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Windkraftbranche bereit für Ausbauoffensive

Warnen vor Investitionsstau: Nils de Baar, Vestas;  Stefan Moidl, IG Windkraft; Frank Dumeier, WEB Windenergie, und Michael Gerbavsits, Energie Burgenland. Warnen vor Investitionsstau: Nils de Baar, Vestas; Stefan Moidl, IG Windkraft; Frank Dumeier, WEB Windenergie, und Michael Gerbavsits, Energie Burgenland. Foto: IG Windkraft

Die Windkraft in Österreich kann bereits 9% des heimischen Stromverbrauchs erzeugen. Gleichzeitig wird der Reformstau beim Ökostromgesetz immer größer. Mittlerweile hängen 260 Windräder in der Warteschlange und damit 1,4 Milliarden Euro an Investitionen, die zurückgestellt werden müssen. „Nur eine rasche kleine Ökostromnovelle hält Österreich auf Energiewendekurs, sichert Arbeitsplätze und schafft heimische Wertschöpfung statt Kaufkraftabfluss durch Importstrom“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.

Mit Ende 2016 können alle österreichischen Windkraftanlagen bereits 9% des heimischen Strombedarfs erzeugen. Damit ist die Windenergie zu einer der wichtigsten Stromerzeugungsquellen für Österreich geworden. Doch der Windkraftausbau ist in den letzten zwei Jahren massiv geschrumpft. 2015 wurden noch 108 neue Windräder errichtet, 2016 nur 75. Mit voraussichtlich 60 Windrädern wird es 2017 noch einmal deutlich weniger sein. „Der Windkraftausbau kann nur mit einer kleinen Ökostromnovelle rasch wieder angekurbelt werden. Wer allein auf eine große Reform setzt, der will in den nächsten Jahren den Ökostromausbau abwürgen, denn es ist völlig unrealistisch, dass mit allen Akteuren ein komplett neues Ökostromgesetz vor 2020 seine Wirkung entfalten kann“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.

190 Windräder ohne Perspektive
Mittlerweile hängen bereits 260 Windräder mit einer Leistung von 850 MW in der Warteschlange. Diese Anlagen könnten zusätzlich auf einen Schlag 2,5 % der österreichischen Stromversorgung sichern, Investitionen von 1,4 Milliarden Euro auslösen und tausende Arbeitsplätze bereitstellen. Davon sind 190 Windräder zum jetzigen Zeitpunkt sogar gänzlich ohne Perspektive, da durch eine Formalbestimmung die Anträge nach drei Jahren verfallen.

Windkraftausbau wirkt über die Grenzen hinaus
Der Weltmarktführer der Windenergieanlagenhersteller Vestas unterhält eine Niederlassung in Wien, die über die Grenzen hinaus auch für Mittel- und Osteuropa zuständig ist. Mittlerweile arbeiten hierzulande rund 100 Personen für Vestas. „Dabei ist es für uns besonders wichtig, dass so ein zentraler Standort, von dem aus mehrere Länder bearbeitet werden, auch klar hinter der Windenergie steht. Wir begrüßen auch die Entscheidung Österreichs, bis 2030 die Energiewende im Strombereich umsetzen zu wollen. Derzeit sehen wir aber besorgt auf den Reformstau bei der Ökostromgesetzgebung“, bemerkt Nils de Baar, Group Senior Vice President and President of Vestas Central Europe.

Windkraftbetreiber mit hohem Potential
Mit 224 Windrädern und einer Leistung von mehr als 500 MW ist die Energie Burgenland der mit Abstand größte Windkraftbetreiber Österreichs. „Auch unsere Projekte hängen in der Warteschlange fest“, erklärt Michael Gerbavsits, Vorstandsvorsitzender der Energie Burgenland. „Wir haben Projekte im Ausmaß von 150 MW, die im Konsens mit der Bevölkerung konzipiert sowie behördlich bewilligt wurden und einen hohen regionalwirtschaftlichen Impuls bringen können. Wir brauchen einen Abbau der Warteschlange und eine Verlängerung der Verfallsfrist der Reihung, damit der Windkraftausbau im Burgenland und in Österreich wieder auf sinnvollem Niveau fortgesetzt werden kann.“ Auch bei dem mit über 400 MW installierter Leistung größten Bürgerbeteiligungsunternehmen Österreichs, der WEB Windenergie AG, hängen Windparkprojekte in der Warteschlange. Vorstandsvorsitzender Frank Dumeier dazu: „Es ist enttäuschend, wenn man Windparks, hinter denen ein breiter Bevölkerungszuspruch steht, nicht umsetzen kann. Auch wenn wir sehr gerne Projekte in Österreich realisieren würden, haben wir uns strategisch neu ausgerichtet und werden die nächsten 100 Millionen Euro in unseren WEB-Auslandsstandorten in Windparks investieren.“
 
Kleine Ökostromnovelle jetzt
Egal wie die langfristige Energie- und Klimastrategie der Regierung ausfällt, ohne den forcierten Ökostromausbau ist die Energiewende nicht zu schaffen. „Will man nicht eine Vollbremsung des Ausbaus für mehrere Jahre in Kauf nehmen, ist eine kleine Ökostromnovelle unerlässlich“, bemerkt Moidl abschließend. „Der vorhandene Spielraum im von der EU-Kommission bewilligten Ökostromgesetz muss unbedingt genutzt werden, unabhängig von einer später kommenden großen Reform.“

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