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Technologie für die vernetzte Welt

Technologie für die vernetzte Welt

Wie Machine Learning, intelligente Systeme und automatisierte Prozesse unsere Wirtschaft und Gesellschaft für immer verändern werden. Was Unternehmen in der Digitalisierung beachten sollten.

Die digitale Transformation der Top-Unternehmen ist in vollem Gange, beobachtet Michael Zettel, Country Managing Director bei ­Accenture. Er spricht gar von einer »Post ­Digital Era«: Die Kernaufgaben der Digitalisierung sind bereits klar – nun geht es darum, einen Geschäftsnutzen daraus zu schöpfen. Zettel sieht dazu mehr »digitales Selbstbewusstsein« bei den Unternehmen nötig. Gerade in Österreich stelle man sein Licht oft unter den Scheffel. Viele glauben, weniger zu können, als tatsächlich der Fall ist.

Einer der stark wachsenden Themenbereiche bei Accenture ist aktuell Machine Learning mit Anwendungen rund um angewandte, künstliche Intelligenz. »Die österreichischen Unternehmen sind hier ganz vorne mit dabei und müssen auch den Vergleich mit anderen europäischen Ländern nicht scheuen.« In einem Projekt mit einem Telekommunikationsanbieter werden jene Kunden gefiltert und gezielt mit Angeboten angesprochen, die auf dem Sprung sind, den Anbieter zu wechseln. Mit Machine Learning wird das Nutzungsverhalten der Kunden analysiert. Einzeln betrachtet würden die Daten wenig Aufsehen erregen. Die Parameter lassen vielmehr in Summe auf den Zeitpunkt der Kündigung des Servicevertrags schließen.

Zettel bringt weitere Beispiele für den Geschäftsnutzen der Digitalisierung. Für ein Versicherungsunternehmen werden die Dokumente im Posteingang erfasst, klassifiziert, es werden Textteile extrahiert und direkt Geschäftsprozesse in Gang gesetzt. Die Nachricht einer neuen Adresse eines Versicherten wäre ein solcher Geschäftsfall. »Kunden melden ihren Umzug in unterschiedlichster Weise, mit verschiedensten Formulierungen und Ausdrücken. Der eine schreibt, dass er eine neue Adresse hat. Der andere verwendet den Begriff ›umziehen‹. Die künstliche Intelligenz erkennt die Themenstellung, extrahiert die notwendigen Daten und verarbeitet die neue Adresse direkt in den Unternehmensprozessen der Versicherung«, beschreibt der Accenture-Manager. Die Zauberformel lautet »Robotic Process Automation«. Sie lässt repetitive Tätigkeiten automatisieren – mit folgenschwerem, positivem Ergebnis: Die Sachbearbeiter bekommen die Hände wieder für höherwertige Serviceaufgaben frei.

Bei einer internationalen Bank hilft der Technologiedienstleister Online-Kundenfragen automatisch zu übersetzen und teilweise auch zu beantworten. Das Zurücksetzen eines Passworts und andere einfache Aufgaben können vollautomatisch erledigt werden – in der Sekunde der Anfrage. »Solche Projekte befinden sich nicht mehr im Probiermodus, sondern laufen im Echtbetrieb. Sie funktionieren«, betont Michael Zettel.

Worin liegt nun der Unterschied zwischen klassischen Softwarecodes, die definierte Aufgaben abspulen, und Machine Learning? Erst mit Machine Learning sei es möglich, Inhalte semantisch zu erkennen und automatisiert zu verarbeiten. Diese Systeme arbeiten nicht mit starren Regeln, sondern müssen zunächst in einer Trainingsphase lernen, Richtiges von Falschem zu unterscheiden.

Bild oben: Michael Zettel, Accenture: »Die österreichischen Unternehmen sind ganz vorne mit dabei und müssen auch den Vergleich mit anderen europäischen Ländern nicht scheuen.«

Taugt der Vergleich der Maschine mit dem Kleinkind, das zuerst begreifen muss, wie es sich in seiner Umwelt zurechtfindet? Nun, das Feld ist tatsächlich neu. Erst seit zwei bis drei Jahren kann Technologie den Menschen beim Prozessieren inhaltlichen Kontextes übertreffen. Auch Bilderkennung schreitet derzeit rasant voran. Die sogenannten Computer Vision, das intelligente Kameraauge, ist angetreten, herkömmliche physische Sensorik etwa in der Lagerhaltung und Logistik abzulösen. Alle großen Hyperscaler – Amazon, Google oder etwa Microsoft – bieten bereits Machine-Learning-Plattformen zum Andocken an. Und auch Open Source wird bei der künstlichen Intelligenz großgeschrieben. Zettels Fazit: Unternehmen müssen hier das Rad nicht neu erfinden. Es gilt nun, die vielfältigen Möglichkeiten, die sich bieten, auszuprobieren. Vorausgesetzt, der Nutzen fürs eigene Geschäft wurde gefunden.

