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Kommentar: Was global zählt ...

Foto: »Mit der Finanzkrise kam das Osteuropageschäft in nur einer Woche komplett zum Erliegen.« Foto: »Mit der Finanzkrise kam das Osteuropageschäft in nur einer Woche komplett zum Erliegen.«

Obwohl es lange Zeit keine dezidierte Exportstrategie gab, exportiert das Regauer Familienunternehmen Ringer seine Gerüste und Schalungen heute in mehr als 50 Länder. Wie »Exoten« wie Australien, Südostasien und Afrika in der Finanzkrise für Osteuropa in die Bresche gesprungen sind und wie ein Viertel des Gesamtumsatzes gerade einmal von zwei Personen koordiniert wird, erklärt Geschäftsführer Thomas Ringer in einem Gastkommentar.

Das Ringer Exportgeschäft hat in den 1970er-Jahren begonnen. Mein Vater Isidor Ringer (†) hat damals in einem Wiener Hotel einen Scheich aus Kuwait getroffen und konnte ihm fünf Seecontainer mit Gerüsten verkaufen. Der Kunde war mit der Qualität unserer Produkte zufrieden, es folgten weitere Aufträge. Als kleines Familienunternehmen hatte Ringer sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich mit dem Gedanken des Exporthandels beschäftigt. Trotzdem kamen immer häufiger Anfragen aus dem Ausland. Viele davon, weil Unternehmer auf ihren Reisen durch Österreich auf unsere Gerüste und Schalungen aufmerksam geworden waren und von sich aus den Kontakt zu unserem Unternehmen suchten. Natürlich haben wir sie mit offenen Armen empfangen. Die meisten Geschäfte wurden per Handschlag besiegelt, die Lieferungen brachten immer wieder Folgeaufträge. Von einer offensiven Exportpolitik bei Ringer konnte jedoch eigentlich keine Rede sein.

Heute ist die Situation eine gänzlich andere und Ringer exportiert Gerüste und Schalungen in über 50 Länder weltweit. Mit meinem Eintritt ins Unternehmen 2001 begann ich Handelsvertretungen in den österreichischen Nachbarländern zu suchen, schnell entwickelte sich  ein Absatzmarkt im osteuropäischen und russischen Raum sowie im Nahen Osten. Der größte Exportauftrag der Unternehmensgeschichte, 24 Seecontainer mit Schalungen, ging 2008 nach Libyen.

Die Nachfrage nach Ringer-Produkten aus den osteuropäischen Ländern stieg enorm, 2008 waren Rumänien, Polen, Bulgarien und die Slowakei unsere stärksten Handelspartner. Der Einbruch kam über Nacht. Mit der globalen Finanzkrise kam das Exportgeschäft mit den genannten Ländern innerhalb einer Woche zum Erliegen, Alternativen mussten gefunden werden. Die Entwicklungen haben uns gezeigt, wie empfindlich der Exportmarkt ist und wie abhängig ein Familienunternehmen wie Ringer von globalen wirtschaftlichen Bewegungen ist. Die Erschließung neuer Märkte führte uns nach Skandinavien, 2017 für Ringer einer der potentesten Exportmärkte, nach Australien und Kanada, in die USA und den südostasiatischen Raum sowie nach Afrika.

Nicht überall gelingt es uns, zuverlässige Handelspartner zu finden. Darin liegt für uns unser Exportgeschäft, das in unserem Unternehmen gerade einmal von zwei Personen und ohne internationale Niederlassungen abgewickelt wird,  die größte Herausforderung. Trotz dieser flachen Strukturen erzielen wir heute im Ausland fast ein Viertel des Gesamtumsatzes. Was, so wie in den 1970ern, neben der Produktqualität immer noch zählt, sind die Handschlagqualität und der persönliche Kontakt zum internationalen Kunden. Dies hat sich trotz Globalisierung, Digitalisierung und rasanter geopolitischer Entwicklungen nicht verändert und wird auch weiterhin unsere Stärke bleiben.

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