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»Die Chancen sind gewaltig«

(Foto: WKO) JOhannes Brunner (Foto) und Christoph Plank: »Die AußenwirtschaftsCenter der WKO verfügen über ein breites Netzwerk an Kontakten.« (Foto: WKO) JOhannes Brunner (Foto) und Christoph Plank: »Die AußenwirtschaftsCenter der WKO verfügen über ein breites Netzwerk an Kontakten.«

Die österreichischen Wirtschaftsdelegierten Johannes Brunner (Johannesburg) und Christoph Plank (Casablanca) über Chancen und Schwierigkeiten auf den afrikanischen Märkten.

 

(+) plus: Sind die hohen Wachstumsprognosen angesichts vieler noch ungelöster Probleme am Kontinent berechtigt?

Johannes Brunner: Subsahara-Afrika erlebt gerade einen noch nie dagewesenen Aufschwung und ist dabei, dank Rohstoffboom und Ölreichtum in Asiens Fußstapfen zu treten. Südafrika bleibt dabei immer noch für viele das Eintrittstor zum afrikanischen Kontinent. Rund ein Drittel der österreichischen Lieferungen nach Afrika gehen in das Land am Kap.

Christoph Plank: Trotz der hohen Wachstumsraten der letzten Jahre bleibt der Lebensstandard der Bevölkerung relativ niedrig. Der Aufschwung kommt bei der Bevölkerung nicht an.

(+) plus: Ökonomen sprechen von einer stark wachsenden Mittelschicht, die zunehmend als Konsumenten interessant wird. Kann das Arbeitsplatzangebot mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten?

Brunner: In Südafrika ist der Konsum zu einem wichtigen Motor der Wirtschaft geworden. Rund 4 Mio. schwarze Konsumenten verfügen über eine Kaufkraft von umgerechnet 35 Mio. Euro, dazu kommen weitere 3 Mio. Konsumenten der weißen Mittelschicht. Südafrika leidet aber an einer extrem hohen Arbeitslosigkeit von rund 35 %. Der Grund dafür liegt oft in der mangelnden Ausbildung.

Plank: Eine konsumstarke Mittelschicht kristallisiert sich in Marokko allmählich heraus; ein Indiz dafür ist die Eröffnung der größten Shopping Mall Afrikas, der Morocco Mall, vor einem Jahr. Der recht stabile Konsum bleibt von der Entwicklung der Arbeitslosigkeit abhängig. Die offizielle Rate ist mit rund 9 % weiterhin hoch, die Dunkelziffer liegt wesentlich höher. An der Elfenbeinküste und im Senegal orientieren sich gut ausgebildete Menschen eher Richtung Europa oder Amerika und verlassen oft das Land. In Westafrika gibt es keine nennenswerte Mittelschicht. Sichtbares Zeichen für die extreme Kluft zwischen Vermögenden und Armen sind einerseits Luxuslimousinen deutscher Herkunft und edle Tropfen französischen Weins, andererseits Slums und Perspektivlosigkeit.

(+) plus: In welchen Ländern bzw. Branchen stehen die Chancen für österreichische Firmen besonders gut?

Brunner: Die Südafrikaner sind gerade dabei, mit sehr viel Geld ihre Infrastruktur auszubauen. Die Chancen sind gewaltig. Ob Verkehr, Energie oder Wasser, in all diesen Bereichen wird verbessert und ausgebaut. Das gilt – in einer anderen Größenordnung – auch für die rasch wachsenden Märkte Kenia, Angola und Mosambik.

Plank: Die Freihandelszone mit der EU bringt österreichischen Industrieprodukten einen Wettbewerbsvorteil. Marokko ist Drehscheibe für den Handel zwischen Europa und dem frankofonen Westafrika und daher ein gutes Sprungbrett. Für Senegal als LDC-Land (»Least Developed Countries« lt. UN-Definition) beträgt der Förderanteil gemäß OECD-Vorgabe 50 % (statt 35 wie sonst üblich). In diesem Rahmen konnte 2012 die Elektrifizierung von acht Dörfern mit Photovoltaikanlagen abgeschlossen werden. 2013 wird mit der Errichtung zweier Stahlbrücken begonnen. Weiters soll ein Telemedizinnetzwerk das Hauptspital in Dakar mit jenen der Provinzstädte verbinden.

(+) plus: Mit welchen Schwierigkeiten müssen die Unternehmen rechnen?

Brunner: Ineffiziente Verwaltung, Sicherheitsrisiken, Korruption sind in vielen Ländern Afrikas nach wie vor an der Tagesordnung. Wenn man davon nicht unvorbereitet überrascht wird, sind diese Schwierigkeiten durchaus zu bewältigen.

Plank: Schwierigkeiten sind neben der Sprachbarriere und der Mentalitätsunterschieden eine Reihe von Hard Facts und letztlich der Geduldsfaden und der finanzielle Atem, der einem bei Geschäften in Afrika reißen bzw. ausgehen kann.

(+) plus: Ist eine Kooperation mit lokalen Partnern zu empfehlen?

Brunner: Die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern ist nicht nur empfehlenswert, sondern in vielen Fällen einfach unumgänglich, z.B. bei öffentlichen Aufträgen und Ausschreibungen.

Plank: Wenn eine eigene Niederlassung gegründet werden soll, ist es empfehlenswert, dies allein ohne Partner zu tun, um sich die Unabhängigkeit und Kontrolle zu sichern. Bei laufenden Liefergeschäften oder Exporten ist man natürlich auf einen verlässlichen, loyalen und gut vernetzten lokalen Partner angewiesen, der jedoch oft in keinem Firmenverzeichnis zu finden ist. Die AußenwirtschaftsCenter verfügen über ein breites Netzwerk an Kontakten und sind bei der Suche behilflich.

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