Digitalisierung des Ackers

Rund um Landwirtschaft und Handel drehen sich aktuelle Technologietrends bei IBM. Die These: Um den Nahrungsmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung und den Klimawandel in den Griff zu bekommen, brauchen wir künstliche Intelligenz, flexible IT-Infrastrukturen und den digitalen Zwilling des Agrarbetriebs – ähnlich wie dieser bereits in der produzierenden Industrie propagiert wird. »Mithilfe von Sensorik und Daten werden wir Agrarflächen und Lieferketten besser und umweltfreundlicher nutzen können«, prognostiziert Patricia Neumann, Generaldirektorin IBM Österreich. Bewässerung und Schädlingsbekämpfung werden mit dem passenden Datenmaterial ressourcenschonender durchgeführt werden. Landwirte können im Bedarfsfall früher eingreifen, früher reagieren.

Bis zu 45 % aller Lebensmittel werden heute weggeworfen, gerade bei Frischprodukten sind Rückholaktionen bislang kaum möglich. Mit einem im Herbst des Vorjahres gegründeten Netzwerk, dem IBM Food Trust, möchte der IT-Konzern gemeinsam mit Marktriesen wie Walmart und dem Früchteproduzent Dole Nahrungsmittel frisch, zeitgerecht und ohne Verschwendung in den Einkaufswagen respektive auf die Teller bringen. Künftig könnten vernetzte Sensoren und Blockchain-Technologie das Obst, Gemüse oder andere Lebensmittel auf dem langen Weg vom Feld in den Handel verfolgen helfen.

Bild oben: Patricia Neumann, IBM: »Mithilfe von Sensorik und Daten werden wir Agrarflächen und Lieferketten besser und umweltfreundlicher nutzen können.«

Daten zur tatsächlichen Nachfrage im Geschäft erleichtern dann den Einzelhändlern ihren Einkauf im Großhandel – die Produkte kommen zur richtigen Zeit ins Regal. Mit der Blockchain (siehe auch Interview auf Seite 40) soll etwas Einzug in den Lebensmittelhandel halten, das die Branche revolutionieren wird: Transparenz. Aus welcher Region die Nuss in der Schokolade kommt, unter welchen Bedingungen sie gewachsen ist, geerntet und verschifft wurde – das alles sind Fragen, die zunehmend auch die Konsumenten interessieren. Das Ziel scheint klar, auch wenn der Weg noch weit ist. »Die Voraussetzung ist, dass alle Teilnehmer der Wertschöpfungskette digitalisiert sind«, betont die IBM-Generaldirektorin.

Mit herkömmlichen IT-Modellen sei jedenfalls das Beziehungsgeflecht vom Produzenten über Lieferanten und Behörden bis hin zum Konsumenten nicht fair und sicher managebar – zu unterschiedlich sind die Einzelinteressen. Blockchain-Lösungen sollen nun die passende Unterlage für die globalisierte Wirtschaft und Gesellschaft liefern.

Der Einsatz von Technik geht im Lebensmittelhandel noch weiter: In den nächsten fünf Jahren werden IBM zufolge Bauern, Industrie und Händler gemeinsam mit den Hobbyköchen zu Hause in der Lage sein, auch gefährliche Schadstoffe rechtzeitig in Lebensmitteln zu erkennen. Forscher entwickeln aktuell Handysensoren, die Bakterien bis zu einem Mikrometer Größe erkennen. Die Sensoren werden auch in Schneidebrettern und auf Arbeitsflächen integriert sein, ebenso wie in Behältern. »Alle diese Themen sind uns ein großes Anliegen. Als Technologieunternehmen nehmen wir uns diesen großen Herausforderungen an«, sagt Neumann.

