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Besser bauen durch bessere Prozesse

Foto: »Gerade in Branchen mit geringen Margen braucht es mehr Mut und Investitionen in die digitale Transformation«, ist  Andreas Höllrigl von Microsoft überzeugt. Foto: »Gerade in Branchen mit geringen Margen braucht es mehr Mut und Investitionen in die digitale Transformation«, ist Andreas Höllrigl von Microsoft überzeugt.

Die Digitalisierung von Arbeitsabläufen und Geschäftsprozessen nimmt auch im Bauwesen Fahrt auf. Erlaubt ist, was gefällt. Denn das Wesen der Digitalisierung ist, dass es keine Regeln gibt. Kleine Schritte können ebenso sinnvoll sein wie ganzheitliche Maßnahmen. In jedem Fall hilft die Digitalisierung, fundiertere Entscheidungen zu treffen und ermöglicht sogar neue Geschäftsmodelle.

Aus unternehmerischer Sicht bietet die Digitalisierung enorme Chancen für Wachstum und die Erschließung neuen Marktnischen. »Allerdings schrecken viele Unternehmen vor einschneidenden Veränderungen zurück oder wissen nicht, wie sie ihre digitale Kompetenz finden sollen«, erklärt Karl Wagner, Geschäftsführer der procon GmbH, der deshalb gemeinsam mit der TU Wien einen Lehrgang zur Vermittlung von digitalem Know-how für Führungskräfte gerufen hat (siehe Kasten rechts).

Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, herauszufinden, wie sie die Vorteile der Digitalisierung für sich nutzen können. Das gilt auch und vor allem für Unternehmen aus der Bauwirtschaft. Diese Unsicherheit hat dazu geführt, dass sich viele Unternehmen bewusst und unbewusst gegen den Mega-Trend der Digitalisierung gestellt haben. Und das durchaus mit Erfolg. »In Sachen Digitalisierung von Prozessen landet die Bauwirtschaft an drittletzter Stelle aller Branchen. Lediglich der Bergbau und die Landwirtschaft schneiden noch schlechter ab«, erklärt Andreas Höllrigl, Account Manager Construction & Infrastructure Microsoft Österreich.

Zwar erkennen laut einer Studie von Roland Berger 93 Prozent der Unternehmen die Wichtigkeit von Digitalisierung, danach handeln tun allerdings die wenigsten. »Dabei hat es gerade in einer Branche, deren Produktivität sich im letzten Jahrzehnt marginal gesteigert hat, drastische Folgen, wenn man den Anschluss verpasst«, ist Oliver Krizek, Eigentümer und Geschäftsführer der Navax Unternehmensgruppe, überzeugt.

Das merken derzeit auch viele Bauunternehmen und stellen daher die Weichen in Richtung Digitalisierung. »Bauunternehmen müssen heute den Wettbewerbsvorteil in einer sehr wettbewerbsorientierten Branche finden«, erklärt Joachim Bause, Regional Sales Director Central Europe Construction & Engineering beim Business-Software-Entwickler  Oracle. Dazu müssen die Unternehmen Risiken reduzieren, schneller arbeiten und qualitativ hochwertigere Projekte liefern. Sie brauchen Standardisierung, sie müssen Lieferketten verbinden, um die Zusammenarbeit der Projektteams zu verändern. Sie müssen ihre Prozesse schneller und transparenter für ihre Subunternehmer und Kunden gestalten. »Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sie innovativ sein müssen, und das schneller als ihre Mitbewerber«, so Bause.

