Schnellladebox mit 22 Kilowatt Leistung verwendet – aber der Schnelllader belastet das Netz ungleich stärker. Das sollte sich auch in den verursachergerechten Netzgebühren niederschlagen.«

Die zweite Voraussetzung, damit die Netzbetreiber sichere und stabile Versorgung für die E-Mobilität der Zukunft garantieren können: Sie müssen steuernd eingreifen können. »Wenn es die Netzstabilität erfordert, dann muss es möglich sein, die Ladeleistung vorübergehend zurückzufahren. Dann werden zwar einige Autos etwas langsamer aufgeladen, was aber die Verfügbarkeit am nächsten Morgen in keiner Weise beeinträchtigt. Jedenfalls können so echte Stromausfälle oder ein unverhältnismäßig teurer Netzausbau vermieden werden.«

Aber wird sich die Technologie der batteriebetriebenen Elektro-Fahrzeuge überhaupt durchsetzen? Für Ederer ist diese Frage »noch nicht entschieden«, vor allem weil die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien ebenfalls große ökologische und soziale Probleme aufwirft. In den nächsten zehn Jahren werden Batterieautos aber den Markt dominieren, meint die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit: »Wir sehen, dass die deutschen Autohersteller ganz massiv auf diese Technologie setzen. Langfristig kann es sein, dass sich Elektrofahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen oder ganz andere Antriebstechniken durchsetzen. Ich erwarte auch, dass sich das Mobilitätsverhalten insgesamt verändert, etwa durch Car-Sharing oder bessere öffentliche Verkehrsmittel, sodass wir bei gleichem Komfort mit insgesamt weniger Autofahrten auskommen.«

back to top