Daten als Anfang aller Dinge

»Die neuen Geschäftsfelder drehen sich stets um Daten und um den Umgang mit ihnen – sie zu verarbeiten, zu speichern und zu managen«, betont Alexander Spörker, Country Manager Hitachi Vantara. Der Fokus bei Hitachi Vantara liegt auf der Integration von Daten aus unterschiedlichen Quellen und dem Gewinnen von Informationen daraus. Neben der klassischen IT-Expertise des Herstellers werden die Kundenprojekte auch mit vertikalem Branchen-Know-how angereichert – für die produzierende Industrie beispielsweise in der Optimierung einer Stahlerzeugung oder Automatisierung einer Produktionsstraße.

Bild oben: Alexander Spörker, Hitachi Vantara: »Neue Geschäftsfelder drehen sich stets um Daten und um den Umgang mit ihnen.«

Die IT-Ebene ist mittlerweile in den traditionellsten Bereichen zu finden – so auch in der Gebäude- und Anlagensicherheit. »Intelligente Systeme entscheiden nun selbst, ob ein Sicherheitsproblem vorliegt, und starten entsprechende Prozesse automatisch«, berichtet Spörker von einem Einsatzbeispiel, das viele wohl zur Genüge kennen: ein unbeaufsichtigtes Gepäckstück auf einem Flughafen oder in einem Bahnhof. In den meisten Fällen ist das Sicherheitsrisiko eher gering. Es wurde einfach vergessen oder sein Besitzer kehrt wenige Minuten später zurück. Mit Bild­erkennung und Datenanalysen können nun diese Situationen besser eingeschätzt werden.

Ein intelligentes Monitoring verknüpft dazu verschiedene Datenquellen und kann erkennen, ob ein Koffer bewusst stehen gelassen wurde. »Video ist dazu eine wichtigste Informationsquelle. Aus Bewegungsdaten kann man viele Schlüsse ziehen«, spricht er von guten Erfahrungen, die Flughäfen damit machen. Das Sicherheitsthema ist stets eng mit der Produktivität von Unternehmen verknüpft. In diesem Fall können Ausfälle und Verspätungen vermieden werden.

Cloud – oder nicht?

Während der Trend zur Auslagerung der IT in die Cloud auch in Österreich zunimmt, ist so manches Unternehmen wieder zur Datenverarbeitung auf eigenem Grund und Boden zurückgekehrt. Der einfache Grund sind die Kosten. »Es gibt zwar keinen Schwellenwert, ab dem ein Wechsel in die Wolke oder wieder zurück wirtschaftlich sinnvoll ist«, erklärt Spörker. Man biete aber Assessments an, die einen IT-Infrastruktur-Mix im Detail prüfen, inklusive den Kostenstellen Softwarelizenzen und Anwendungen. »Viele wissen nicht einmal, ob ihre derzeitigen Systeme tatsächlich ausgelastet sind und zahlen deshalb mehr, als eigentlich notwendig wäre.«

Der Hitachi-Manager empfiehlt eine unabhängige Prüfung durch Dienstleister - etwa mit einem von Hitachi durchgeführten Assessment. Mehre Faktoren würden Einfluss darauf nehmen, auf welcher Infrastruktur die Daten und Applikationen tatsächlich laufen sollten: die Art der Daten und regulatorische Anforderungen etwa beim Datenschutz, die Verteilung von Spitzenlasten, notwendige Geschwindigkeit und Ausfallssicherheit.

Generell gehe es um eine Zusammenarbeit der Unternehmen mit Partnern und Spezialisten. »Die heute sehr komplexen Digitalisierungsprojekte schafft einer alleine nicht mehr abzubilden.«


Hitachi Vantara Forum 2019

Digitalisierung beeinflusst unseren Alltag nachhaltig und wir müssen entscheiden, wie wir unsere digitale Zukunft gemeinsam gestalten. Ganz gleich, wo und wie Daten und Informationen in Ihrem Unternehmen vorliegen – gemeinsam erschließen wir deren gesamte Intelligenz. Das Ziel heißt gewinnbringende Innovation. Auf dem Hitachi Vantara Forum 2019 werden am 16. Mai in Wien inspirierende Keynote-Vorträge geboten und viele Praxisbeispiele aus der Wirtschaft gezeigt. Tauschen Sie sich am Show-Floor mit den Experten und Partnern von Hitachi Vantara aus und testen Sie Lösungen für Ihre individuelle digitale Strategie.

Info: 16. Mai 2019 ab 11 Uhr im Palais Wertheim, Wien.

Die Agenda und weitere Informationen gibt es unter hitachivantaraforums.com/event/vienna

Last modified onDonnerstag, 23 Mai 2019 13:14

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