Alles ist möglich

Jede Branche, jedes Unternehmen kommt ganz individuell an den Punkt, wo die Digitalisierung einen spürbaren Mehrwert bringt. »Die Notwendigkeit ergibt sich oft direkt aus dem Markt und der Frage: Unter welchem Druck muss ein Unternehmen wie rasch, wie effizient arbeiten und leisten können?«, erklärt Markus Schreiber, Leiter A1 Business Marketing. Den Beginn hat man vor Jahren damit gemacht, teure Baumaschinen mit GPS-Lösungen gegen Diebstahl abzusichern. Erst langsam geht es nun auch in Richtung Arbeitsabläufe und Geschäftsprozesse. Eine Optimierung dieser Abläufe und Prozesse hilft den Unternehmen auch in ihrem ureigensten Kerngeschäft, dem Bauen. »Zahlreiche Projekte werden mit weit überschrittenen Budgets abgewickelt, sowohl zeitlich als auch monetär. Das ist auch auf das Fehlen eines projektübergreifenden Stammdatensatzes sowie auf die eingeschränkte Möglichkeit der Analyse von Projektdaten zurückzuführen«, ist Bause überzeugt.

Bild oben:  »Egal ob Lichtsensoren, die beim Stromsparen helfen, oder zentral zugreifbare Pläne und Dokumente: Jeder Schritt zählt«, ist Markus Schreiber von A1 überzeugt.

Der Zugriff auf diese Informationen hilft den Projektteams, Lehren aus früheren Erfahrungen zu ziehen. Die Datenanalyse zeigt, was funktioniert und was nicht, wo man auf dem richtigen Weg ist und wo man falsch abgebogen ist. »Daten helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen oder schneller handeln zu können. Große Datenmengen können Unternehmen helfen, zukünftige Ergebnisse vorherzusagen«, sagt Bause. Diese Datenverfügbarkeit und -genauigkeit steht und fällt mit den Menschen, die das ihnen zur Verfügung gestellte IT-Produkt auch tatsächlich nutzen müssen. »Die Mitarbeiter müssen der Verwendung des Systems vertrauen und verstehen, was für die Projektabwicklung wichtig ist«, erklärt Bause. Außerdem ist es wichtig, dass die Teams schnell gute Erfahrungen bei der Arbeit mit einer neuen Lösung machen, diese einfach zu bedienen und dort zugänglich ist, wo sie tatsächlich ihre Arbeit verrichten.

Keine Zauberformel

Geht es um die Digitalisierungsprozesse im Unternehmen, muss es nicht immer gleich der große, alles umfassende Wurf sein. »Das Wesen der Digitalisierung ist, dass es keine Regeln gibt. Jeder muss seinen eigenen Weg finden«, sagt Oliver Krizek von Navax. Manche gehen den Weg der kleinen Schritte, andere gehen es gesamtheitlich an. Wichtig sei nur, dass man sich auf den Weg macht.

Auch bei Microsoft ist man überzeugt, dass Digitalisierung die Chance bietet, schon mit geringen Investitionen große Erfolge zu erzielen. »Wir unterstützen die Unternehmen, die größten ›Schmerzpunkte‹ zu identifizieren«, erklärt Höllrigl. In der Regel sind das hohe Kosten oder ineffiziente Medienbrüche. »Anhand dieser Identifizierung erheben wir den Umfang einer notwendigen Veränderung oder Modernisierung, an der letztendlich sinnvoll angesetzt werden kann.«

Insgesamt wünscht sich Höllriegl etwas mehr Mut und Investitionen in die digitale Transformation. Das sei vor allem für Branchen mit geringen Margen wichtig. »Ein wesentlicher Bestandteil, den wir mit unseren Kunden verfolgen und in denen wir großes Potenzial sehen, sind neue Geschäftsmodelle, mit denen ein zusätzlicher Ertrag erwirtschaftet werden kann«, so Höllriegl. Das sind zum Beispiel Dienstleistungsmodelle, die erst nach dem Abschluss eines Gewerks beginnen. Der Bau einer Brücke zum Beispiel wird vom Erbauer mit Drohnen und unter Einsatz von Machine Learning gewartet. »Auch das Thema Smart Building bietet noch großes Potenzial. Viele Unternehmen haben diese Konzepte noch nicht in ihre DNA aufgenommen«, so Höllriegl.

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